Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
glitzernd und vielsagend in dem Edelmetall.
»Wie bitte?«, fragte er verblüfft. »Selbstverständlich sind wir verheiratet! Und was den Ring betrifft … wenn du nicht aufpasst und ihn fallen lässt, finden wir ihn vielleicht nie wieder!«
»Es war auch ihr Ring, oder?«
»Wie kommst du auf diese idiotische Idee!«, erwiderte er so wütend, dass sie zusammenzuckte. Dann fügte er ruhiger hinzu: »Katharine hat ihren Ring behalten.«
So verwirrend die Bemerkung auch war, sie ging nicht weiter darauf ein. »Was für ein Mensch ist sie gewesen?«
Frederick antwortete nicht. War sie zu direkt, zu verletzend gewesen? Er machte ihr plötzlich Angst. Er war so viele Jahre älter, so erfahrener und weltgewandter. Sie kam sich neben ihm dumm und linkisch vor.
»Katharine«, erinnerte sie ihn mit leiser Stimme und dachte plötzlich voll Neid an Frau Braun, die ihren Mann vielleicht nicht mehr liebte, jedoch nie von ihm enttäuscht werden würde.
»Katharine«, wiederholte er. »Entschuldige«, murmelte er. Er trat dicht vor sie, und sie fühlte, wie seine Hände zitterten, als er in seinen Jacketttaschen kramte. Sie atmete den Duft seiner Brillantine ein, bevor der scharfe Nikotingeruch alles überdeckte. Er war ein disziplinierter Raucher, doch jetzt rauchte er seine zweite Zigarette innerhalb weniger Minuten. »Sie war …« Celia erlebte zum ersten Mal, dass der elegante, selbstsichere Mann nach Worten rang. Mitleid hätte sie beinahe veranlasst, ihn von der Qual zu erlösen, doch sie verharrte in einer deprimierenden Mischung aus Angst und Ungeduld.
»Ich weiß nicht, womit ich anfangen soll, einen Menschen zu beschreiben«, sagte er schließlich. Es klang verloren und hilflos.
»Schön?«, schlug sie vor. Es tat weh.
Sie hörte, wie er an seiner Zigarette zog, was in der Stille der Nacht wie ein lang anhaltender Kuss klang. »Die Leute mögen sie dafür gehalten haben, ja«, stimmte er widerwillig zu.
Unterbewusst registrierte sie, wie schlau es von ihm war, die Meinung anderer vorzuschieben. Sie erinnerte sich daran, was er kurz nach der ersten Begegnung am Strand gesagt hatte: Ich liebe deinen scheuen, aber direkten Blick, deinen großzügigen Mund und deine kluge Stirn. Von Schönheit war nicht die Rede gewesen.
»Hör zu«, begann er, »das ist alles sehr unglücklich gelaufen … Ich wollte dir von ihr erzählen – zum geeigneten Zeitpunkt.«
Sie wollte ihm glauben. Es hatte ja auch kaum Gelegenheiten gegeben, ausführlich miteinander zu sprechen. Obwohl sie seit über einem Jahr verheiratet waren, waren sie die meiste Zeit getrennt gewesen. Dann fiel ihr ein, dass ihre Mutter nach der Ankunft in Far Point nie wieder von ihrem Vater gesprochen hatte, sodass sie in dem Bewusstsein aufgewachsen war, nur ein Elternteil zu haben. Wenn eine Frau wie ihre Mutter die Vergangenheit verdrängen konnte, warum nicht auch ein Berufsoffizier? Es gehörte zu seiner Überlebensstrategie.
»Ich frage mich, ob uns das weiterbringt«, fuhr er fort. »Mit uns ist doch alles in Ordnung, oder?«
»Ich muss wissen, was geschehen ist«, beharrte sie ungewöhnlich heftig. Darüber, dass er ihre Ehe als »in Ordnung« beschrieb, wollte sie später nachdenken.
»Also gut«, stimmte er zu. »Aber danach reden wir nie wieder drüber, versprochen?«
Sie nickte in der Dunkelheit.
»Habe ich dein Wort, Celia?«, forderte er.
»Ich verspreche es.«
»Ich will nie wieder darüber reden.«
»Versprochen.«
Und trotzdem fand er keinen Anfang. Sie kannte seine Abneigung gegen Personen, die »über sich jammern, sich selbst beweinen« wie er es nannte und vermutete, dass es ihm überaus schwerfiel, seine Demütigung ausgerechnet vor ihr auszubreiten.
Sie beschloss, ihm zu helfen. »Wie habt ihr euch kennengelernt?«
Sekunden verstrichen, und als er zu sprechen begann, war seine Stimme wie verwandelt. Sie hatte einen sanften, liebevollen Klang angenommen, als habe ihn ein gewisser Zauber erneut erfasst. »Das erste Mal habe ich sie in Oxford gesehen. Sie kam über den Rasen, und ich habe jemanden gefragt, wer sie sei, und er hat geantwortet: ›Weißt du das nicht. Das ist Katharine Cooper-Seymour. Sie ist hier Gesprächsthema Nummer eins.‹« Er zögerte, als könne er nicht in Worte fassen, welchen Eindruck sie auf ihn gemacht hatte. »Und das war’s.«
»Verstehe.«
»Ich konnte es kaum fassen, als sie mich gewählt hat«, fuhr er fort wie ein eifriger Junge. Es war, als fühle er sich so intensiv in die Vergangenheit
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