Fuer immer Ella und Micha
belebten Gehweg. Autos fahren die Straße auf und ab, und grelle Graffiti dekorieren die Blechfassaden der benachbarten Gebäude.
Vor dem Eingang bleibe ich stehen und löse mein Haar aus dem Pferdeschwanz, sodass es mir offen auf die Schultern fällt. Nachdem ich Lilas Arm losgelassen habe, schnüre ich rasch meinen Stiefel zu, öffne die oberen zwei Knöpfe meines Karohemds und streiche meinen Jeansrock glatt.
»Wow, so eitel habe ich dich ja noch nie erlebt«, bemerkt Lila, während sie die Bänder vorn an ihrem dunkelbraunen Shirt neu bindet. »Wie lustig.«
»Ich weiß selbst nicht wieso, aber ich bin auf einmal echt nervös«, gestehe ich und lockere mein Haar mit den Fingern auf.
»Das kommt daher, dass du ihn liebst .« Lila klimpert mit den Wimpern, worauf ich sie spaßhaft knuffe. »Entspann dich! Es liegt nur daran, dass du ihn seit gut einem Monat nicht gesehen hast. Ehrlich, mir graut schon ein bisschen davor, mit euch zweien in einem Zimmer zu sein. Sicher reißt ihr euch binnen Sekunden die Klamotten vom Leib.«
Ich ziehe eine Grimasse und betrete den Club, wo ein Türsteher mit Schlangen-Tattoos auf seinen muskelbepackten Armen und einer Narbe über der Lippe den Weg in den Sitzbereich versperrt.
»Ausweise bitte.« Seinem Ton nach glaubt er nicht, dass wir welche haben.
Lila und ich holen unsere gefälschten Ausweise aus den Taschen und geben sie ihm. Er mustert sie sorgfältig, reicht sie uns zurück und tritt zur Seite, um uns reinzulassen.
Wir gehen in einen offenen Raum voller Tische und Stühle. Die Luft ist stickig, die Bar gerammelt voll und die Musik laut. Doch die Stimme des Sängers ist mir vertrauter als mein eigener Herzschlag.
»Oh, schau mal, da oben ist er, total heiß und sexy!«, sagt Lila, aber ich höre sie kaum.
Ich bin ganz auf die Bühne an der hinteren Wand konzentriert. Unter der dämmrigen Beleuchtung singt Micha seine eigenen Songs, spielt Gitarre und hat den Kopf nach vorn geneigt, sodass ihm das Haar in die funkelnden blauen Augen hängt. Zu gern würde ich ihn berühren, die Finger in sein Haar tauchen und seine weichen Lippen spüren.
Die Band spielt im Hintergrund, und mir raubt es den Atem, wie seine Zeilen über mich hinwegfließen.
The silence in your eyes is more than I can take.
Look at me for once and see how my heart aches.
You keep me alive. You keep me breathing.
All I want, all I need is you.
Der Raum um mich herum verschwindet, und einzig er und ich bleiben. Ich höre Lila weggehen, wahrscheinlich zur Bar, einen Drink bestellen. Micha braucht lediglich Sekunden, bis er mich in dem vollbesetzten Club entdeckt, als hätten unsere Herzen sich gefühlt. Er versucht, ernst zu bleiben, aber ich sehe den Hauch eines Lächelns auf seinen Lippen.
Er beendet den Song mit einem Abschlussakkord und dreht sich schnell zu Naomi, die ein enges schwarzes Kleid und kniehohe Stiefel trägt. Micha sagt etwas zu ihr und gibt ihr seine Gitarre. Sie nickt, streicht sich das schwarze Haar hinter die Ohren, und Micha springt von der Bühne. Mit großen Schritten drängt er sich durch die Menge zu mir. Er wird nicht langsamer, bis er mich in seine Arme gehoben hat, wobei es ihn nicht interessiert, dass uns ein Haufen Leute beobachtet.
Ich winde meine Beine um seine Hüften, und er küsst mich so intensiv, dass mir die Luft wegbleibt. Unsere Körper und Zungen verschmelzen miteinander, und Michas Hitze verbrennt mir die Haut. Sein Piercing drückt in meine Unterlippe, trotzdem will ich mehr. Ich ziehe ihn näher an mich, atme ihn ein, schmecke ihn und will so viel wie möglich von ihm fühlen, bevor wir uns wieder trennen.
Als er sich zurücklehnt, lodert ein Feuer tief in seinen meerblauen Augen, und mein Magen macht vor Aufregung einen Salto nach dem anderen.
»Gott, wie ich dich vermisst habe, Hübsche!« Er küsst mich wieder, und seine Hände sind überall auf mir. Nur zögerlich lässt er mich los und ist sichtlich außer Atem. »Versteh das bitte nicht falsch, aber was machst du hier? Stimmt irgendwas nicht?«
»Nein, alles ist gut. Lila meinte, ich soll herfahren und dich sehen, ehe du weg bist.« Ich streiche mit den Fingern über seinen Nacken, und er erschaudert. »Sie hat gesagt, dass sie meine miese Laune satthat und ich dich am ehesten mal ein oder zwei Tage aus dem Kopf bekomme, wenn ich dich noch mal gesehen habe.«
Er beißt sich auf die Lippe, um nicht zu grinsen. »Dir ist klar, dass du mich nie aus dem Kopf kriegen könntest. Das geht
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