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Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Titel: Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alicia Clifford
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Adresse eines guten Scheidungsanwalts wissen könnte. Also der blaue Ordner«, wiederholte er, bevor seine Stimme verhallte.
    Celia kehrte in ihre warme, ruhige Küche zurück. Erfüllt von der Liebe für ihren Mann, griff sie sich eines der Zeichenblätter der Kinder und begann einen Dankesbrief. Es war elf Uhr morgens, jene wunderbare Zeit der Stille und des Friedens zwischen Frühstück und Mittagessen. Priscilla lag noch im Bett, denn es war Samstag, und die Kinder spielten zusammen draußen im frostigen Garten. Sie hörte das Knirschen ihrer Gummistiefel, ihre tapsenden Schritte, das Geplapper und die ominösen Pausen, die unheimliche Ruhe, die ihr stets die Konzentration raubten. War es falsch, diese Zeit für sich in Anspruch zu nehmen? In Wahrheit verschaffte die Arbeit ihr das Gefühl, ihre Identität zu finden. Ich bin Schriftstellerin , erinnerte sie sich immer wieder, während sie in der übel riechenden Wäsche rührte. Ich bin Schriftstellerin , sagte sie sich, während sie den Spaten in den gefrorenen Boden stach, auf der Suche nach übrig gebliebenen Kartoffeln. Das Schreiben hatte sich gelohnt: Sechs Bücher in neun Jahren, verbunden mit einem selbstständigen, wenn auch kleinen Einkommen und vor allem mit neuem Selbstbewusstsein. Sie musste sich eingestehen, dass die arme, tote Katharine, mittlerweile fast vergessen, ihr einen großen Dienst erwiesen hatte.
    Allerdings schrieb sie noch immer heimlich und ohne öffentliche wie private Anerkennung. Sie hatte beschlossen, auch Priscilla nichts davon zu erzählen – obwohl sie ihr, wie zum Spaß, eines ihrer Bücher mit dem Titel »Sie liebte die Liebe« auf den Nachttisch gelegt hatte. »Ziemlicher Schund, muss ich sagen!«, hatte Priscillas erster Kommentar gelautet. Aber Priscilla war viel zu sehr mit ihren Problemen beschäftigt, um überhaupt etwas zu lesen. Traurigerweise hatte Bet recht behalten: Ihr Mann Rupert hatte sich als rachsüchtig erwiesen. Priscilla hatte mit ihrem Sohn, Archie, nicht mehr gesprochen, seit sie ihr Zuhause verlassen hatte, denn die Dienstboten oben in Schottland – »Menschen, zu denen ich neun Jahre lang nur freundlich gewesen bin!« – hielten sich an die Order Ruperts, all ihre Anrufe abzuwimmeln. Sie versuchte, optimistisch zu bleiben, doch am Vortag hatte sie auf ihre verhärmten Züge im Spiegel ihrer Puderdose gestarrt und gejammert: »Was ist nur aus mir geworden?« Danach hatte sie das Gesicht in das Halstuch von Archies Schuluniform gedrückt und lange geweint. Das Tuch roch längst nicht mehr nach dem Jungen, sondern nach Helena Rubinstein Puder, Chanel Nr. 5 und ihrer Zigarettenmarke.
    Obwohl es Celia danach drängte, endlich wieder mit ihrer Arbeit zu beginnen, konnte sie sich von dem Anblick der Verzweifelten nicht befreien. Sie durfte nicht egoistisch sein, ermahnte sie sich streng. Den Brief an Frederick hatte sie beiseitegelegt, um ihn später zu beenden. Dennoch zögerte sie, die Küchenschublade aufzuziehen, wo sie ihr kostbares Notizbuch aufbewahrte, und ging in sein Arbeitszimmer hinüber, das neben dem ebenfalls nur selten genutzten Wohnzimmer lag.
    Es amüsierte Celia, dass Frederick seinen Schreibtisch verschlossen hielt. Natürlich war es durchaus richtig, auch wenn er kaum ahnen konnte, was Kindern alles einfiel. In seinem Schreibtisch verwahrte er wichtige Papiere wie Bankunterlagen, Hausdokumente, Geburtsurkunden und so weiter: der Grund dafür, weshalb er ein Arbeitszimmer hatte und sie nicht. Aber das störte sie nicht. Die warme Küche mit dem großen Holztisch war der ideale Arbeitsplatz. Und nur manchmal, spät in der Nacht, wenn es im Haus dunkel und still war und sie ohne Angst, gestört zu werden, schreiben konnte, fragte sie sich, warum Frederick sich so gar nicht für ihre Arbeit interessierte. Nie stellte er Fragen. War es die große Verantwortung als Offizier bei Einsätzen in Krisenzeiten, die es ihm unmöglich machten, ihre Arbeit ernst zu nehmen? Vielleicht beunruhigte es ihn, wie offensichtlich und ungewöhnlich sie sich von den anderen Ehefrauen unterschied. Befürchtete er, sie könne ihn in Verlegenheit bringen, obwohl sie deutlich gemacht hatte, dass sie sich an die Regeln hielt? Aber möglicherweise war es gut so. Er würde nur mit ihr schimpfen, wenn er wüsste, dass sie gelegentlich die ganze Nacht und bis zum Morgengrauen schrieb. Du musst an die Kinder denken, würde er sagen. Die sind jetzt deine erste Pflicht, Liebling.
    Der blaue Ordner lag exakt an dem Platz,

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