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Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Titel: Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alicia Clifford
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daran, dass sie in Parr’s die Liebe der Mutter nie infrage gestellt hatten.
    »Daddy war irgendwo stationiert«, fuhr sie fort. »Es war lange, bevor wir Zentralheizung bekamen, und wir haben in der Küche gewohnt. Priscilla war bei uns, und sie war so lustig, wenn sie ein oder zwei Glas getrunken hatte. Wir haben dann Charade gespielt. Einmal musstest du einen ›Kollaborateur‹ darstellen, Robert. Und dazu hast du ein Stück Kohle aus der Kohlenschütte genommen, was sehr schlau war.«
    Ein Ausdruck der Freude glitt angesichts des offenbar ungewohnten Lobes über das Gesicht ihres Sohnes, und sie musste den Impuls unterdrücken, ihn in die Arme zu schließen.
    »Das habe ich gemacht?«
    »Ja, natürlich«, erwiderte Celia gelassen. »Und weißt du, weshalb ich mich daran erinnere? Weil ich es in mein Tagebuch geschrieben habe. Ich hatte beschlossen, alles über euch drei aufzuschreiben, bis ihr alt genug seid, es selbst zu tun.«
    »Das ist doch blöd«, sagte Margaret mit ihrer Babystimme.
    »Vielleicht interessiert es dich, mein Fräulein, dass du dir mit drei Jahren eine Murmel in die Nase geschoben hast und wir alle zusammen in die Klinik fahren mussten.«
    »Das war echt dämlich«, bemerkte Robert.
    Margaret fingerte an ihrer Nase herum, als denke sie an eine Wiederholung dieser Tat.
    »Was hast du damit gemacht?«, wollte Sarah wie beiläufig wissen.
    »Womit?«
    »Mit deinen Tagebüchern.«
    »Die sind zu Hause«, erwiderte Celia und genoss dieses erste richtige Gespräch seit dem Umzug nach Afrika.
    »Wo?« Sarah entfernte mit hochkonzentrierter Miene ein Stückchen Rührei von ihrem Rock.
    »In Parr’s natürlich.«
    Celia beobachtete, wie ihre beiden ältesten Kinder einen verstohlenen Blick tauschten. Es war schmerzlich, sie so leicht zu durchschauen. War Parr’s nach all der Zeit wirklich noch ihr eigentliches Zuhause?
    »In welchem Zimmer?«, fragte Robert eifrig, als nehme er bereits die Rückkehr der Familie voraus – stieß im Geiste bereits die Haustür auf, die vor Feuchtigkeit klemmte, atmete den Geruch nach alter Holzasche und getrockneten Blumen ein, prüfte, ob es noch ein Mäusenest unter der Treppe gab, zog die weißen Leinentücher von den Möbeln wie von schlafenden Gespenstern. Welchen besonderen Platz hatte sie gewählt, um die Tagebücher in Sicherheit zu bringen? Den großen Schreibtisch im eisigen, ungenutzten Arbeitszimmer des Vaters, das, soweit sie sich erinnern konnten, stets verschlossen gewesen war. Oder im Geheimfach im hohen, harten Doppelbett im Zimmer der Eltern mit dem Blick auf Wälder und Felder, von dem aus, wie man sich erzählte, der Vater einst auf ein Karnickel geschossen und vergessen hatte, das Fenster zu öffnen? Nein, die Tagebücher steckten bestimmt in der Küche, wo sie sich zu viert gewärmt hatten und sich nahe gewesen waren.
    Celia zögerte. »In einem Koffer auf dem Dachboden.«
    »Oh …« Sarahs Stimme klang augenblicklich uninteressiert, und Robert lief steif in den Garten, als wolle er nichts mehr davon hören.
    Es war sinnlos, ihnen die Wahrheit zu sagen: Dass sie ihre kostbaren Tagebücher dort aufbewahrte, wo sie nie gestohlen oder verlegt werden konnten. Die Kinder hatten sich ihre Meinung gebildet. Die Tagebücher waren weggepackt worden, um zu verstauben, denn sie wurden als unwichtig und störend empfunden. Und das passte für sie ins Bild.
    Margaret hatte ihre Babystimme wiedergefunden. »Daddy hat gesagt, dass du Bücher schreibst.«
    Celia unterdrückte ihre Überraschung.
    »Keine richtigen Bücher«, erklärte Margaret, und Celia erkannte darin den amüsierten, nachsichtigen Ton ihres Mannes, als habe er gerade selbst gesprochen.
    Ich hätte lügen sollen , dachte sie. Ich hätte das gekonnt . Jetzt hatte sie verloren. Die Kinder waren rein körperlich noch anwesend, ausgesprochen höflich, stellten sich dumm oder bekamen wie Margaret Wutanfälle. Aber innerlich hatten sie sich mit all ihren Hoffnungen und Ängsten in sich zurückgezogen, waren für sie nicht mehr erreichbar.
    Viel später mutmaßte Celia, dass dies der Augenblick gewesen sein musste, an dem alle drei beschlossen hatten, nie ein Buch von ihr zu lesen. Es war ihre Art, sie symbolisch auf den Dachboden zu verbannen.
    Der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet, und es goss in Strömen, obwohl der Monsun noch Monate entfernt war. Celia wachte auf und merkte, dass es kein Regen war. Jemand klopfte an ihre Schlafzimmertür.
    Mit dieser Erkenntnis stellte sich Panik ein.

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