Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
Deutschland.«
»Komisch«, lautete Bets Kommentar, was Celia verunsicherte. Und doch hatte Bet recht. Andere Frauen, die zu viel Zeit hatten, begannen zu schneidern oder zu stricken. Wobei sie diese Anspielung von einer so emanzipierten Person nicht erwartet hätte. Ein Buch zu schreiben war eine sehr intime, persönliche Angelegenheit – besonders für jemanden wie sie, die Gefühle nur schwer artikulieren konnte. Hatte Bet die Leidenschaftlichkeit zwischen den Zeilen schockiert?
Mit Fredericks Zustimmung war Celia nach London gefahren, um den Verleger zu treffen, der ihr Buch veröffentlichen wollte. Als sie in seinem Büro saß, unter seinen Komplimenten errötete, hatte er die Meinung vertreten, das Buch sei ein wenig »melodramatisch – das müssen wir ein wenig glätten« und »in einigen Passagen etwas zu lasterhaft und schwülstig« (aber das konnte auch ein Witz gewesen sein). Ansonsten hatte er sich ungefähr wie Bet verhalten: als könne er nicht glauben, dass die Autorin eine sittsame junge Frau und Mutter sei, die vor Schüchternheit kaum den Mund aufbrachte.
Bet war zum Lunch in einem staubigen alten Ford aufgekreuzt, den sie sich von einem Freund geliehen hatte – offenbar von einem sehr guten Freund, denn sie war eine berüchtigt schlechte Autofahrerin. Und tatsächlich hatte sie schon bei der Einfahrt den Torpfosten gerammt, wie sie offenherzig zugab. »Keine Sorge«, beruhigte Bet Celia. »Ist nur etwas Farbe abgegangen.« Dann hatte sie den Durchschlag von Celias kostbarem handschriftlichem Manuskript (mit frischen Teeflecken übersät), eine Giraffe aus Holz für Robert und eine Schachtel Datteln ausgepackt. In ihr war kaum das reizbare Mädchen wiederzuerkennen, das im Café Royal in einem schäbigen alten Mantel, mit ungeputzten Schuhen und entschlossen, sich zu amüsieren, erschienen war. Sie trug ein rosarotes Baumwollkleid mit Gürtel, der ihre hübsche, schlanke Taille betonte. Außerdem hatte sie sich eine neue modische Kurzhaarfrisur schneiden lassen.
Es war ein traumhaft schöner Tag Anfang Juli, und sie hatten sich unter der Blutbuche auf eine alte, karierte Decke gesetzt und ein Picknick gemacht. Hier war es bequemer als im Haus, wo die Maurer mit dem Ausbau der Küche begonnen hatten und überall Staub lag. »Tut mir leid, dass ich deinen Mann verpasst habe«, hatte Bet gesagt, doch sie beide wussten, dass das geschwindelt war. Frederick gab sich mittlerweile um Celias willen Mühe mit Bet, doch sie waren zu verschieden, um gut miteinander auszukommen. Er war in ihrer Gegenwart so betont höflich, dass sie verlegen bis schroff reagierte.
»Versteh mich richtig«, fuhr Bet fort und griff nach einem Stück Corned Beef. »Ich kann das nicht ganz einordnen. Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen?« Bevor Celia antworten konnte, gab sie selbst die Antwort: »Dieser Cyril ist Fredericks Ebenbild, stimmt’s?«
»Findest du?«, sagte Celia. Sie klang, als sei ihr das noch gar nicht aufgefallen.
»Ja, ich weiß, er ist blond und nicht dunkelhaarig. Und er ist nicht in der Armee wie Frederick. Aber er ist elegant und schneidig, oder? Und auch älter als Alice. Die erinnert mich im Übrigen an dich.« Damit traf Celia ein durchtriebener und prüfender Blick.
»Ach, wirklich?«
»Einzelkind, schüchtern, vaterlos«, fuhr Bet fort, als gehe sie eine Checkliste durch.
Nach einer Weile gab Celia auf. »Ich schätze, es gibt gewisse Ähnlichkeiten. Man schreibt schließlich über das, was man kennt. Aber es ist fast alles Fiktion.«
»Hm.« Bet schien wenig überzeugt zu sein.
Das Baby Robert lag auf der Decke, blinzelte in die Sonne, die marmoriert durch das rot glänzende Blätterdach fiel. Das Laub raschelte leise in der leichten Brise und warf tanzende Schatten auf sein kleines Gesicht. Er trug eine Baumwollmütze und einen blauen Strampelanzug. Immer wieder lächelte er und runzelte die Stirn, als müsse er sich über etwas klar werden, oder strampelte energisch mit seinen rundlichen Beinchen, und Bet hielt abrupt im Gespräch inne und murmelte fast unter Tränen: »Mein Gott, wie süß!«
»Gibt’s Neuigkeiten?«, fragte Bet unvermittelt.
»Ich habe sie letzte Woche angerufen.«
»Und?«
Celia zuckte die Schultern. Priscilla, die mittlerweile in Schottland residierte und deren Leben von einem Tagesablauf in Luxus diktiert wurde, war diejenige, die die Verbindung abgebrochen hatte. Nur manchmal während der äußerst seltenen Telefongespräche hörte Celia aus den
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