Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
Geständnis gezwungen. Robert war eingeschlafen. Sie knöpfte ihr Nachthemd zu, suchte nach den richtigen Worten, obwohl das, was gesagt werden musste, ganz einfach war. »Als wir in Deutschland waren, habe ich was geschrieben.«
»Oh?« Er dachte bereits an den vor ihm liegenden Arbeitstag und hörte nur mit halbem Ohr zu. Sie begriff, dass er seine zärtlichen Gefühle für Frau und Kind im Augenblick beiseitegeschoben hatte wie einen kostbaren Gegenstand in den Safe. »Was heißt ›etwas‹?«, fragte er und zog sein Jackett an.
»Eine Geschichte«, erwiderte sie leise. Zu spät erkannte sie, was sie Dummes getan hatte. Jetzt stand alles auf dem Spiel, was sie in der kostbaren Zeit in der Schnee-Einöde gewonnen hatten.
Seine Aufmerksamkeit war ihr jetzt sicher. »Du hast eine Geschichte geschrieben?«
Sie nickte. »Eigentlich eher ein Buch … Ich habe nichts davon erzählt, weil es nichts bedeutet. Es war nur etwas, womit ich mich beschäftigen konnte. Ich meine, ich habe nie erwartet …«
»In Deutschland? Wann?«
»Meistens nachmittags. Ich hatte viel Zeit.«
»Erzähl!« Das klang grimmig. Wusste er überhaupt, dass sie von den anderen Offiziersfrauen geschnitten worden war, nachdem sie erfahren hatten, dass sie mit ihrem deutschen »Dienstmädchen« freundschaftlich verkehrte? Sie erinnerte sich an die Einsamkeit und die eigenwillige Entscheidung, sich die Eifersucht von der Seele zu schreiben. Es hatte schließlich niemanden gegeben, dem sie sich in diesem fremden Land hätte anvertrauen können, am allerwenigsten Frederick. »Ich hasse dich, Katharine!« hatte sie quer über die erste Seite eines Notizbuchs und darunter ein halbes Dutzend Mal »Celia Bayley« geschrieben, als wolle sie die bedrohliche Schattenfrau daran erinnern, wer jetzt Fredericks Ehefrau war. Aber dann war etwas geschehen. Während die Tage vergingen, hatte eine Geschichte Form angenommen, so als habe sie ganz unbewusst aus all den Büchern, die sie in der Bibliothek von Far Point verschlungen hatte, gelernt, wie man Plots und Figuren gestaltete. Bald wurde das Notizbuch so wichtig für sie wie die Phantasie-Freundin Naomi ihrer Kindheit. Dieser Roman fiel längst nicht so aus, wie sie es gehofft hatte. Dennoch hatte ihr einsames Streben ihr gelegentlich Befreiung und Zufriedenheit beschert. »Du siehst bezaubernd aus«, lobte dann Frederick, wenn er nach Hause kam, als spüre er den Unterschied. »Was hast du heute gemacht?« Aber sie hatte ihn nicht eingeweiht – wieder ein deutlicher Fehler –, und jetzt konnte sie die Verbindung zu ihrem seltsamen Anfall von Unabhängigkeit nicht mehr herstellen.
»Und dann – ich weiß nicht, weshalb – habe ich es einem Verleger geschickt.« Sie hatte tagelang gezaudert, bevor sie ihr handschriftliches Manuskript zusammengepackt und es zu Gollancz in London geschickt hatte, dem Verlag, bei dem ihre Lieblingsbücher erschienen waren. »Sie waren nicht interessiert«, murmelte sie und schämte sich noch mehr. »Und die anderen auch nicht«, fuhr sie wie zu sich selbst fort. »Ich weiß auch nicht, was mich geritten hat.« Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, denn sie hatte das Manuskript weiterhin an Verlage geschickt – in einem seltsamen Anfall von Selbstbewusstsein, wenn nicht gar Anmaßung.
»Damit ich das richtig verstehe«, begann Frederick. »Du hast heimlich ein Buch geschrieben und es nicht nur an einen , sondern an mehrere Verlage geschickt – ohne mir ein Wort zu sagen?«
Celia blickte auf den schlafenden Robert hinab, um Fredericks Blick auszuweichen. In dem folgenden Schweigen glaubte sie, das Gewicht seines Missfallens geradezu körperlich zu spüren. Es kam ihr nie in den Sinn, ihm in diesem Augenblick Scheinheiligkeit vorzuwerfen, ihn daran zu erinnern, wie er die Wahrheit manipuliert und ihre Freunde glauben gemacht hatte, sie stamme aus einer wohlhabenden Familie der Gesellschaft. »Niemand will es veröffentlichen«, wiederholte sie und dachte an die sieben anderen ablehnenden Briefe, die sie in einer Schublade verschlossen hielt.
»Hast du das unter deinem richtigen Namen getan?«, erkundigte er sich unvermittelt.
Celia schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht.« Sie deutete auf den Brief. »Ich habe einen erfunden.«
»Ah.« Er hatte verstanden. »Also, das ist ja eine Überraschung«, murmelte er irgendwie erleichtert. Einer Erklärung bedurfte es nicht. Die Armee hatte für unangepasste Offiziersfrauen nichts übrig. »Warum machst du ihn nicht
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