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Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia J. Omololu
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sitzt. Ich atme tief durch und versuche, mich ein wenig zu beruhigen. Wieder und wieder habe ich alles, was an jenem Abend auf dem Hügel passiert ist, in meinem Kopf durchgespielt. Habe ich etwas Falsches gesagt? Irgendwas Dummes gemacht? Ich meine, dümmer als sonst? »Er sagt all diese Sachen, küsst mich, und dann ist er plötzlich wie vom Erdboden verschwunden.«
    »Hast du ihn angerufen?«
    »Ich? Nein. Sonst denkt er noch, ich käme ohne ihn nicht klar.«
    Rayne schaut mich an. »Stimmt, dir geht’s fantastisch ohne ihn, kann man deutlich sehen.«
    Ich setze mich auf und streiche mir ein paar verirrte Strähnen aus dem Gesicht. »Ich muss eben damit fertigwerden. Griffon mag mich nicht. Ich komme genauso gut als Single zurecht, darin habe ich jede Menge Übung.«
    »Ach Cole, das glaubst du doch selbst nicht. Ich hab euch beide zusammen gesehen. Es muss irgendeine ganz harmlose Erklärung geben.«
    »Gehen wir jetzt shoppen, oder was?«, frage ich möglichst lässig und stemme mich vom Bett hoch. All diese Zweifel, all diese bohrenden Fragen haben mich innerlich ganz kribbelig gemacht, und ich muss unbedingt irgendwas tun. »Komm, ich bin nicht hier, um den ganzen Tag über Griffon zu reden. Mom hat mir Geld für neue Klamotten gegeben und das werde ich verprassen.« Außerdem will ich nicht nur rumsitzen, auf mein Handy starren und mich fragen, ob Griffon sich jemals wieder melden wird.
    »Okay«, seufzt Rayne, »Downtown oder Mission?«
    »Downtown«, sage ich spontan, denn plötzlich habe ich Lust auf große Kaufhäuser und Gedränge.
    Rayne wirft sich ihre wildlederne Hobo Bag über die Schulter. »Na, dann los.«
    Als wir aus dem Bus steigen, ist die Wendestation für die Cable Cars vor lauter Menschen kaum zu sehen, obwohl der Sommer erst in über einem Monat beginnt.
    Rayne schaut mich an. »Bist du sicher, dass du da reinwillst?« Sie ist eher der Typ, der in den kleinen Sträßchen im Haight shoppen geht als in den riesigen Einkaufszentren am Union Square.
    »Absolut«, antworte ich. Die aufgesetzt gute Laune hilft mir, das tonnenschwere Gewicht von meiner Brust zu wälzen. »Lass uns die Market Street runtergehen. Ich hab schon ewig keinen dieser köstlichen Windbeutel vom Stand im City Center gegessen, und wenn du lieb bist, spendier ich dir einen.«
    Rayne mault ein bisschen, folgt mir aber schließlich durch das dichte Gedränge auf dem Gehweg, wo wir ständig angerempelt werden. Ich mochte diesen Teil der Market Street schon immer. Zwar hat sich das Innenleben der Gebäude oft geändert, aber die Fassaden sehen seit Hunderten von Jahren gleich aus.
    Nach einem kurzen Abstecher in die Lebensmittelabteilung des City Centers drängen wir uns durch die Menge wieder nach draußen und lecken uns die letzten Sahnereste von den Fingern. »Wohin jetzt?«, fragt Rayne und schaut ein wenig verloren die geschäftige Straße hinauf und hinunter.
    Als wir dort stehen, umgeben von all den hohen Gebäuden, verspüre ich plötzlich ein Ziehen in mir. Es ist nicht so stark wie der Sog einer Vision, eher das Gefühl, es wäre etwas Wichtiges in der Nähe und ich müsste mich auf die Suche danach machen. Solche Gefühle sind nichts Neues, aber bisher habe ich sie immer ignoriert. Vielleicht sind es Hinweise darauf, wer ich einmal war – oder einmal sein werde. »Lust, einfach ein bisschen herumzulaufen?«, frage ich mit einer Mischung aus gespannter Erwartung und Angst davor, was passieren könnte. Na ja, Rayne ist ja da und könnte mir helfen, falls ich wieder ohnmächtig werde.
    »Kommt drauf an«, sagt sie und sieht mich fragend an. »Wohin willst du denn?«
    »Weiß noch nicht.« Ich versuche, den Kopf auszuschalten und mich einfach von meinem Gefühl leiten zu lassen. An der nächsten Ecke mache ich kurz halt und biege dann links in die Mason Street ein. Sieht aus, als würde es mich nach Nob Hill führen.
    Offenbar bin ich sehr schnell gegangen, denn Rayne kommt herangetrabt, um mich einzuholen. »Du weißt zwar nicht, wohin, aber anscheinend hast du’s echt eilig, dort anzukommen, was?«
    »Ich weiß, das klingt verrückt, aber ich muss etwas finden«, sage ich und bemühe mich, meine Schritte zu verlangsamen. »Ich weiß bloß nicht, was.«
    »Das klingt nicht nur verrückt, sondern irgendwie unheimlich.«
    »Da könntest du recht haben.« Ich sage nichts mehr, sondern versuche, mich ganz auf das innere Ziehen zu konzentrieren. Ich gehe einfach immer weiter, denn ich weiß, wenn ich anfange,

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