Für immer, Emily (German Edition)
wo sie Bewegung hatte, fror Emily auch nicht mehr so sehr.
Niclas begleitete sie bis zur Haustür, und sie hatte das unbestimmte Gefühl, er würde sich eher zögernd von ihr verabschieden. Ihr ging es genauso, am liebsten hätte sie ihn gefragt, ob er noch mit rein kommen wolle, aber das traute sie sich nicht.
Also winkte sie ihm noch hinterher, als er den Weg zurück zu seinem Motorrad ging. Erst als sie die Tür schloss, fiel ihr auf, dass sie noch immer seine Jacke trug. Es war eine weiche, schwarze Sweatjacke. Sie lächelte. Sie war kuschelig, sie könnte sie sogar fürs Bett anbehalten und hätte dann seinen Duft bei sich.
Und obwohl niemand da war, der ihre Gedanken mitbekommen hätte können, fühlte sie, wie ihre Wangen schon wieder heiß wurden. Was würde Niclas denken, wenn er wüsste, dass sie seine Jacke im Bett anlassen wollte? Vermutlich würde er sie für komplett verrückt erklären.
Und dennoch nahm sie die Jacke mit nach oben, und als sie sich in die dicken Kissen kuschelte, vergrub sie ihr Gesicht in dem weichen Stoff, der Niclas‘ Duft in sich trug.
K apitel 18
Am nächsten Tag nahm Emily die Jacke mit in die Schule und gab sie Niclas vor der ersten Stunde zurück.
„Hier, bitte, ich hab sie gestern ganz vergessen.“
Er nahm sie. „Macht doch nichts, ich hab sie nicht mehr gebraucht.“
Sie nickte. Aber ich, dachte sie. Es stimmte, sie hatte in dieser Nacht um einiges besser geschlafen als sonst. Immer, wenn sie aufgewacht war, hatte sie ihr Gesicht in der Jacke vergraben und war mit einem Gefühl von Geborgenheit wieder eingeschlafen.
Aber das konnte sie Niclas natürlich nicht erzählen.
„Danke noch mal.“
„Gerne.“
Kevin tauchte neben ihnen auf. „Ah, da seid ihr ja. Na, war‘s schön gestern?“ Sein Blick ruhte fragend auf Emily, denn er wandte sich lieber an sie, da er sich denken konnte, dass aus Niclas nicht viel rauszukriegen war.
Sie nickte. „Ja, es war schön. Stimmt‘s?“
Niclas nickte. „Ja.“
Sie warf ihm einen prüfenden Blick zu, offenbar mochte er vor Kevin nicht allzu viel dazu sagen. Doch der ließ sich nicht abschrecken. „Gab‘s was Gutes zu essen?“
Emily lachte. „Oh ja, das kannst du glauben. Du kennst meine Tante nicht, sonst würdest du das nicht fragen.“
Kevin grinste. „Du kannst mich beim nächsten Mal gerne auch einladen, dann muss ich nicht mehr fragen.“
„Ja, beim nächsten Mal mach ich das gerne.“ Emily mochte Kevin, er war nett, meistens gut gelaunt und aufgeschlossen. Er sah gut aus, hatte rötlichbraune, immer etwas verstrubbelt aussehende Haare und grün-braune Augen. Er war etwas kleiner als Niclas und hatte eine drahtige, sportliche Figur. Aber am meisten gefiel ihr an ihm, dass er Niclas mochte. Offenbar war er ihm schon über Jahre ein guter Freund, hatte ihm zur Seite gestanden, als seine Mutter starb, und kannte ihn wohl so gut wie sonst kaum jemand. Es war ein echtes Geschenk, solch einen Freund zu haben. Emily war glücklich für Niclas, dass er Kevin in seinem Leben hatte, wo er doch schon so früh auf seine Mutter hatte verzichten müssen. Natürlich konnte man das nicht vergleichen, aber es hatte ihm bestimmt so manches Mal durch traurige Stunden hindurch geholfen.
Sie unterhielt sich noch eine Weile mit Kevin und musste dabei oft lachen, denn er war recht witzig und nett. Niclas dagegen stand schweigsam daneben und schien sich etwas unwohl zu fühlen, was sie verwunderte, wo doch Kevin sein bester Freund war.
Dass genau das der Grund war, konnte sie natürlich nicht ahnen, denn Kevin kannte Niclas so gut, dass der ihm nichts vormachen konnte. Und er hatte keine Lust, sich wieder Sprüche über seine Zuneigung zu Emily anzuhören. Und schon gar nicht, wenn sie von Kevin kamen und am Ende noch der Wahrheit entsprachen. Zum Glück betrat Dr. Smith in diesem Moment den Raum und unterbrach das Gespräch zwischen Kevin und Emily, die sich ganz offensichtlich blendend verstanden.
Nach Schulschluss gaben Emily und Niclas schließlich ihrer gemeinsamen Projektarbeit noch den letzten Feinschliff, und am nächsten Tag übergaben sie sie an Dr. Smith.
„Puh, das wäre geschafft. Ich hoffe, es wird halbwegs was Gutes dabei herauskommen.“ Emily ging neben Niclas über den Parkplatz.
Er nickte. „Klar, warte nur ab, das wird schon klappen.“ Er lächelte ihr zu.
„Ja, ich
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