Fuer immer du
ich dankbar für mein eigenes Reich war. Den ganzen Tag dieses Geturtel zu ertragen … Aber wenigstens hatten die beiden sich. Ich stand mit meinen Gefühlen für jemand Bestimmtes allein da.
»Und das hast du nicht. Hinter dem Fahrersitz steht noch ein Koffer.« Meine Mutter lachte und flüchtete ins Badezimmer.
Ich schüttelte den Kopf und flüchtete in meine Wohnung.
14. Kapitel
» D u siehst aus, als hättest du schlecht geschlafen«, Mel schwang ein Bein über den Sattel ihres Fahrrades, als ich die Haustür hinter mir zuzog.
»Du siehst auch nicht besonders erholt aus«, sagte ich und funkelte Mel angriffslustig an. Meine Laune war irgendwie im Keller gelandet, was nicht an meinem mangelnden Schlaf lag, sondern an meiner derzeitigen Situation allgemein. Ich hatte es gestern nicht einmal über mich gebracht, meine beiden Freundinnen anzurufen, um sie vor ihren psychotischen Freunden zu warnen. Es war auch nicht so einfach, wie man dachte, seinen Freundinnen zu gestehen, dass die Typen, auf die sie standen in ihrer Freizeit andere Mädchen in den Wald jagten, um Dinge mit ihnen zu tun, die sie definitiv nicht tun sollten. Und ich wusste ja noch nicht einmal wirklich, was sie mit mir hatten tun wollen.
Ich stieg auf mein Fahrrad – Sam war so nett es von dort abzuholen, wo ich es am Straßenrand hatte liegen gelassen, und schlüpfte zwischen Mel und Jenny. Ich spielte mit meinen Zähnen an meinem Zungenpiercing und überlegte, wie ich am besten anfangen sollte. Irgendwie fiel es mir auch nicht leicht, über das, was gestern passiert war, zu reden.
»Die Typen aus der Disco, wie gut kennt ihr die?«, setzte ich vorsichtig an, während wir uns mühevoll den lang gezogenen Berg zur Schule hocharbeiteten.
»Eigentlich gar nicht. Sie hängen öfter in Linden rum. Sie sind süß.« Jenny sah mich verwundert an.
Als wir an der Stelle vorbeikamen, wo sie mich mit dem Auto von der Straße gedrängt hatten, da vermied ich es, hinzusehen. Ich schluckte nervös, bevor ich weitersprach. »Sie sind euch nicht irgendwie wichtig oder so?«
»Warum fragst du? Haben sie dich angemacht?«, wollte Jenny wissen und in ihrer Stimme schwang zu meinem Leidwesen Wut mit. Bestimmt würde sie sauer auf mich sein.
»Sie haben mich gestern in den Wald gejagt, und das nicht aus Spaß«, sagte ich entschlossen, es hinter mich zu bringen.
Mel runzelte die Stirn und zog ungläubig eine Augenbraue hoch. »Im ernst? Warum sollten sie das tun?«
Jenny sah gerade zu vorwurfsvoll aus. »Du spinnst doch, wann soll das denn passiert sein? Die sind immer total nett.«
»Als ich alleine nach Hause bin«, entgegnete ich verteidigend. Glaubten sie wirklich, ich würde mir das ausdenken? Was hätte ich davon, mir so was auszudenken? Die beiden wechselten fragende Blicke und ich wich ihnen aus und sah lieber auf das sich nähernde Tor des ehemaligen Klosters. Ich hatte das Gefühl, etwas lag schwer auf meiner Brust, und dieses Gefühl rührte dieses Mal nicht von der Anstrengung her, mit dem Fahrrad den Berg hinaufzufahren.
»Vielleicht wollten sie dir nur einen Schreck einjagen. Sie sind manchmal etwas … extrem.«
»Echt, manchmal wirken die total durchgeknallt. Das war bestimmt nur ein Spaß.«
Ich dachte darüber nach. Wirklich getan hatten sie mir ja nichts. Sie waren mir nur gefolgt. Ich beschloss, Mel und Jenny zu vertrauen und ni cht weiter darauf herumzureiten, schließlich kannten die beiden, die Bauarbeiter schon länger und ihnen hatten sie nichts getan. Vielleicht hatten sie mir wirklich nur einen Schreck einjagen wollen. Mit Abstand betrachtet, sah ich die Geschehnisse von gestern plötzlich in einem freundlicheren Licht.
In der großen Pause ruhte ich mich unter einem Baum aus und schmiedete Pläne, wie ich Sam am besten auf den Zeitungsartikel ansprechen könnte. Ich vermied, mich weiter in Vermutungen und Grübeleien zu ergehen. Alle Überlegungen, die ich bisher angestellt hatte, führten zu gar nichts. Es konnte sein, dass dieses Bild und die Namengleichheit der beiden Samuels reiner Zufall waren, vielleicht aber auch hatte es doch eine Bedeutung. Gut möglich, dass der Samuel aus dem Artikel ein Vorfahr vom jetzigen Samuel war. Aber ich konnte an einen Zufall dieser Art glauben, hier aber gab es zumindest zwei Menschen in Linden, die einen Doppelgänger im Jahre 1913 hatten. Und das waren mir zu viele Zufälle. Mir ging es gar nicht gut mit all diesen unerklärlichen Dingen, die in den letzten Tagen auf mich
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