Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
wie Betrug vorgekommen. Sie war stolz auf ihr Buch, und gleichzeitig bereitete es ihr Sorgen. Sie war ängstlich bemüht, sich ihrem Mann gegenüber loyal zu zeigen, und fürchtete doch das Gegenteil. »Bet, ich wollte, dass du es liest, aber ich habe beschlossen, niemandem sonst davon zu erzählen. Nicht mal Priscilla.«
»Hast du deshalb ein Pseudonym benutzt?«
»Die Sache ist kompliziert – wegen der Armee.«
»Schande über sie! Du kannst stolz auf dich sein!«
»Fredericks Karriere ist wichtig. Darauf muss ich Rücksicht nehmen.« Und aufrichtig fügte sie hinzu: »Außerdem mag ich die Anonymität. Dadurch kann ich schreiben, was ich will.«
»Dann ist das nicht der letzte Titel von Florence de la Tour?«
Celia schüttelte den Kopf. Und in diesem Moment wurde ihr klar, dass sie nicht nur ein Buch geschrieben hatte. Sie war Schriftstellerin geworden.
Auch Bet hatte Neuigkeiten für sie, was sie sich allerdings praktisch bis zur letzten Minute, bis zum Abschied von Robert, aufhob. »Sag bye-bye zu Tantchen Bet.« Sie griff nach seinem stämmigen, kleinen Fuß und küsste ihn, während er zahnlos lächelte. »Wie süß! Ich könnte dich fressen! Nein, ich klau dich einfach. Sobald uns deine Mummy den Rücken zukehrt. Dann nehme ich dich mit nach Hause. Ja, das mache ich!« Dann griff sie nach ihrer Handtasche und sagte ganz geschäftsmäßig zu Celia: »Ach, übrigens! Ich heirate.«
Celia starrte sie an. »Das kommt aber plötzlich.«
Bet blinzelte und nickte. »Auch für mich.«
»Warum hast du nichts gesagt?«
»Ich sag’s doch jetzt, oder?« Bet tat so, als sei ihr das auch erst seit einer Minute klar.
»Wie heißt er?«
»Jack«, antwortete Bet nach kurzem Zögern.
»Seit wann kennst du ihn?«
Bet zuckte mit den Schultern. Dann streckte sie die Waffen und gestand: »Er war auch bei der Marine.«
»He, das ist wunderbar!« Celia war begeistert und wunderte sich, weshalb sie nie von diesem besonderen Freund gehört hatte. »Wann?«
Bet wollte nicht recht mit der Sprache herausrücken. »Da muss ich erst Jack fragen, oder?«
»Du musst ihn uns vorstellen.«
»Okay.« Sie warf einen letzten Blick auf Robert. »Kleiner Liebling«, flüsterte sie. Dann beobachtete Celia, wie sie die Augen schloss und die Finger kreuzte, als wünsche sie sich etwas, fürchte jedoch, es würde nie in Erfüllung gehen.
14
Diese Baby-Geschichte richtet so viel Schaden an
und macht mir fürchterliche Sorgen. Aber obwohl
sich Robert in seinem Ärger furchtbar aufplustert,
weiß ich, dass er letztendlich das Richtige tun wird.
»Jede Änderung geschieht durch Chaos.«
Ich glaube, das ist die tiefste Erkenntnis,
die ich je gehört habe.
TAGEBUCHEINTRAG. NEUERES DATUM. WESSEN BABY?
Robert war bereits einen Monat im Ruhestand und meldete sich am Telefon noch immer kurz und geschäftsmäßig. Als seine Tochter Miranda anrief, saß er gerade entspannt im Wohnzimmer bei einem verstohlen genossenen, zweiten Whisky und dachte an Paris.
»Bayley.«
»Dad!«
»Miranda?« Vor Überraschung reagierte er mit der gewohnten Freude. Dann fiel ihm ein, dass er auf seine Tochter wütend war und sie seit Wochen ignorierte. »Ah, Miranda«, verbesserte er sich steif.
»Ich störe doch nicht, oder?« Er hörte ihrer Stimme an, wie bemüht sie war, so als hoffe sie jedes Mal, dass sich sein Ton änderte.
»Wenn du so fragst«, antwortete er kühl, obwohl noch mindestens zwanzig Minuten Zeit war, »wir wollten gerade zu Abend essen.«
Sie gab es auf – er entnahm es der Tonlosigkeit ihrer Stimme. »Ist Mum da?«
Was erwartet sie eigentlich , dachte er. Sie hatten sich so nahegestanden – und zwar, so glaubte er, weil sie dieselben Wertvorstellungen teilten. Aber er hatte sich getäuscht. In den dunkelsten Momenten hatte er ihre Entscheidung, sich von einem anonymen Fremden schwängern zu lassen, als Angriff auf seine Person gewertet.
»Ich möchte gern mit ihr sprechen.«
Er zögerte eine Sekunde, denn die Sache beunruhigte ihn. Dann sagte er: »Moment«, und, ohne die Hand über die Sprechmuschel zu legen, brüllte er: »Mel!«
Seine Frau erschien eilig in Küchenschürze im Wohnzimmer. »Miranda«, teilte er ihr kühl mit und beobachtete, wie sie hastig ihre Freude unterdrückte und seinetwegen eine neutrale Miene aufsetzte. Bäng, das war’s mit unserem friedlichen Abendessen! , dachte er und gab Miranda die Schuld, obwohl er derjenige sein würde, der den Abend durch Schweigen ruinierte. Er wusste, wie sehr das Mel
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