Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
bedrückte. Aber er war nicht bereit, klein beizugeben. Er gestattete ihr nicht einmal, mit ihrer Tochter allein zu telefonieren.
»Miranda«, sagte Mel. Dann, während sie zuhörte, begann ihre gleichmütige Fassade zu bröckeln. »Wann?«, erkundigte sie sich ängstlich besorgt.
»Was ist los?«, zischte Robert, doch sie bedeutete ihm mit einer Handbewegung, ruhig zu sein. Miranda hatte offenbar viel zu sagen, und obwohl Mel stirnrunzelnd und auf der Unterlippe kauend zuhörte, murmelte sie immer wieder beruhigend: »Da bin ich sicher« und »Mach dir keine Sorgen«, und »Das ist das Wichtigste«.
Alarmiert griff Robert nach dem Telefonhörer. »Miranda?«
Doch jetzt war sie an der Reihe, ihn zu bestrafen. »Gib mir Mum wieder, ja?«
In einem Anfall von Wut verließ er den Raum, doch diesmal nahm Mel keine Notiz von ihm, und als er wenige Minuten später zurückkehrte, war das Telefonat beendet.
»Also?«, forderte er mit boshaftem Spott.
»Sie hat Blutungen bekommen.«
Er starrte sie an.
»Sie ist noch selbst ins Krankenhaus gefahren! Sie muss verrückt gewesen sein vor Angst!« Das alles sprudelte aus Mel heraus. Sie konnte ihre wahren Gefühle nicht länger verbergen. »Die Ärzte glauben, die Blutungen zum Stillstand gebracht zu haben, aber sie haben ihr strenge Bettruhe verordnet.« Sie sah ihn zweifelnd an. »Ich habe ihr gesagt, dass sie unmöglich in ihre Wohnung zurückkann. Dort kümmert sich niemand um sie.«
Zu seinem Erstaunen hörte er, wie er ihr umgehend zustimmte. »Ausgeschlossen!«
»Ich habe ihr gesagt, sie soll hierherkommen.«
Erneut zögerte er nicht. »Ganz recht! Und?«
»Sie ist einverstanden.«
»Aha!« Er hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Etwas kribbelte in seinen Augen. Das Schlimmste war, dass er sich räuspern und blinzeln musste, während Mel ihn zärtlich musterte, als ob sie nie an seiner Herzensgüte gezweifelt habe.
Sollte Miranda das Baby verlieren, waren die alten Familienverhältnisse wiederhergestellt – ohne drohende Schande (keiner ihrer Freunde wusste Bescheid) und bald auch ohne gegenseitige Vorwürfe. Warum fühlte er sich dann nicht erleichtert? Zu seiner Verwunderung war er einfach nur deprimiert. Erst jetzt konnte er sich eingestehen, dass er seine Tochter nie so glücklich erlebt hatte. Sie war ein starker Charakter, und falls sie das Kind verlor, würde sie darüber hinwegkommen. Aber vielleicht würde sie nie wieder so triumphierend und glücklich lächeln.
Er räusperte sich erneut. »Ich hole sie ab. Was hältst du davon?«
»Natürlich gar nichts, Liebling«, wehrte Mel ab (die sehr wohl wusste, dass er sich an der Whiskyflasche bedient hatte, während sie in der Küche gewesen war). Sie dachte sachlich und praktisch. »Wir haben genug für drei zu essen.« Und sie fügte hinzu: »Wäre vielleicht eine gute Idee, Guy anzurufen und ihm Bescheid zu sagen.«
Von dem Augenblick, da Miranda, gestützt von ihrer Mutter, sehr langsam das Haus betrat, kehrte dort der alte Friede wieder ein.
War Robert vorsichtig gedrängt worden, das Tablett mit dem Abendessen zu Miranda hinaufzutragen, oder hatte er es selbst vorgeschlagen? Wie auch immer, er war glücklich, an die Tür ihres alten Kinderzimmers klopfen zu können, wie er es Jahre zuvor getan hatte, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war. »Betreten bitte erst nach Aufforderung!«, lautete ein alter handgeschriebener Zettel an ihrer Tür.
»Herein«, antwortete sie wie früher, und er war auf geradezu absurde Weise dafür dankbar.
Sie saß aufrecht in ihrem Bett, las ein altes Taschenbuch, das sie im Regal gefunden haben musste, und trug ein durchsichtiges Nachthemd, das er peinlich berührt als Mels Negligé erkannte. Ihr ernstes Gesicht mit Brille und die in der Schwangerschaft prall gewordenen Brüste wirkten, als gehörten sie zu zwei unterschiedlichen Frauen.
»Hatte keine Zeit, zu packen«, erklärte sie mit einem Anflug von Lächeln.
»Ach so«, erwiderte er etwas streng, so als entschuldige er sich für Mel, obwohl er natürlich wusste, dass sie die durchsichtigen Spitzennachthemden allein um seinetwillen aus Versandkatalogen bestellte.
Miranda, Miranda , dachte er, und dabei fiel ihm wieder ein, dass ihr Name »die Bewundernswerte« bedeutete. Er liebte ihre unaufdringliche Klugheit und fand sie in ihrer blassen Art geradezu schön. Aber so viel er und Mel wussten, hatte Miranda nie eine Beziehung gehabt, die ihr etwas bedeutet hätte. Arbeitete sie zu hart? War sie zu
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