Für immer, Emily (German Edition)
schrecklichste Nacht ihres Lebens drohten sie jeden Moment zu überwältigen.
Rocco sah kurz zu seinen Freunden, dann schüttelte er den Kopf. „Mädchen, du fängst langsam an, mich zu ärgern. Was soll ich nur mit dir machen?“ Er trat einen Schritt auf sie zu, und Emily verstärkte unwillkürlich ihren Griff um Emmanuels Arm. Der Kleine stand still neben ihr und starrte Rocco aus großen dunklen Augen an.
Und dann streckte Rocco seine Hand nach ihr aus ... strich ihr die Kapuze von den Locken und legte seine Hand um ihren Nacken.
Sie fühlte, wie ihr Magen sich zusammenzukrampfen begann und ein unerträglicher Würge-Reiz in ihr aufstieg. Nicht anfassen! Nicht anfassen!
„Emily, du bist hübsch, weißt du das? Vielleicht könntest du mich ja ein bisschen netter stimmen? Dann würde ich die kleine Kröte vielleicht mit dir gehen lassen.“
Roccos Stimme klang verzerrt an ihr Ohr, und sie hatte das Gefühl, seine Hand in ihrem Nacken würde sich in ihre Haut brennen und ein feuerrotes Mal hinterlassen. Sie bekam einen metallischen Geschmack im Mund und konnte nicht mehr normal atmen. „Nein ... nein, lass mich ... lass mich.“ Ihre Hand fuhr nach oben und umfasste Roccos Unterarm. „Lass mich los. Bitte ...“ Vor ihren Augen begann es zu flimmern. Sie roch plötzlich wieder diesen widerlichen Alkoholgestank von damals, den Schweiß, den abgestandenen Zigarettengeruch, und für einen Moment verschwammen Vergangenheit und Gegenwart zu einer Fratze, die sie höhnisch anstarrte. Doch dann fühlte sie, wie zwei kleine Arme sich um ihre Taille schlangen, und das brachte sie wieder zurück in die Gegenwart. Emmanuel starrte sie mit furchtsam aufgerissenen Augen an, und sie hörte Roccos spöttisches Lachen. Sie ließ seinen Unterarm los und stieß ihm mit einer Hand vor die Brust. „Lass mich los! Geh weg von mir, geh weg!“
Rocco war so überrascht, dass er tatsächlich ein wenig zurücktaumelte, doch dann blitzten seine Augen auf, und er grinste. „Eine kleine Wildkatze, was? Oh, ich mag das. Komm, Kleine, leg dich ruhig mit mir an.“
Seine höhnische Stimme klang in Emilys Ohren, und sie fühlte, wie sich winzige Schweißperlen auf ihrer Stirn bildeten.
Niclas und Kevin schlossen ihre Bücher in den Spind und gingen die Treppe nach unten. Es war spät geworden, und beide hatten keine große Lust zum Reden. Sie erreichten den Hof und liefen schweigend durch den leichten Nieselregen, als Stimmen zu ihnen herüber drangen. Ein Junge, der in einem ironisch-aggressiven Tonfall sprach. Und ein Mädchen. Offenbar war sie sehr aufgeregt und ängstlich. Die beiden Freunde hoben die Köpfe und sahen Richtung Parkplatz. Kevin erkannte, dass das Mädchen Emily war und warf einen Blick zu Niclas. Er sah, wie dessen Miene sich schlagartig verdüsterte und ein zorniges Funkeln in seine Augen trat. Wenn er noch einen einzigen Beweis gebraucht hatte, dass Niclas etwas für Emily empfand, so lieferte er ihm den gerade jetzt. Er drückte Kevin seinen Helm in die Hand. „Halt mal“, murmelte er. Und schon war er mit einem Satz über dem niedrigen Zaun, der das Schulgelände vom Parkplatz trennte. Kevin verzog das Gesicht. Jetzt würde es Ärger geben. Er ließ den Helm und seine Tasche fallen und hechtete seinem besten Freund hinterher, bereit, zu verhindern, dass Niclas Rocco den Hals umdrehte.
Emily drückte Emmanuel an sich und starrte Rocco ängstlich an. Gott, nein. Er sollte damit aufhören. Nicht anfassen! Nicht anfassen! Nicht anfassen!
Sie wich mit dem Kleinen im Arm ein Stück zurück, als Rocco plötzlich auf sie zusprang und sie am Ärmel ihrer Jacke packte. Er zerrte sie zu sich hin. Sie schrie erschrocken auf.
Er lachte zynisch. „Warum so ängstlich? Ich will dir doch nichts tun, also was ist dein Problem? Wir könnten viel Spaß zusammen haben.“
Emily fühlte ihr Herz in ihrer Brust rasen – und dann war Niclas da. Wie ein Schatten tauchte er neben ihr auf und packte Roccos Arm, der sie daraufhin sofort losließ. Sie sah, wie Roccos Gesicht sich schmerzhaft verzog, offenbar fasste Niclas ihn nicht gerade sanft an.
„Was das Problem ist? Du hast hier gerade ein Problem. Nämlich mich.“ Niclas‘ Augen funkelten vor Wut.
Emily hätte fast aufgeschluchzt, so froh war sie, ihn zu sehen. Gleichzeitig mit der Erkenntnis, dass sie nicht mehr alleine mit diesen Typen war, breitete sich jedoch sofort eine andere Art von Angst in ihr aus. Angst um Niclas. Die anderen waren zu viert, und wer
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