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Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia J. Omololu
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ihn möglicherweise nicht mal wiedererkennen würde, aber ich starre auf den Fremden mit lockigen Haaren und klaren, braunen Augen im Bildhintergrund, und mein Herz klopft bis zum Hals. Es ist Griffon.

4
    »Ich weiß nicht, wo die Kamera ist«, sagt Kat. »Wahrscheinlich noch in meiner Reisetasche. Wie die meisten normalen Menschen, reiße ich nicht gleich alle Klamotten aus dem Koffer, sobald ich durch die Eingangstür komme.« Sie wirft mir einen herausfordernden Blick zu, aber ich beiße nicht an, und sie trottet in ihr Zimmer davon. Den ganzen Abend hocke ich schon hier und warte darauf, dass sie endlich nach Hause kommt, während meine Gefühle Achterbahn fahren: Erst könnte ich vor Freude hüpfen, weil ich ein Foto von Griffon besitze, dann werde ich fast verrückt, weil ich mir nicht erklären kann, was er eigentlich darauf zu suchen hat. Purer Zufall vielleicht. Ich meine, alle möglichen Leute treiben sich bei den Touristenattraktionen rum. Völlig normal. Und im Tower sind wir ihm begegnet, weil er eben dort wohnt. Logisch, oder? Ich werde mir das einfach so lange vorbeten, bis ich es glaube.
    Ich schleiche zu Kats Zimmer im hinteren Teil des Hauses und frage leise, um Mom nicht zu wecken: »Kann ich sie mal haben?«
    »Warum ist das so wichtig?« Sie streift ihre Schuhe ab und lässt sich aufs Bett fallen.
    »Ich will … nur deine Fotos mit denen von Dad vergleichen.«
    Sie mustert mich kurz. »Also gut«, sagt sie und stemmt sich wieder vom Bett hoch. »Mal sehen, sie muss hier irgendwo sein.« Sie wühlt in ihrer Reisetasche und wirft mir schließlich die Kamera zu. »Aber wehe, du löschst irgendwas. Sind ein paar echt gute von Owen dabei, die will ich als Bildschirmschoner nehmen.«
    Owen! »Hast du mit ihm gesprochen?«
    »Er hat mir ein paar SMS geschickt.«
    »Also weiß er, wie er dich erreichen kann?«
    Sie wirft mir einen merkwürdigen Blick zu. »Klar. Wieso? Er ist schließlich ein echt attraktiver Schotte. Und man weiß ja nie, vielleicht taucht er eines Tages plötzlich hier auf.«
    Natürlich haben sie Nummern getauscht. Warum bin ich nicht früher darauf gekommen? Tief in mir schimmert ein Fünkchen Hoffnung. Von Owen ist es nur ein kleiner Schritt bis zu Griffon. Ich zögere einen Moment, aber ich kann nicht anders, ich muss sie fragen: »Hat er was von Griffon erzählt?«
    »Nicht viel. Die beiden sind anscheinend schon ewig befreundet. Griffon ist kurz nach uns auch zurück nach Hause geflogen, aber im Sommer sehen sie sich wieder.« Kat lächelt. »Ich wünschte, wir könnten auch im Sommer wieder hin. Vielleicht muss Dad noch mal eine Geschäftsreise nach London machen? Das wäre so cool.« Typisch. Bestimmt malt sie sich schon aus, wie sie zusammen mit Owen und zwei adrett gekleideten blonden Kinderchen mit hinreißendem britischem Akzent in einem schicken Apartment in London wohnt.
    Ich fingere an der Kamera herum und frage möglichst beiläufig: »Meinst du, er spricht manchmal von mir?«
    Sie legt den Arm um mich, aber es fühlt sich eher herablassend an als schwesterlich. »Du magst ihn wirklich, was? Ach, diese wundervollen Locken – da möchte man zu gerne mal mit den Fingern durchfahren …« Sie schaut über meine Schulter auf das Display. »Nein, ich glaube, er hat nicht von dir gesprochen. Zumindest hat Owen nichts erwähnt.«
    Die Art, wie sie meinem Blick ausweicht, verrät mir, dass sie lügt. Möglich, dass Griffon von mir gesprochen hat, aber auf eine Weise, die ihr vielleicht nicht gefällt. Ich zucke die Schultern. »Na ja, eigentlich kenne ich ihn auch gar nicht. Wir haben uns ja nur das eine Mal gesehen.«
    »Stimmt«, sagt Kat, »und da hattest du nicht gerade deinen besten Tag.«
    Darauf erwidere ich nichts, sondern blättere durch die Fotos auf der Suche nach Griffon. Kat vor dem Buckingham Palace, Kat auf der London Bridge, ich bei den Symphonikern, Owen im Tower. Aber nirgendwo kann ich im Hintergrund jemanden entdecken, der Griffon auch nur ein bisschen ähneln würde. Gut. Fast gut.
    »Und, gefunden, was du gesucht hast?«, fragt Kat.
    »Nein«, sage ich und gebe ihr die Kamera zurück, »aber das ist auch besser so.«
    * * *
    »Du hast keine Ahnung, wo er wohnt?«, fragt Rayne. »Nicht mal die Stadt, nicht mal den Staat? Ich muss dir wohl noch einiges beibringen …«
    Ich lächele sie an. Rayne hat es zu ihrer Mission erklärt, mich aus meinem Singledasein zu erlösen. In den letzten Jahren hatte ich viele Dates mit einem Cello, aber keine mit Jungs.

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