Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
Bet abgebrochen. Aus irgendeinem Grund bist du der einzige Mensch auf dieser Welt, den ich nicht anlügen kann.« Erneut ertönte ihr freudloses Lachen. »Komisch, was?«
Zwangsläufig hatte sich irgendwann die Affäre mit einem Nachbarn namens Giles French ergeben, einem verheirateten Mann und notorischen Ehebrecher. Priscilla lächelte unsicher. »Ich bereue es nicht, meine Liebe. Keine Minute. Ich hatte keine Ahnung, dass« – sie warf einen Blick auf die Kinder und buchstabierte das Wort – »S.E.X. so … sein kann.« Sie verstummte, als könnten Worte nicht ausdrücken, was es bedeutete, mit einem Mann zusammen zu sein, der wusste, wie man eine Frau befriedigte. Nach Giles »ging es irgendwie weiter«, wie sie es ausdrückte, bis es zu dem Eklat gekommen war, der sie in den Süden getrieben hatte. »Ich hab’s vergeigt! Endgültig. Aber komischerweise ist die Situation irgendwie aufregend. Zumindest kann ich endlich ich selbst sein.«
Offenbar hatte sie in einem Moment größter Frustration (nichts ist schlimmer zu ertragen als ein geiler Mann, der keine Ahnung von gewissen Dingen hat) Rupert die Affäre gestanden. Und dieser hatte sie anschließend in einem Anfall für ihn untypischer Entschlossenheit aus dem Haus geworfen.
»Was ist mit Giles?«, erkundigte sich Celia.
»Tja, ich bin nicht die Erste und nicht die Letzte gewesen«, erwiderte Priscilla. Wie sich herausstellte, war Giles wie immer vorübergehend zu seiner Frau zurückgekehrt. Etwas, das Priscilla, so gestand sie ein, noch nicht verkraftet hatte. Dennoch wirkte sie eher euphorisiert als irritiert.
»Kann also sein, dass ich bald keinen Penny mehr habe«, fuhr sie fort und zog eine amüsierte Grimasse. »Und meine Eltern reden dann vielleicht kein Wort mehr mit mir …« Sie hob ihre Kaffeetasse, als wolle sie mit ihrer glücklichen, aber bescheiden lebenden Freundin einen Toast auf ihren Leichtsinn ausbringen. Das Schlimmste hatte sie sich bis zum Schluss aufgehoben. »Er hat gedroht, mir Archie wegzunehmen.«
»Das ist ja furchtbar!«
»Kann man wohl sagen«, stimmte Priscilla ernüchtert zu. »Ich liebe meinen kleinen Jungen. Aber das darf er doch eigentlich nicht. Was meinst du?«
»Keine Ahnung. Da müsste ich Frederick fragen.«
»Würdest du das für mich tun, Celia?«
»Selbstverständlich. Gleich bei unserem nächsten Telefonat.«
»Wo genau ist er eigentlich? Ich habe ganz vergessen zu fragen.«
»Irgendwo im Nahen Osten.«
»Oh! Ich hoffe doch nicht wegen dieser verdammten Suezkrise, oder?«
Celia stellte sich taub. Das tat sie stets, wenn man sie nach Fredericks beruflichen Einsätzen fragte. »Ich finde, wir sollten mit den Kindern noch ein wenig an die frische Luft gehen. Bei uns kann man herrliche Spaziergänge machen.«
Es war ein Spaziergang mit Hindernissen, denn sie mussten wegen Margaret ständig stehen bleiben. Die Kleinste quengelte, wenn sie in ihrem Sportwagen angeschnallt wurde, und veranstaltete noch mehr Theater, wenn sie herausgenommen wurde. Nach einer Weile kam ihnen von fern ein groß gewachsener Mann entgegen und winkte.
»Wer ist denn das?«, erkundigte sich Priscilla.
»Michael Oldham«, sagte Celia. »Er wohnt im Cottage am Fuß der Anhöhe. Er ist Künstler von Beruf.«
»Und das ist Bovril«, fiel Robert ein und deutete auf einen braunen Labrador an der Seite des Fremden. »Er frisst Spinnen.«
»Sieht vielversprechend aus!«, zischte Priscilla leise.
»Verstopfte Waschbecken jedenfalls kann er nicht reparieren«, bemerkte Celia, die sich an ein Abflussproblem vor einigen Wochen und einen verzweifelten Telefonanruf erinnerte.
»Wie bitte?« Priscilla strich sich bereits das Haar glatt und bereitete sich darauf vor, vorgestellt zu werden.
Michael Oldham wandte sich jedoch sofort wieder ab und sagte zu Celia: »Ich möchte gern Ihre Meinung hören, Celia. Wann haben Sie Zeit, auf einen Sprung zu mir zu kommen?«
»Wie wär’s nächste Woche?«
»Ausgezeichnet! Abgemacht.« Er lächelte. »Ich freu mich darauf.«
Nachdem er gegangen war, fragte Priscilla neckisch: »War das ein Geheimcode?«
»Wie bitte?«
»Meine Liebe, ich habe doch gemerkt, wie er dich ansieht!«
»Er will mir nur eine seiner Zeichnungen zeigen.«
Priscilla lachte glockenhell. »Oh, natürlich!«
Später, als sie die Kinder zu Bett brachte, dachte sie über ihren Nachbarn, Michael Oldham, nach. Es war eine Freude gewesen, gelegentlich eine Unterhaltung mit einem Gleichgesinnten zu führen. Dabei war ihr nie die
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