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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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Bestrafung.«
    »Hat die Bettsy das gewußt, was meinst du?«
    »Ich weiß nicht mal, ob die noch lebt.«
    Bis spät in die Nacht ging das so, bis früh in den nächsten Morgen, auf den der Beginn der Konferenz zur Wiederherstellung des Internet und der virtuellen Weltgemeinschaft angesetzt war.
    Die Menschen auf dem Dach des Weißen Hauses waren, als die Sonne aufging, eine neue Gruppe von Freundinnen und Freunden ge worden. Alle würden sie jetzt, übernächtigt und glücklich, zusammen die » Re union Party« ( TIME Magazine) besuchen, mit Ausnahme Lenas, die auf gemeinsames Drängen der Präsidentin und Klemens Brauns vom Secret Service »an einen sicheren Ort« verbracht wurde, »schon wieder«, wie sie klagte: »Wieso darf ich nicht mit?« fragte sie Jenny, die sie mit Recht für die weitsichtigste und vernünftigste unter den Freundinnen und Freunden hielt.
    »Weil unser kleiner Haufen die vorletzte Verteidigungslinie der Menschheit gegen die Götter hält, die aus dem Mythos zurückkehren wollen. Das ist gefährlich.«
    »Und ich?« schmollte Lena leicht angezwitschert, »Ich darf dabei gar keine Rolle spielen?«
    »Doch«, sagte Jenny, »das mußt du sogar.«
    »Nämlich?«
    »Du hältst die letzte.«
    2  Die Anlage, die das Menschheitsfest beherbergte, bestand recht eigentlich aus zwei Gebäuden: erstens einem physischen, mit riesigen Hallen und kleinen Seminarräumen, Sälen voll endlosen Regalreihen alexandrinischer Mediatheken, drei integrierten Hotels, zahlreichen Restaurants, Freizeitparks, begrünten Terrassen, Helikopterlandeplätzen auf dem Dach und konischen Parkhäusern rings um den Hauptbau; und zweitens einem immateriellen, das die Gespräche, Streitigkeiten, Workshops, Unter-Tagungen, Resolutionsvorbereitungen, Reden, Interventionen und Monologe stützen und tragen mußte. Beide zusammen waren der zweite Turmbau zu Babel, diesmal ohne Illusionen über den Ausgang. Der war riskiert worden nicht obwohl, sondern weil alle wußten, daß man nicht viel Zeit hatte, bevor alles wieder zusammenfallen mußte.
    »Wir sollten uns an die Blaupausen halten, die schon da sind, die Providerkarten, Richtung MCI , WorldCom, anstatt eigene abstrakte Netzwerktopologien zu erfinden, die …«
    »Mappa Mundi, Spiritus Mundi, Noosphäre: Es geht darum, daß die Menschen ihre neuen Netze jetzt wirklich selber zusammensetzen, indem sie …«
    »Wir müssen uns um alles kümmern, nicht nur um Netzwerkmodelle und ihre Implikationen!«
    »Lernt ihr erst mal programmieren.«
    »Von wem?«
    »Von den Norwegern, die haben Crash-Kurse für die hauptamtlichen Politicos aufgezogen, im Nordflügel, damit die überhaupt mitreden können.«
    »Kürzester-Pfad-Probleme, Maximum-Flow-Probleme, Probleme Probleme Probleme!«
    »Simplexmethoden, ganzzahliges und lineares Programmieren, nichtlineares Programmieren.«
    »Wieso denn Spieltheorie?«
    »Das ist eine Scharniertheorie hier, weil sie so viele gesellschaftliche Applikationen hat.«
    »Gesellschaftliche Applikationen? Die hat auch der Islam.«
    »Hast du die Plattform von diesen Muslimen gelesen, über Wucher und Erbrecht?«
    »Ich kann den Namen von dem Scheich nicht behalten.«
    »Ich weiß, deshalb nennen ihn jetzt alle Robinson, weil er offenbar glaubt, daß er ganz allein auf einer Insel lebt.«
    »Laß doch, ich finde das gut, Andy auch, ist nicht weit weg von Andys Ansatz im dritten Kapitel vom Buch A: Erbrecht nur noch an persönlichen Bedarfsgegenständen, aber nicht an Land, Wasser, Luft, Infrastruktur, genetischen Ressourcen und den Dispositiven des Informationspools.«
    »Den was?«
    »Dispositiven.«
    »Wow.«
    »Globale Netze, UUCP , FidoNet.«
    »Weltverfassung, Menschrechte, der zweite französische Traum, allons enfants!«
    »Ubicomp und seine Auswirkungen für Verwaltung, Zoning Codes, Energiewirtschaft, Müllbeseitigung, Transportsysteme, Schädlingsbe­kämpfung, Eigentumsrecht, Entschädigungsrecht, die Ahndung von Kriegs- und anderen Verbrechen.«
    »Was ist mit Gesundheit und Schulen?«
    »Ich hab’ ja von Mikropolitik gehört, aber das hier ist lächerlich.«
    »Nanopolitik.«
    »Nein, Picopolitik, Femtopolitik.«
    »Wir haben das Stadium einer bloßen Bewegung hinter uns, Andy hat recht, schau dir bloß mal die Nachrichten an: Überall ziehen jetzt unsere Parteien in die Parlamente, die ›Rebirth‹, in den frankophonen Ländern natürlich ›Renaissance‹, es geht ab.«
    »Aber diese Parolen, das ist doch reaktionäre Scheiße: ›Die Erde

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