Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
Umzäunung zu durchbrechen, die die grüne Oase des Gartens schützte. Es war beruhigend, zu wissen, dass der Stützpunkt nachts streng bewacht wurde. Die Atmosphäre überall lauernder Gefahren – und nicht nur durch Elefanten oder Nilpferde und giftige Schlangen – war allgegenwärtig. Es kursierten düstere Geschichten über Mord und Raub draußen im Busch. Alle auf dem Stützpunkt waren gewarnt worden, nicht anzuhalten, falls sie in einen Verkehrsunfall mit einem Nigerianer verwickelt wurden – besonders nicht in Städten oder Dörfern.
»Liebling, es wäre gut, wenn du etwas Zeit für Robert erübrigen könntest. Ihr beide solltet etwas zusammen unternehmen«, schlug Celia vor.
Er warf ihr einen Blick zu und seufzte tief. Die Tatsache, dass die Kinder da waren, war wunderbar, aber er konnte nicht alles stehen und liegen lassen, nur weil sie Ferien hatten. Der Soldatenberuf war auch in den oberen Befehlsrängen ein harter Job. Man musste immer und überall den Ball im Spiel halten, sich keine Blöße geben. Sie als seine Frau sollte das wissen. Celia hatte auch ohne Worte verstanden.
»Er denkt, er hätte dich enttäuscht«, fuhr sie dennoch unbeirrt fort.
»Hat er das gesagt?«, fragte er scharf.
»Natürlich nicht!«, erwiderte sie. Diese Taktik hatte sie mittlerweile gelernt: einen Gedanken ins Spiel bringen, dann einen Rückzieher machen und ihm die Gelegenheit geben, die Sache auf seine Art zu regeln, ohne das Gesicht zu verlieren. Er war ein guter, fairer Mann. Und er liebte seinen Sohn, auch wenn er nicht in der Lage schien, das zu zeigen.
Tatsächlich hatte Robert zwei Väter. Zehneinhalb Monate des Jahres hörte ihm der eine zu, lachte über seine Scherze und schloss ihn tröstend in die Arme, wenn er Kummer hatte. Die restlichen sechs Wochen gehörten dem leiblichen Vater (der ihm zur Begrüßung die Hand schüttelte), der viel forderte und absoluten Gehorsam verlangte. Robert hatte Jacks liebevolle Art und auch die Angewohnheit angenommen, gründlich und ausgiebig nachzudenken, bevor er eine Frage beantwortete. Damit allerdings schien er seinen leiblichen Vater nur zu ärgern. »Spuck’s endlich aus!«, drängte Frederick dann und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch. Robert strengte sich gehörig an, Fredericks Anforderungen gerecht zu werden, machte sich sogar die Mühe, sich über dessen Lieblingsthemen zu informieren. »Also, wie genau hat Monty die Initiative in Nordafrika behalten?«, fragte er dann beim Abendessen, was vorübergehend Erfolg zeigte, obwohl sein Vater ihn prompt ermahnte, einen Nationalhelden nicht respektlos bei seinem Spitznamen zu nennen. Er war mittlerweile dreizehn Jahre alt und in der Pubertät, einem schwierigen Alter. Sollte er dem Mann nacheifern, den er liebte, oder dem, für den Orchester aufspielten und Bataillone marschierten? Sein leiblicher Vater spürte seine Verunsicherung, was ihn nur noch mehr reizte.
Auch die Mädchen waren verunsichert. Sarah spielte das Dummchen und aß zu viel. Margaret reagierte eigensinnig und machte Szenen, sobald etwas nicht nach ihrem Kopf ging.
Celia war damit beschäftigt, die Ferien so attraktiv wie möglich zu gestalten, dachte sich Überraschungen aus und plante Ausflüge, während sie gleichzeitig versuchte, vorsichtig die früher selbstverständliche Nähe zu ihnen wiederherzustellen. Nie hätten die Dienstboten aus ihrem kühlen, beherrschten Verhalten erraten, wie sehr sie litt: Sie sehnte sich nach körperlichem Kontakt mit ihren Kindern und fürchtete gleichzeitig, sie zu sehr zu bedrängen und zurückgewiesen zu werden. Für Erklärungen und Berichtigungen war keine Zeit. Als Margaret dann schluchzend nach Bet rief, fühlte Celia mit ihr. Und natürlich war es Bet, die die Scherben wieder kittete, sobald die Ferien vorüber waren. Und dafür wurde sie noch mehr geliebt. Es war schwer, trotz aller guter Vorsätze, weder Neid noch Missgunst zu entwickeln.
Margaret macht mir Sorgen … Aber während Celia sich noch fragte, wie sie diese Gefühle am besten formulieren sollte, murmelte Frederick: »Kleines Luder!« Dabei klang seine Stimme vor Zärtlichkeit ganz belegt. Am Vormittag hatte er eine Stunde lang Margaret gelehrt, wie man ein Pferd sattelte, obwohl sämtliche Reitknechte des Stützpunkts die Aufgabe liebend gern übernommen hätten. Celia redete sich ein, dass er für seine Affenliebe zu seinem jüngsten Kind nichts könne. Er nannte sie »meine Schöne«, während Sarah »der Clown« und
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