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Fuer immer Ella und Micha

Fuer immer Ella und Micha

Titel: Fuer immer Ella und Micha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Sorensen
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dir das Spiel an?«
    Ich werfe die Fernbedienung auf den Couchtisch. »Sehe ich aus wie jemand, der sich das Spiel anschaut?«
    Er blickt zu dem Tattoo auf meinem Arm, meinem Lippenpiercing, meinem schwarzen Shirt und der Jeans. »Ähm … weiß nicht.«
    Es kostet mich einige Mühe, keine Grimasse zu ziehen. Ich stehe auf und gehe zu meiner Mom in die Küche. »Okay, ich kapier’s nicht.«
    Sie packt Einkäufe in den Kühlschrank und sieht über die offene Tür hinweg zu mir. »Was kapierst du nicht?«
    Mit dem Daumen zeige ich über die Schulter zum Wohnzimmer, wo Thomas durch die Kanäle zappt. »Der scheint ein totaler Idiot zu sein.«
    »Er ist wirklich nett, Micha.« Sie wühlt in der Plastiktüte auf der Arbeitsplatte und nimmt mehrere Dosen Kürbis heraus. »Und er macht mich glücklich.«
    Ich betrachte ihre weiße, in der Taille gegürtete Bluse und die strassbesetzte Jeans. »Er macht vor allem, dass du dich seltsam anziehst.«
    »Na und? Dann kleide ich mich eben jünger«, sagt sie trotzig. »Ich habe einen Großteil meiner Jugend verloren, und wenn ich jetzt Spaß haben will, darf ich es ja wohl.«
    »Verloren, weil du mich bekommen hast?« Ich schnappe ihr eine Chipstüte weg. »Oder wegen Dad?«
    Sie schüttelt den Kopf, während ich die Tüte aufreiße. »Nein, du warst das Beste, was mir je passiert ist. Es war meine Entscheidung, meine Jugend zu opfern. Aber jetzt entscheide ich, mir ein bisschen was zurückzuholen und das Leben zu genießen.«
    Ich sehe mich zu Thomas um, der über irgendwas lacht, das im Fernsehen läuft. »Mit dem?«
    Meine Mom klappt eine Schranktür zu. »Mit ihm.«
    Ich nehme eine Handvoll Chips aus der Tüte und krümele dabei den Fußboden voll. »Tja, wenn du das willst, halte ich mich raus«, meine ich und knacke mit den Fingerknöcheln. »Doch sollte er dir wehtun, schlage ich ihm die Nase ein.«
    Sie zerzaust mir das Haar, als wäre ich noch ein Kind. Dann nimmt sie zwei Biere aus dem Kühlschrank und geht zum Wohnzimmer. »Und falls du das mit Ella wieder in Ordnung bringen willst: Sie ist eben durchs Fenster in ihr Haus geklettert.«
    Ich hebe die Chips vom Boden auf. »Woher weißt du, dass wir uns gestritten haben?«
    Sie lacht. »Honey, wenn ihr zwei euch streitet, weiß es die ganze Welt!«
    Ich habe keine Ahnung, was sie meint, doch ich ziehe meine Jacke über und gehe raus in die klirrende Kälte. Schnee weht vom Himmel herunter und bedeckt den Boden, als ich zum Zaun stapfe. Beim Rüberspringen frieren mir fast die Hände an den Metallketten fest. Drüben klopfe ich an die Küchentür.
    Nach zweimaligem Klopfen öffnet Lila. Sie ist mit rosa Stiefeln mit Fellbesatz, einer dicken Jacke, einer Mütze und einem Schal bekleidet. »Ja?«
    »Ist dir kalt?«, scherze ich, um die verkrampfte Stimmung aufzulockern, aber sie runzelt bloß die Stirn. »Entschuldige, ist wohl kein günstiger Zeitpunkt für Witze, was?«
    Sie verschränkt die Arme vor der Brust und sieht mich abweisend an. »Ist dir klar, wie ich auf sie eingeredet habe, dass sie sich mit dir einlassen soll? Ich habe ihr erzählt, dass du sie unsagbar liebst und sie nie verletzen würdest. Und du hast nichts Besseres zu tun, als auf ihrem Herzen herumzutrampeln? Jetzt stehe ich wie eine Lügnerin da.«
    »Ich mache das wieder gut«, verspreche ich und gehe einen Schritt auf die Schwelle zu in der Hoffnung, dass sie beiseitetritt und mich reinlässt.
    Tut sie nicht. »Ehe ich dich reinlasse, musst du mir schwören, dass du nicht mehr trinkst, wenn dich irgendwas belastet, und sie nicht wieder verletzt. Bei Gott, wenn du das nicht lässt, reiße ich dir deinen Lippenring raus!«
    Unwillkürlich halte ich mir schützend eine Hand vor den Mund. »Nie wieder – Ehrenwort.«
    Nun gibt sie den Weg frei und schließt die Tür hinter uns. »Sie ist oben in ihrem Zimmer.«
    Ich gehe zur Treppe. »Ich muss schon sagen, Lila, du bist ganz schön mutig. Nicht viele würden sich trauen, den Lippenring zu bedrohen.«
    »Ich bin nun mal nicht wie die meisten«, ruft sie. »Ella ist meine beste Freundin, und sie muss beschützt werden. Normalerweise übernimmst du das, nur dass du in diesem Fall derjenige bist, vor dem sie Schutz braucht.«
    Ich steige die Treppe hinauf. Im Haus ist es eiskalt, und Musik ist zu hören: »One Thing« von Finger Eleven. Die Tür zu dem Badezimmer, in dem ihre Mom starb, steht weit offen, und über sämtliche Fliesen zieht sich etwas Buntes.
    »Ella«, sage ich, als ich auf die Tür zugehe.

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