Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
Freundin hast, kannst du es mir ruhig sagen. Ich …«
»Das ist es nicht«, sagt er heftig und fährt sich mit den Händen durch die Locken. »Ich wünschte, es wäre so einfach.« Er geht hektisch auf und ab, sodass seine Stiefel kleine Staubwölkchen aufwirbeln, die über den Rand der Kuppe davonwehen. »Ich habe so sehr versucht, mich von dir fernzuhalten«, sagt er schließlich, bleibt kurz stehen und sieht mich an. Dann stapft er weiter auf und ab. »Ich darf das einfach nicht tun, ich …«
Abwehrend hebe ich die Hände, habe Angst davor, was er als Nächstes sagen könnte. »Es ist okay, ich will mich wirklich nicht zwischen dich und jemand anderen drängen …«
»Es gibt niemand anderen«, unterbricht er mich. »Ich habe keine Freundin. Ich war in diesem Leben überhaupt noch nicht mit irgendjemandem zusammen. Und dafür gibt es einen guten Grund.«
Ich rühre mich nicht, warte auf eine Erklärung. Es fällt mir nicht leicht, zu glauben, dass er die Wahrheit sagt, doch der Ausdruck in seinem Gesicht verrät mir, dass ihn irgendetwas quält.
Griffon atmet tief durch und kommt ein Stück auf mich zu. »Als wir im Park waren, hast du gefragt, ob ich schon viele Hundert Jahre alt bin. Erinnerst du dich?«
Ich nicke. »Du hast geantwortet, du wärst erst siebzehn.«
»Und das stimmt. Aber ich weiß auch, wie es ist, zwanzig zu sein oder fünfunddreißig. Verdammt, Cole, ich war schon mal verheiratet. Hatte Kinder.« Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, keine sehr glücklichen Erinnerungen. »Darum warte ich, bis ich älter bin und Menschen begegne, die selbst schon mehr Lebenserfahrung haben, bevor ich mich auf irgendwas einlasse.«
»Es macht mir nichts aus«, sage ich und versuche, ihn mir nicht zusammen mit einer erwachseneren Frau vorzustellen. »Mir ist egal, wie alt du bist.«
»Aber es ist nicht egal«, sagt er heftig. »Ich würde mir vorkommen … wie ein lüsterner alter Kerl, der mit einem unwiderstehlichen Teenager ausgeht.«
Ich blicke auf den Boden und versuche, das Grinsen zu unterdrücken, das sich auf meinem Gesicht ausbreiten will. Dann frage ich: »Hast du denn … den anderen auch von deinem Geheimnis erzählt?« Er schüttelt den Kopf. »Na siehst du. Unfair wäre doch nur, wenn du es mir verschwiegen hättest. Aber ich bin kein armer unschuldiger Teenager, der nichts über dich weiß. Ich weiß von deiner Vergangenheit. Deinen Vergangenheiten. Außerdem, das hast du selbst gesagt, bin ich dabei, auch eine Akhet zu werden. Also gibt es schon bald keinen Unterschied mehr zwischen uns.«
Ich sehe, dass er über meine Worte nachdenkt, und genieße das Gefühl, endlich einmal etwas gesagt zu haben, das er noch nicht bedacht hatte. Doch je länger er schweigt, desto unsicherer werde ich – vielleicht war ich ja doch nicht so überzeugend. Plötzlich kommt Griffon mit festen, entschlossenen Schritten auf mich zu, und alle Worte werden überflüssig, denn er beugt sich zu mir herab und küsst mich mitten auf den Mund – ein Kuss, der sich anfühlt, als hätte ich seit Jahrhunderten darauf gewartet.
12
»Schon eine ganze Woche«, ich lasse mich auf Raynes Bett fallen, schnappe mir ein Kissen und drücke es ganz fest an mich. Ich brauche irgendetwas, um diese schreckliche Leere in mir zu stopfen. Ich hatte mir fest vorgenommen, nicht zu weinen, aber jedes Mal, wenn ich an letzten Sonntag denke, steigen mir heiße Tränen in die Augen. Alles war perfekt. Griffon war da, wirklich da, ganz nah bei mir, und jetzt ist er fort. »Eine ganze Woche schon, und er hat sich immer noch nicht gemeldet«, jammere ich.
Rayne setzt sich neben mich und streicht mir übers Haar. Bei jedem anderen würde mich das stören, weil ich mir wie ein kleines, bemitleidenswertes Kind vorkäme, aber bei Rayne ist es okay. »Das stimmt doch gar nicht«, sagt sie. »Er hat dir am Montag eine Nachricht geschickt.«
Ich drehe mich um und sehe sie an. »Dann eben fünf Tage. Auch nicht viel besser.«
»Vielleicht mussten sie plötzlich dringend verreisen«, sagt sie. »Vielleicht will die Königin seinen Vater zum Ritter schlagen, und sie mussten Hals über Kopf nach England, um dabei zu sein.«
»In England gibt es auch Telefone«, murmele ich ins Kissen. »Er will einfach nichts von mir.«
»Wie kann dich jemand hoch über der ganzen Stadt das erste Mal küssen und nichts von dir wollen?«
»Ich weiß es nicht«, sage ich und fühle den Kloß, der mir bei dem heraufbeschworenen Bild wieder in der Kehle
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