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Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia J. Omololu
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O’Farell-Theater.« Kat kennt tatsächlich ein Mädchen, das als Oben-ohne-Tänzerin jobbt, und sie verdient echt gutes Geld. Natürlich wissen wir beide, dass ich lieber sterben würde, als halb nackt vor Fremden herumzuzappeln, aber hier geht es ums Prinzip.
    »Das ist nicht komisch, Nicole. Wir geben dir alles, was du brauchst, und ich finde es wirklich nicht zum Lachen, wenn du dein Talent damit vergeudest, unbegabten Anfängern beizubringen, wie sie ihr Cello malträtieren, anstatt zusätzliche Stunden am Konservatorium zu nehmen, so, wie wir es geplant hatten.«
    »Zu wenig Taschengeld ist auch nicht lustig«, murmele ich im Weggehen, aber so leise, dass sie es nicht hört. Seit dem Augenblick, als ich im Alter von vier Jahren das erste Mal einen Bogen in der Hand hielt, ist das Cello meine erklärte Bestimmung, und meine Mom hasst alles, was dem auch nur im Geringsten in die Quere kommt. Manchmal frage ich mich, wie mein Leben wohl aussähe, wenn wir an jenem Tag nicht zu Tante Karen gefahren wären. Sie ist nicht wirklich meine Tante, sondern Moms beste Freundin aus College-Zeiten. In Karens Wohnzimmer stand ein altes Cello herum, und die Familienlegende besagt, dass ich auf einen Stuhl kletterte, den Bogen nahm und auf Anhieb blitzsaubere Töne spielte. Ich bin nicht sicher, wie viel davon wirklich wahr ist, aber es stimmt, dass mir das Spielen von Anfang an unglaublich leichtfiel. Es war wie Sprechen lernen, ich musste mich überhaupt nicht anstrengen, es passierte einfach. Es war so, als hätte ich es schon immer gekonnt. Nach nur einem Jahr hatte ich meinen ersten Lehrer überflügelt und für meine Eltern war mein kometenhafter Aufstieg zur weltbesten Cellistin beschlossene Sache.
    »Was sagst du, Liebes?«, fragt Mom, ohne den Blick von ihrem Laptop zu heben.
    »Ach nichts«, antworte ich und bin gerade dabei, die restlichen Lebensmittel zu verstauen, als es an der Haustür klingelt.
    »Wie war’s in London?«, will Veronique wissen, noch bevor sie das Haus betreten hat. »Ich hoffe, es ist okay, dass ich diese Woche zweimal komme. Ich hasse es, eine Stunde zu versäumen.« In einem Arm hält sie ihr Cello, mit dem anderen drückt sie mich kurz zur Begrüßung.
    »London war toll«, antworte ich und trete ein Stück zurück, damit sie hereinkommen kann, »und das mit dem Unterricht geht völlig in Ordnung.«
    Veronique ist schlank, trägt nur die trendigsten Klamotten und einen schwarzen Bob – eine Frisur, von der mein langes, gewelltes Haar nur träumen kann. Über dem rechten Auge hat sie ein Muttermal, das aussieht wie ein Komma – was gut ist, denn sonst wäre sie einfach zu perfekt und ich müsste sie hassen. Sie ist Anfang zwanzig und arbeitet als eine Art Wissenschaftlerin an der Uni. Was genau ihr Job ist, weiß ich nicht, aber auf jeden Fall bringt er genug Geld, dass sie sich das beste Instrument und die angesagteste Kleidung kaufen kann, und lässt ihr dazu noch genügend Freizeit, um an Werktagen abends Cello-Unterricht zu nehmen.
    Sie gibt mir einen verschlossenen Umschlag, und ich grinse zufrieden, denn ich weiß, da ist Geld drin. Ich unterrichte Veronique erst seit etwa sechs Monaten, aber auf sie kann ich mich immer verlassen, was die Bezahlung betrifft. »Danke«, sage ich und verstaue den Umschlag in der Gesäßtasche meiner Jeans.
    Es macht Spaß, Veronique zu unterrichten. Sie ist zwar nicht gerade ein Naturtalent, aber was ihr an Begabung fehlt, macht sie durch Willen und Zielstrebigkeit wett. Ihre Technik wird von Woche zu Woche besser, und ich kann immer hören, dass sie geübt hat, aber wenn ich sie dafür lobe, wird sie verlegen.
    »Ich weiß jetzt endlich, wie mein Cello heißen soll«, erzählt sie, während sie das Instrument aus dem Koffer holt.
    »Wie schon gesagt, man muss es nicht unbedingt taufen. Nicht jeder tut das.« Nicht jeder, das bin eigentlich nur ich, denn alle anderen, die ich im Orchester kenne, haben ihrem Instrument einen Namen gegeben – wahlweise einen niedlichen oder tiefsinnigen. Ich hab es versucht, und mein erstes Cello nach der Hauptfigur aus meinem Lieblingsbuch benannt, aber jedes Mal, wenn ich ›Harry‹ zu ihm sagte, kam ich mir wie ein Idiot vor.
    »Ich weiß, aber dadurch bekommt man eine viel persönlichere Beziehung dazu. Willst du ihn wissen?« Sie macht eine kurze Spannungspause. »Bono.«
    »Wie Bono von U2?« Ich lasse den Namen einen Moment lang in meinem Kopf nachklingen. Könnte funktionieren.
    »Genau.« Veronique lächelt.

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