Fuer immer du
hereinprasselten wie nadelspitzer Hagel.
Als es zur Stunde läutete, sah ich meine beiden Freundinnen mit den Bauarbeitern um die Ecke des Internats kommen. Bevor sie den Innenhof betraten, verabschiedeten sie sich mit Küssen voneinander. Ich seufzte. Wahrscheinlich hatten Mel und Jenny Recht. Ich interpretierte da zu viel rein. Genau wie in die Sache mit den Doppelgängern und meinen Träumen. Vielleicht versuchte ich etwas zu finden, das es gar nicht gab. Andererseits gab es da immer noch meine neue Fähigkeit, Gegenstände nur mithilfe meiner Gedanken bewegen zu können. Dass das eine und das andere zusammenhängen könnte, daran mochte ich gar nicht denken. Nur woher kam diese Fähigkeit? Es musste einen Grund dafür geben. Stöhnend schloss ich die Augen und rieb mir meinen schmerzenden Kopf. Ich konnte all diese Dinge nicht allein bewältigen. Ich musste mit jemand reden. Nur mit wem? Vielleicht sollte ich meine Probleme der Reihe nach angehen? Erst die Doppelgänger, dann die Tatsache, dass ich ein Freak mit übermenschlichen Kräften war.
Als ich vor der letzten Stunde meinen mehr schlechten als rechten Aufsatz zu meiner Schulverschönerung in das Büro der Direktorin bringen wollte, kamen mir aus diesem wieder einmal die Bauarbeiter entgegen. Als sie mich erkannten, verfielen sie in Gelächter.
»Na Süße, hat Adrian sich um dich gekümmert?« Der Dunkelhaarige zwinkerte mir zu, ich ignorierte ihn einfach. Woher sie Adrian kannten? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Einzelgänger wie er so viel Kontakt zu anderen Menschen hatte, und wie Antiquitätenfreunde kamen mir die beiden nicht vor.
»Komm rein, Skyler«, sagte Frau Dietrich und warf den Bauarbeitern einen finsteren Blick zu. Dieser Blick hätte Eichen zum Beben gebracht, mir jagte er eine Gänsehaut ein, die zwei Männer verstummten und verließen das Büro. Mein Respekt vor der Dietrich wuchs.
»Ich wollte nur den Aufsatz abgeben.«
»Oh, ich bin gespannt, was du über deine Gründe für diese Tat schreibst.«
Meine Gründe? Ich hatte den Ablauf geschildert; wie ich eingebrochen war mit Mutters Schlüssel, wie ich in der Mädchentoilette angefangen hatte, auch ein paar Spinde mitgenommen hatte und wie ich die Überwachungskameras total vergessen hatte. Wenn sie mich psychoanalysieren wollte mithilfe dieses Berichtes, dann würde sie enttäuscht werden. Ich zuckte mit den Schultern und schwieg. Die Dietrich nahm den Aufsatz, warf einen kurzen Blick darauf, dann legte sie die Mappe beiseite.
»Du kannst zum Unterricht gehen«, sagte sie. Ich wandte mich der Tür zu. »Und Skyler, wenn du irgendwelche Probleme haben solltest, ich bin immer für dich da. Du kannst zu mir kommen, egal aus welchem Grund.«
»Danke«, sagte ich zur Tür hin und ging.
»Warst du schon wieder bei der Dietrich?«, flüsterte Mel mir zu, während Pfarr er Brunner eine Stelle aus dem Alten Testament vorlas.
»Ich habe nur diesen bescheuerten Aufsatz abgegeben«, zischte ich zurück. Nachdem mich Mels und Jennys neue Freunde schon wieder geärgert hatten, war ich meinen beiden Freundinnen gegenüber etwas ungehalten, weil sie so wenig auf meine Warnung gaben. Aber eigentlich wusste ich, dass ich das Verhalten der Bauarbeiter wohl zu engstirnig sah. Sie waren einfach nur Idioten, denen es Spaß machte, andere hochzunehmen.
»Bist du sauer?«, wollte Mel wissen.
»Nein, ich bin nur euren Freunden schon wieder begegnet«, sagte ich jetzt schon etwas sanfter.
»Haben sie sich schon wieder danebenbenommen?«, stöhnte Jenny rechts von mir. »Nimm sie einfach nicht ernst.«
Ich nickte und wollte das Thema damit beenden. Ich wollte mich nicht mehr mit den Typen befassen müssen. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass Mel mich musterte. »Was?«, fragte ich.
»Wollen wir heute Nachmittag was unternehmen?«
Verwirrt sah ich sie an. »Eh … nein. Ich hab schon was vor. Ich muss Katie von der Marienhöhe holen.«
Mel zog eine Augenbraue hoch und grinste breit. »Ahh«, machte sie. »Du und Adrian.«
Ich schüttelte den Kopf. »Da läuft gar nichts.« Schön wär´s, fügte ich in Gedanken an.
»Fräulein Doyle!«, donnerte der Pfarrer, nachdem er ein Buch auf das Lehrerpult hatte fallen lassen. »Matthäus 13,49: So wird es auch am Ende der Welt gehen: Die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden. Erläutere mit deinen Worten!«
Ich sah den Pfarrer an, er hatte die Hände vor seinem Schoß gefaltet und lehnte am Pult. Er war etwa
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