Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
Idee gekommen, er könne sie attraktiv finden. Es erschreckte sie zutiefst, dass Priscilla ihre eheliche Treue infrage stellte. Damit war klar, dass sie sich in Zukunft distanziert und abweisend gegenüber Michael benehmen musste. Und das stimmte sie traurig, denn in Parr’s konnte es ohne Frederick sehr einsam sein.
Am folgenden Morgen blieb Priscilla bis zehn Uhr im Bett, brauchte den gesamten Warmwasservorrat für ihr Bad auf, griff anschließend nach dem Telefon und bestellte Bet zum Abendessen nach Parr’s. Während Celia Priscillas überschwänglicher Redeweise am Telefon zuhörte, konnte sie sich Bets Reaktion am anderen Ende gut vorstellen und dachte: Die kommt niemals.
Das war ein Irrtum. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit schwenkten Autoscheinwerfer in die Auffahrt ein, und ein Wagen, Bet am Steuer, hielt mit einem Ruck und beängstigendem Knirschen des Getriebes an. Sie war allein gekommen, obwohl Priscilla sie gedrängt hatte, ihren Mann mitzubringen. Celia konnte das kaum überraschen. Jack war kein guter Gesellschafter, und in Gegenwart von Priscilla mit ihrem affektierten Getue hätte er vermutlich den ganzen Abend kein Wort gesprochen. Jack war groß, attraktiv und etwas jünger als Bet. Er liebte Bet offenbar schon seit Jahren: ein anständiger Mann und nicht mit ihrer Sammlung verheirateter Halunken zu vergleichen.
Robert und Sarah standen in freudiger Erwartung hinter dem Fenster. Dabei hatte Sarah gerade noch gejammert, Bet sei treulos und wolle nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Bets neuerdings distanziertes Verhalten gegenüber den Kindern passte nicht zu der Frau, die sie in Erinnerung hatten. Es gab keine liebevollen Umarmungen, keine Spiele und keine Geschenke mehr.
Als sie zur Haustür rannten, um sie zu öffnen, maßregelte Bet prompt: »Vorsicht! Der Mantel kommt frisch aus der Reinigung!« Margaret – das schwierige Kind – ignorierte Bet vollkommen. Doch sie schien sich zu freuen, Priscilla zu sehen. »Na, endlich bis du wieder da!«, erklärte sie nach endlosen Umarmungen.
»Du siehst gut aus, meine Liebe«, sagte Priscilla mit Nachdruck. »Sehr gut sogar.«
»Du meinst wohl fett«, entgegnete Bet lachend.
Bet hatte zugenommen. Für Celia war diese Tatsache allerdings weniger besorgniserregend als die Melancholie, die Bets Persönlichkeit in wachsendem Maße veränderte. Natürlich war der Grund nicht schwer zu erraten. Dennoch musste sie den Schein wahren und so tun, als sei es Bets Entscheidung, kinderlos zu bleiben. Ihre Unfruchtbarkeit trieb einen Keil zwischen sie, und Celia wusste, dass Bet nur wegen Priscilla gekommen war.
Die Kinder allerdings bewiesen keinerlei Taktgefühl. Sie verfolgten Bet wie Schatten. »Ich weiß, wie man S.E.X. schreibt«, verriet Sarah ihr mit heiserem Flüstern, und als Bet gerade nicht hinsah, kramte sie zuversichtlich in deren Handtasche. Doch selbst nachdem sie drei Schokoriegel zutage gefördert hatte, reagierte Bet gereizt.
»Du hast keine eigenen, was?«, erkundigte sich Priscilla, und Celia erstarrte.
»Nein!«, sagte Bet mit harschem Lachen. »Wer will sich schon diese Verantwortung aufhalsen?«
»Geht spielen«, wandte sich Celia an die Kinder. »Ihr habt noch eine halbe Stunde bis zum Schlafengehen.«
»Wir wollen aber hierbleiben«, wehrte sich Robert.
»Das geht aber nicht«, entgegnete seine Mutter.
»Im Kinderzimmer ist es kalt«, sagte Sarah mit einer Logik, der sich niemand verschließen konnte.
»In euren Schlafzimmern wird’s später auch kalt sein«, fügte Priscilla leise hinzu. »Lauft und spielt was!«
Robert widersetzte sich beharrlich. In einem Haus voller Frauen war er mutig.
»Ich glaube, sie wissen nicht, wie Spielen geht«, bemerkte Bet amüsiert.
»Wissen wir schon!«, protestierte Robert empört.
»Glaube ich euch nicht.«
Kurz darauf verließen die Kinder lautlos den Raum. Bald hörten die Frauen seltsames Knirschen, Rattern und Knacken in der Ferne, so als wäre sämtliches Spielzeug im Kinderzimmer gleichzeitig aufgezogen und losgelassen worden.
»Weißt du noch – die vielen verheirateten Männer, die sie vernascht hat?«, fragte Priscilla, nachdem Bet nach London zurückgefahren war. »Erinnerst du dich noch, wie sie in den Booten gevögelt haben, damit ihr warm wurde, wenn ihr kalt war?« Sie lachte schrill. »Nicht zu fassen, wie sie jetzt redet.«
Celia dachte an Priscilla und Bet, wie sie im Garten von Island View Rücken an Rücken eine Zigarette geteilt und sich dabei gestritten
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