Für immer, Emily (German Edition)
aufrecht stehen, und doch schaffte er es irgendwie, sich zwischen sie und den rasenden Rocco Bentz zu stellen. Emily starrte wie gelähmt auf diese unwirkliche Szene, die sich vor ihr abspielte. All das dauerte nur Sekundenbruchteile, aber ihr erschien es wie eine Ewigkeit. Sie sah, wie Rocco taumelte, sich allerdings sofort wieder fing, zu Niclas herumfuhr und sich wieder auf ihn stürzte. Dabei brüllte er wie ein Wahnsinniger, und in seiner Hand blitzte etwas auf. Gott, er hatte ein Messer! Ein Messer! Emily rappelte sich auf und stürzte auf die beiden zu.
Dann schien die Zeit plötzlich nicht mehr zu existieren, alles verschwamm und lief wie in Zeitlupe ab. Sie sah, wie Rocco die Hand hob, sah, wie das Messer sich in Niclas‘ Körper bohrte und schrie ... Sie schrie, und gleichzeitig wurde Niclas‘ Schmerz zu ihrem.
Er sah sie fast erstaunt an. Dann senkte er den Kopf, als ob er sich ansehen wollte, was da passiert war. Rocco stand wie erstarrt da und schien plötzlich wie aus einem Rausch zu erwachen. Er zog die Hand zurück und ließ das blutverschmierte Messer fallen. Niclas taumelte einen Schritt nach vorne, ein Stöhnen kam aus seinem Mund, während er ganz langsam, als ob ihn eine unsichtbare Hand halten würde, in die Knie ging. Und das war der Moment, in dem Emily ihn erreichte. Sie umfing ihn mit beiden Armen und versuchte, ihn zu halten. Er packte sie an der Jacke und sie ging mit ihm zusammen zu Boden.
„Niclas! Oh Gott, Nic!“
Blut. Soviel Blut. Sie sah, wie es aus der Wunde am rechten Oberbauch quoll und schluchzte entsetzt auf. Sie hob den Kopf und schrie Rocco an: „Was hast du getan? Oh mein Gott, was hast du getan?“
Rocco stand immer noch wie erstarrt da, dann drehte er sich plötzlich um und stürmte davon.
„Nic, Schatz. Oh mein Gott!“ Emilys Herz raste zum Zerspringen, ihr Atem begann zu stocken. Sie fühlte, wie ein namenloses Entsetzen von ihr Besitz ergriff. Sie starrte auf Niclas‘ weißes Shirt, das sich rot verfärbte, und schluchzte laut auf. „Oh mein Gott! Oh mein Gott!“
Reiß dich zusammen! Reiß dich zusammen!
Ihre Gedanken rasten, doch sie wusste, sie musste einen klaren Kopf bewahren. Sie durfte jetzt nicht durchdrehen, Niclas‘ Leben lag in ihren Händen.
Sie atmete tief durch, und zu ihrem Erstaunen normalisierte sich ihr Atem wieder. Sie zerrte ihr Handy aus der Hosentasche und wählte mit bebenden Fingern den Notruf. Gleich darauf meldete sich eine Männerstimme. Emily schrie ins Telefon: „Hilfe! Wir brauchen Hilfe! Mein Freund ... er ist verletzt. Er blutet. Das Messer ...“
Sie gab dem Mann in der Notrufzentrale hastig alle Informationen durch, die er benötigte, während sie Niclas nicht aus den Augen ließ. Er atmete schwer, und seine Haut war totenblass. Nachdem sie aufgelegt hatte, beugte sie sich über ihn und schmiegte ihr Gesicht an seines.
„Schatz, Nic, hör zu! Die Sanitäter werden gleich hier sein. Du musst durchhalten, hörst du? Du musst durchhalten, ich bin bei dir. Ich bin bei dir.“
Sein Blick suchte ihren, und er nickte. „Em, bist du ... bist du okay?“ Seine Stimme war so leise, dass sie ihn fast nicht verstand. Tränen schossen wieder in Emilys Augen. Sie küsste vorsichtig seine aufgeplatzten Lippen. Er lag hier mit einer Stichwunde im Bauch, aus der das Blut wie Wasser herauslief, und machte sich Sorgen um sie?
„Ich bin okay. Mach dir keine Sorgen. Sei ganz ruhig, ja? Wir schaffen das.“ Oh Gott, es blutete so stark, sie musste irgendetwas tun. Sie ließ Niclas kurz aus ihrem Arm auf den Boden sinken und zog hastig ihre dünne Strickjacke aus. Ihr war klar, dass sie das Blut nicht würde stoppen können, aber sie musste irgendetwas tun. Sie knüllte die Jacke zusammen und drückte sie leicht auf die Wunde. Niclas verzog das Gesicht und stöhnte auf.
„Tut es weh? Oh Gott, entschuldige. Entschuldige.“ Tränen liefen über Emilys Wangen, sie nahm Niclas wieder vorsichtig in den Arm. Er verbarg sein Gesicht an ihrer Schulter. Seine Haut fühlte sich kalt und klamm an. Sie streichelte seine Haare, seine Schultern. „Hab keine Angst. Hab keine Angst. Alles wird wieder gut. Ich bin ja hier“, flüsterte sie.
Er nickte leicht. „Es ... tut mir ... leid. Ich wollte doch ... auf dich aufpassen“, murmelte er schwach.
Emilys Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Sie küsste seine Stirn. „Aber das hast du doch. Das hast du doch. Ich wünschte, ich hätte dir helfen können.“
Wo blieb der Rettungswagen? Niclas‘
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