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Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Titel: Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alicia Clifford
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aus seelischer Qual. Ich bin keine gute Schriftstellerin,
hoffe jedoch, immer besser zu werden. Und ich
bemühe mich um Dichtung und Wahrheit,
obwohl ich meine Persönlichkeit und meine
Gedankenwelt im wirklichen Leben nur ungern preisgebe.
    NOTIZEN. OHNE DATUM.
MÖGLICHERWEISE AUS DEN 1960ER JAHREN.
    Die Dämmerung legte sich bereits über die Gegend, als Bud die Landstraße nach Parr’s entlangging. Es war Samstagnachmittag, und sie kam unangemeldet, aus Sorge um ihre Mutter, die am Telefon unnatürlich fröhlich geklungen hatte. Beide Elternteile verrannten sich in unterschiedlichem Wahnsinn, wohingegen sie als Kind – unähnlich der meisten ihrer Altersgenossen – nie hatte fürchten müssen, die beiden könnten sich trennen. Dass dieses stabile Gefühl der Sicherheit mit einem Mal wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen war, das war selbst für eine Erwachsene niederschmetternd und hatte sie zudem gezwungen, ihren Vater in neuem Licht zu sehen. Sie glaubte nicht mehr an das von ihm kultivierte Bild eines wunderbaren und begabten Mannes, der allein durch seine Kompromisslosigkeit und durch unglückliche Umstände an den Rand der Gesellschaft gedrängt worden war. Zu ihrer Bestürzung musste sie nun feststellen, wie charakter- und herzlos er sein konnte. Und auch wenn sie ihn noch immer liebte, fiel es ihr schwer, ihn auch zu mögen. Davon abgesehen hatte sie den Verdacht, dass diese Affäre bereits länger andauerte, als er vorgab, denn trotz seines Geschwafels, nichts auf die Meinung anderer zu geben, hatte er im Fall seiner Schwiegermutter stets eine Ausnahme gemacht. Der Zeitpunkt des Geständnisses – am Tag nach ihrer Beerdigung – gewann immer mehr an Bedeutung.
    »Oh, Gran«, murmelte Bud traurig, denn es gab nur eine einzige Person, mit der sie gern über dieses schreckliche Verwirrspiel gesprochen hätte. Als sie sich dem Haus näherte, redete sie sich gut zu: Wenn ich es mir nur genug wünsche, kann es geschehen . Schließlich hatte Celia selbst angedeutet, die Kommunikation mit Toten sei kaum wunderlicher, als ein Fax ans andere Ende der Welt zu schicken (so musste es jedenfalls einer Frau des Jahrgangs 1926 erscheinen). »Ich gebe dir ein Zeichen, wenn es möglich ist«, hatte sie gescherzt und hinzugefügt: »Du bist mit Phantasie gesegnet, mein Liebling. Phantasie bedeutet Freiheit.« In Anbetracht dieser Worte und in der Hoffnung, das Phänomen Zeit auszutricksen, versuchte sich Bud vorzustellen, dies sei so wie früher ein Besuch bei ihrer Großmutter.
    Das Erste, was sie hören würde, würde Oscars aufgeregtes Bellen hinter der Haustür sein, dann die Stimme der Großmutter, die beruhigend auf ihn einsprach, und das Geräusch ihres Stocks auf den Steinfliesen. Und nach der Begrüßung – eine herzliche Umarmung der Großmutter und einen Stups von Oscar in die Kniekehle – würde sie den vertrauten Duft so tröstlicher Speisen wie Hühnchen- oder Makkaroniauflauf aus der Küche einatmen. Obwohl Celias weißes Haar wie immer ordentlich frisiert sein würde, würde sie ihre bequemen, ausgetretenen alten Schuhe tragen. Beim Abendessen saß dann Oscar neben ihrem Stuhl, starrte jeden Bissen an, den sie in den Mund schob, und ihre Großmutter sagte: »Nicht bei Tisch füttern, Liebling, das verdirbt«, obwohl offensichtlich war, dass der Hund an Brosamen vom Tisch gewohnt war. Und dann würden sie sich unterhalten, oder Celia würde aufmerksam zuhören, während Bud sich alles von der Seele redete. Sie wäre natürlich tief betroffen von der Trennung, bliebe jedoch eisern diplomatisch unparteiisch. Sie würde sagen: »Ich weiß, wie schlimm das für dich ist, Liebling, aber versuch nicht, deinen Vater zu verurteilen.« Mittlerweile war Bud so sehr in ihre Gedanken versunken, dass sie beinahe glaubte, die warme, besorgte Stimme ihrer Großmutter hören zu können.
    Lange hielt das nicht vor. Das Haus war dunkel, wirkte verlassen. Einen Moment fürchtete sie, ihre Mutter könne nicht zu Hause sein, doch dann entdeckte sie das Auto der Familie neben dem alten Volvo der Großmutter in der Garage, der jetzt abgemeldet und derart von Vogelkot bedeckt war, dass er aussah, als wäre er in einen Schneesturm geraten. Das allein war schon merkwürdig. Außerdem war die Garage für zwei Autos fast zu klein.
    Selbst nach mehrfachem Klingeln ließ sich ihre Mutter nicht blicken. Bud betätigte heftig den Türklopfer. Noch immer rührte sich nichts. Plötzlich erfasste sie panische Angst. Sie

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