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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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während Tommy und der Mühlespieler die Mappen wegräumten, zurück auf sein Zimmer. Der Alte ließ sich fortbringen. Aber er hörte, bis die Präsidentin und ihr Troß verschwunden waren, und vermutlich darüber hinaus, nicht auf zu zetern: »Wißt ihr, wie Wölfe das machen? Sie bleiben in der Nähe von Herden, betreiben sozusagen Viehzucht, egal, ob Eber, Elche, Taiga-Antilopen, diese Opfertiere, die leben in Herden, um sich zu schützen, aber die Wölfe treiben sie vor sich her, ghnna, besonders im Winter. Wir haben nämlich einen Winter, und wir werden einen noch größeren Winter bekommen, wenn die Wölfin die Kanonen abfeuert, ihr werdet sehen! Grrnha! Ihr werdet schon sehen! Es wird euch leid tun, hhrcchz, es wird euch allen alles noch sehr sehr leid tun!«
    5  Die Rückkehr nach Washington dauerte vierzig fast ereignislose Flugminuten. Andy döste im Sitz. Hillary diktierte einige knappe Anweisungen, darunter eine, die Andy kurz weckte und aufschreckte, ohne daß er etwas dazu gesagt hätte: »Florida war die Kriegserklärung. Cordula Späths Pfauengruppe ist als terroristische Vereinigung zu betrachten. Sämtliche Mitglieder, besonders aber die Chefin, sind von unseren eigenen, aber auch allen kooperationsbereiten weltweiten Sicherheits- und Polizeikräften ab sofort zu jagen, aufzubringen, einzusperren. Keine Stadt, kein Meer, kein Luftraum dürfen sicher sein, alle Niederlassungen werden durchsucht, alles Material wird beschlagnahmt, an die Presse geben wir nur vage Andeutungen betreffend einen möglichen Zusammenhang mit der Ermordung des Ex-Präsidenten.«
    Als sich die das Diktat aufnehmende junge Frau entfernt hatte, sah Andy Hillary lange schweigend an. Dann sagte er, während das Flugzeug zum Landeanflug ansetzte und die Durchquerung der Wolkenschicht es leicht schüttelte: »Tot oder lebendig, was?«
    »Du hast Angst um Valerie. Ich verstehe das.«
    »Und du mußt deine Arbeit machen. Das verstehe ich auch, Gott weiß, warum.«
    Den größten Rest des Tages, nachdem Hillary sich entschuldigt und wieder ihren Geschäften zugewandt hatte, bei denen sie – »vorerst«, wie sie sagte – keine Verwendung für Andreas hatte, fragte er sich, im Rosengarten und sonstigen zugänglichen Bereichen des Weißen Hauses, in denen er ruhelos herumspazierte, ob er die nächsten Nächte wohl würde schlafen können, oder vielleicht auch Rumsfelds Wölfe heulen hören.
    Er saß vor dem großen Damaszenerrosenstrauch im Nordwesten des Parks, als eine Frau ihre Hand auf seine Schulter legte – er erschrak nur innerlich, hatte aber sofort seine Hand auf ihrer liegen, ruhig, fest.
    Ihre Stimme sagte sanft: »Gute Reflexe.«
    Dann nahm er seine Hand weg, damit sie ihre zurückziehen konnte, was sie tat.
    Er stand auf, und die Frau mit dem kurzen rotblonden Bubikopf und den vielen Sommersprossen, die er nur aus dem Fernsehen kannte, sagte einfach: »Ich bin Chelsea. Du bist Andreas?«
    »Der bin …« Ein Handy dudelte, er hob die Brauen, aber sie wehrte ab: »Ist nicht meins.«
    Tatsächlich war es seines, er hatte nur nicht damit gerechnet, daß ihn hier irgendwer anrufen konnte – »Ja?«
    »Ich bin’s, Andy.«
    »Mensch, Va… hör mal, das ist …«, er wandte sich von der Präsidententochter ab und ging drei Schritte weg von ihr auf den Rasen, um ihr zu signalisieren, daß das ein Privatgespräch war. Sie setzte sich auf die Bank, auf der er gesessen hatte.
    Andy stakste über ein Beet weg und zischte ins Gerät: »Valerie, hör mal, Scheiße, ist dir eigentlich bewußt, daß du gejagt wirst und …«
    »Ich werde nicht gejagt. Cola wird gejagt, und die Pfauen. Ich, Jenny, Philip Klatt, Doc Rock und die Dieringshofen, wir sind am Cape Kennedy und haben gerade einem Satellitenstart beigewohnt … Wir haben uns gestellt, die Air Force bringt uns nach Washington … Was ist? Warum sagst du nix? … Andy? … Freust du dich gar nicht, daß ich okay bin?«

SIEBENUNDFÜNFZIGSTES KAPITEL
    Bis spät in die Nacht • Reunion Party • Liebe Freunde • An der Schwelle • Die Liste von Jennys Franzosen • Durch die enge Tür • Totally televised • Stand and be true
    1  »Existenzialistischer wird’s nicht«, krähte Jenny und spielte mit den Zehen in der Luft, die Beine lang über den Liegestuhlrahmen ausgestreckt. »Wie meinst ’n das?« fragte Philip lächelnd, sehr leise und heiser. Es war ihm geraten worden, seine Stimme zu schonen, also tat er so, als täte er das. Washington flimmerte nachtweich

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