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Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia J. Omololu
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wahrscheinlich. Wenn ich mit Giacomo nach Italien fliege, brauche ich jedes Mal Tage, um wieder in den richtigen Rhythmus zu kommen.« Sie blickt auf ihre zierliche, goldene Armbanduhr. »Ist sowieso schon spät. Ich denke, ich mache mich auf den Weg. Es bleibt doch bei Donnerstag?«
    »Ja, klar«, antworte ich und hoffe, dass sie nicht bemerkt, wie sehr meine Hand zittert, als ich den Bogen zurück in den Kasten lege.
    * * *
    Nach dem Abendessen helfe ich Mom, den Tisch im Esszimmer abzuräumen. Wir waren zwar heute nur zu zweit, aber egal, wie viele von uns zu Hause sind, sie besteht darauf, dass der Tisch gedeckt wird und man gemeinsam zu Abend isst. Ich frage mich, ob sie das wohl auch beibehält, wenn sie in ein paar Jahren allein wohnt. Die Vorstellung, dass sie dann einsam hier unten sitzt und Dad oben, ist ziemlich deprimierend.
    »Ich gehe noch bei Dad vorbei«, rufe ich hinüber ins Wäschezimmer, als alles im Geschirrspüler verstaut ist. Fast hätte ich vergessen, dass ich ihm versprochen habe, die Fotos anzuschauen.
    »Okay«, ruft sie zurück. »Sind deine Hausaufgaben fertig?«
    »Habe ich schon in der Schule erledigt.«
    »Und was ist mit Üben? Du darfst wegen deiner Reise nicht in Rückstand geraten. Herr Steinberg erwähnte, dass die kleine Rothaarige nur darauf lauert, dir den Platz als Erstes Violoncello streitig zu machen.«
    »Ich übe vorm Schlafengehen noch eine Stunde. Ich bleib nicht lange.«
    Das Klassik-Radio läuft in voller Lautstärke, als ich die Treppen zu Dad hochsteige. Er sitzt am Computer, neben ihm ein Teller mit einem halb gegessenen Burrito und einer mit Schokokeksen aus meiner Lieblingsbäckerei im Mission District.
    »Hallo Töchterchen«, sagt er und gibt mir einen Kuss auf die Wange. »Sind wirklich ein paar tolle Fotos dabei. Willst du sie sehen?«
    »Na klar«, sage ich und stibitze mir einen Keks. Ich selbst vergesse ständig, Fotos zu machen, und auf Kats Kamera sind nur Bilder, die sie neben diversen Wachposten und Beefeaters zeigen – von mir geschossen. Dann fällt mir ein, dass sie selbst auch ein paar gemacht hat, von Owen vor dem Gebäude mit den Kronjuwelen, und ich könnte mich in den Hintern beißen, dass ich sie nicht gebeten habe, auch eins von Griffon zu machen. Obwohl sich jedes Mal mein Herz zusammenzieht, wenn ich an ihn denke, beginnt sein Gesicht bereits zu verblassen, und ich bin nicht einmal sicher, ob ich ihn überhaupt wiedererkennen würde. Ach, was soll’s.
    Dad dagegen fotografiert alles und jeden, so als hätte er Angst davor, demnächst sein Kurzzeitgedächtnis zu verlieren. Jeder Augenblick muss festgehalten und vor dem Vergessen bewahrt werden. »Da sind du und deine Schwester im Flugzeug, ziemlich verschlafen«, sagt er, als das erste Bild der Diashow auf dem Bildschirm erscheint.
    Ich zucke zusammen, als ich mich selbst mit dem wüsten Rest einer Hochsteckfrisur und Ringen unter den Augen sehe. »Da war es ungefähr drei Uhr morgens«, führe ich zu meiner Verteidigung an. Ich muss mich unbedingt irgendwann hier reinschleichen und all die weniger schmeichelhaften Bilder löschen.
    »Ach, du bist genauso hübsch wie immer. Schau, das ist das Restaurant, in dem wir am allerersten Abend gegessen haben, im Theaterviertel.«
    Dad kommentiert jedes einzelne Bild. Der Portier unseres Hotels, eine Reihe roter Busse, wir vor dem Eingang zur nächstgelegenen U-Bahn-Station.
    »Die hier sind von unserem Abendspaziergang zum Piccadilly Circus, erinnerst du dich? Da seid ihr beide vor der Statue.«
    Ich werfe einen flüchtigen Blick auf das Foto, das mich und Kat auf der Steintreppe zeigt, doch dann erkenne ich plötzlich etwas im Hintergrund, und mir stockt der Atem. »Stopp, warte mal.« Ich sehe genauer hin und es läuft mir kalt den Rücken hinunter. »Wann hast du das aufgenommen?«
    Dad hält die Diashow an. »Die sind chronologisch geordnet, also muss es am zweiten Tag gewesen sein.« Er blickt auf das Foto auf dem Bildschirm. »Ein wunderschöner Sonnenuntergang, nicht wahr? Siehst du das Rosa im Himmel hinter den Gebäuden? Beinahe die gleiche Farbe wie die Neonlichter auf der anderen Straßenseite. Wirklich sehr hübsch.«
    Aber ich schaue nicht auf den Sonnenuntergang oder die Neonlichter. Ich starre auf einen Typ, der etwa zwei Meter hinter uns lässig an einer Säule lehnt und direkt in Dads Kamera blickt. Wenn das Foto am zweiten Tag aufgenommen wurde, dann war das genau vier Tage, bevor ich ihn im Tower traf. Ich dachte zwar, dass ich

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