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Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia J. Omololu
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»Was hast du gemeint, als du gesagt hast, du hättest das auch erlebt?«
    Griffon macht einen Bogen, um einer Frau mit Zwillingsbuggy auszuweichen, der die gesamte Breite des Gehwegs einnimmt. Er wirft einen Blick auf die Leute um uns herum. »Lass uns warten, bis wir allein sind.« Schweigend gehen wir ein paar Minuten nebeneinanderher.
    »Ich liebe diesen Musikladen«, sagt er, als wir an Amoeba Records vorbeikommen. »Wusstest du, dass dort früher eine Bowlingbahn war?«
    »Rock ’n’ Bowl«, antworte ich mit einem schiefen Grinsen. »Meine Eltern erzählen andauernd davon. Manchmal denke ich, ich werde laut losschreien, wenn ich mir noch ein einziges Mal anhören muss, wie cool das Mitternachts-Bowlen dort war.«
    Wir überqueren die Straße und betreten den Park durch die Unterführung. Überall liegen Menschen, genießen den warmen Abend und strecken ihre Gesichter der Sonne entgegen.
    »Dorthin«, sage ich und gehe Richtung Spielplatz voraus. Seit ich als Kind hierher kam, hat sich so viel verändert, dass er kaum wiederzuerkennen ist. Alles, was Spaß gemacht hat, wurde entfernt. Die wackeligen, alten Klettergerüste aus Holz hat man durch sichere, langweilige Plastikgeräte ersetzt. Ich überquere den Spielplatz, schwenke nach links und erklimme die Stufen neben der Betonmauer, die den Hügel hinaufführen. Das ist mein Lieblingsort im Park und er sieht noch genauso aus wie früher.
    »Gehen wir zur Rutsche?«, fragt Griffon, als wir oben angekommen sind. Er ist kein bisschen außer Puste.
    »Du kannst gerne rutschen, wenn du willst, aber ich gehe dort hinüber«, antworte ich und zeige auf einen breiten Felsen gleich hinter der Rutschbahn. Ich klettere hinauf und setze mich. Von hier oben aus überblickt man den Spielplatz und einen Teil der Rasenfläche: Außer ein paar kleinen Kindern ist niemand in der Nähe, der uns hören könnte.
    »Perfekt«, sagt Griffon und setzt sich neben mich – so nah wie möglich, aber ohne dass wir uns tatsächlich berühren. Ich kann die Wärme seines Körpers spüren und rieche seinen warmen, erdigen Jungs-Geruch, der ein Kribbeln in meiner Magengegend verursacht. Ich sehe, dass er immer noch das schwarze Band um den Hals trägt. Die Umrisse eines Anhängers sind unter seinem Hemd erkennbar, und ich denke kurz darüber nach, ob er vielleicht irgendein religiöser Fanatiker mit einer Vorliebe für Kruzifixe ist. Exorzismus ist in meinem Fall ja gar nicht mal so abwegig.
    Bevor ich auf noch verrücktere Ideen komme, frage ich: »Also, wovon hast du vorhin gesprochen?«
    Griffon nickt und sagt: »Aha, du redest nicht lang drum herum, sondern kommst gleich zur Sache. Das finde ich sympathisch.« Er fixiert einen Punkt in der Ferne, und ich vermute, er will mich bei dem, was er zu sagen hat, lieber nicht direkt ansehen. »So fängt es bei uns allen an«, beginnt er sachlich, »ein paar seltsame Gefühle, die aus dem Nichts auftauchen und völlig zusammenhangslos erscheinen.« Griffon sieht mich an. »Wie die Déjà-vus, von denen du im Tower erzählt hast.« Er macht eine kleine Pause. »Du fühlst dich zu Hause an einem Ort, an dem du niemals zuvor gewesen bist. Dann bekommst du Visionen von Dingen, die du nie erlebt hast und die in eine Zeit gehören, von der du nicht einmal wusstest, dass es sie gab.«
    Seine Worte jagen mir einen Schauer über den Rücken und ich spüre ein Kribbeln im Nacken. »Du suchst nach rationalen Erklärungen für das, was mit dir geschieht. Vielleicht denkst du, du wirst verrückt. Oder, dass du einfach zu wenig getrunken hast.« Er wirft mir einen Blick zu und ich erinnere mich an die Ausreden damals im Tower. »Oder, dass du Gespenster siehst.«
    Ich zwinge mich, ruhig zu atmen, und schließe die Augen, um mich besser auf seine Worte zu konzentrieren.
    »Kommt dir das irgendwie bekannt vor?«, fragt er.
    Ich nicke nur und beiße mir auf die Lippen. Das alles macht mir viel zu viel Angst. Seine Worte beschreiben ganz genau, was ich in den letzten Wochen erlebt und gefühlt habe. »Wenn ich nicht verrückt bin und keine Geister sehe, was ist es dann? Es muss doch eine Erklärung geben«, bringe ich hervor.
    »Gibt es auch. Es ist die Zeit deines Übergangs. Als wir uns begegnet sind, hattest du eine Vision, stimmt’s?«
    »Ja«, flüstere ich. »Erst wurde alles dunkel, und dann sah ich, so deutlich wie ich dich jetzt sehe, eine junge Frau, die aufs Schafott geführt wurde … Andere Leute standen herum … Aber niemand hat sie gerettet …«

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