Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
Taschentuch, das er gerade aus der Schublade genommen hatte. »Ich bin schnell wieder zu Hause.«
»Wenn nur …«, murmelte sie.
»Ich weiß«, sagte er, doch sie glaubte, ein erstes Anzeichen von Ungeduld zu bemerken, jene Sehnsucht, endlich in die Welt der Männer zurückzukehren. Immer wieder hatte sie von der Trauer um ihre Mutter gesprochen, die Schuldgefühle eingestanden, und er hatte ihr zugehört und ihr Trost gespendet, so gut er konnte. Wenn Helen nur ein wenig länger ausgehalten hätte … wenn sie nur ihr erstes Enkelkind in den Armen hätte halten können … wenn sie sie nur öfter besucht hätten … Doch sie war so diszipliniert und still gestorben, wie sie gelebt hatte – in dem Bewusstsein, dass es ihr Schicksal war, in jenem lang herbeigesehnten Augenblick, da sich ihre Familie wieder um sie scharte, in einer Kiste zu liegen.
Frederick strich Celia übers Haar. Dann sagte er mit gespielter Strenge zu seinem kleinen Sohn: »Pass mir ja gut auf deine Mutter auf!«
Celia lächelte gequält. Sie dachte an das, was Priscilla, die gerade ebenfalls einen Jungen geboren hatte, über die Mutterschaft gesagt hatte: »Wenn du dein Erstgeborenes in den Armen hältst, Liebes, dann begreifst du, was wahre Liebe ist.« (Und es war der einzige Hinweis, mit dem Priscilla je zugegeben hatte, dass ihre großartige Ehe mit einem reichen Mann nichts als Fassade war.)
Für Celia war Liebe grenzenlos. Die Aufgabe, für Robert zu sorgen, hatte ihr Verhältnis zu Frederick gebessert. Es schien, als wolle er geliebt, aber nicht über die Maßen gebraucht werden, obwohl er sich gelegentlich nach dem Mädchen sehnte, das allein beim Anblick seiner Hände erschauderte. Ihre Flucht aus Deutschland war kein Thema mehr. Sie war zu einem anderen Mann zurückgekehrt. Reuevoll und besorgt, hatte er sich sehr gefreut, als sie ihm sagte, dass sie ein Kind erwarte. Funktionierten alle Ehen wie die ihre? Verwandelte sich Verzweiflung immer so schnell in himmelhoch jauchzendes Glück, sodass man begann, an den eigenen Erinnerungen zu zweifeln?
Und dann war da das Haus, gleich einem Versprechen für Jahre zukünftigen Familienglücks. Es lag in der Nähe der Portsmouth Road, und man würde es, wie Frederick behauptete, nie dort vermuten. Es gab viel zu tun, denn das Haus musste vergrößert und der verwilderte Garten angelegt werden. Ein weiterer Vorteil, so erzählte er jedem, war, dass es kaum eine Stunde von London und dem Verteidigungsministerium entfernt lag. Schade nur um seinen lächerlichen Namen – Parr’s. Wer war Parr gewesen? Niemand schien es zu wissen. Aber den Namen eines Hauses zu ändern, erschien ihnen eine ebenso drastische Maßnahme wie die Trennung einer Ehe.
Ein Fahrzeug bog in die Auffahrt ein, hielt mit laufendem Motor an, und Frederick rannte zum Fenster und rief: »Post!« Es war ein aufregender Augenblick: ihr erster Besucher sowie die erste Post seit mehr als drei Wochen. Dann war er auf und davon und sprintete in Strümpfen die Treppe hinunter.
Er kehrte mit einem Arm voller Briefe zurück und setzte sich wieder auf die Bettkante. »Komisch«, sagte er und starrte stirnrunzelnd auf eines der Kuverts. »Falscher Name, richtige Adresse. Florence de la Tour. Klingt nach der Besitzerin eines Damenbekleidungsladens!« Er warf den Brief beiseite, riss den Umschlag mit der Telefonrechnung auf und zog scharf die Luft ein. »Donnerwetter, die ist gesalzen. Hast du wieder mit deiner Freundin Priscilla telefoniert?«
Celia antwortete nicht.
Frederick sah sie an, spürte ihr Unbehagen. »Ist ja in Ordnung«, versicherte er ihr. »Ich möchte wirklich, dass du mit Priscilla in Verbindung bleibst.« Er hielt inne. »Und natürlich mit Bet.« Er sah hastig die restliche Post durch, legte das meiste für später beiseite. »Zeit, dass ich mich auf den Weg mache.« Er zog seine auf Hochglanz polierten Schuhe an, stand auf, küsste sie flüchtig auf den Scheitel und nahm Roberts winzige Kinderhand in seine große. »Hallo und Tschüss!« Dann nahm er den Brief an Florence de la Tour und steckte ihn in die Tasche.
»Was hast du damit vor?«, fragte Celia ängstlich.
»Ich bring ihn auf dem Weg zum Bahnhof beim Postamt vorbei.«
»Nein, warte«, sagte Celia. »Ich weiß, für wen er ist.« Sie wartete seit Wochen auf diesen Brief. Doch nach Roberts Geburt, einer schmerzhaften Zangengeburt, gefolgt vom Tod der Mutter, hatte sie die Angelegenheit vollkommen vergessen. Jetzt war sie peinlicherweise zu einem
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