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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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schön, von hier oben, die Lichter waren so viele, alle Häuser bewohnt, alle Menschen am Leben.
    »Na ja, ich denke nur«, sagte Jenny und ließ sich von Dr. Rock noch ein paar Spare Ribs reichen, »daß wir nicht wirklich wissen, wann die Bomben fallen – ich glaube zwar, daß die Frau da drüben«, eine Kopfbewegung in Richtung der Präsidentin, die gerade, von Sicherheitskräften nach allen Seiten umringt wie von finsteren Tannen, interessiert den Messerkunststücken Valeries zusah – Klingen tanzen lassen ging offenbar auch vom Rollstuhl aus –, »durchaus so eine Ahnung hat, was den Zeitplan angeht. Aber wir, wir sollten uns einfach des Lebens freuen, wir können nicht anders, existenziell eben, und hoffen …«
    »Daß die Revolution noch rechtzeitig vorher hinhaut«, ergänzte, einen Maiskolben mit Butter in beiden Händen, Chelsea Clinton, kürz lich noch ihrer Mutter treueste Agentin in Cordula Späths Pfauen gruppe, jetzt endlich von dieser Doppelrolle entbunden und entsprechend prima gelaunt.
    Lena Dieringshofen war die einzige, die nicht sofort auftauen wollte, bei dieser höchst irregulären Party auf dem Dach des Weißen Hauses. Erst später, beim Gespräch über Sterne und dann über Mathematik, sah sie ein, daß es unangenehmere Orte und lästigere Gesellschaft gab.
    Sonst aber wußten sichtlich alle, welches Glück sie insgesamt gehabt hatten und wie ungewöhnlich die Art war, auf die sie dieses Glück jetzt feiern durften. Nur weil die amtierende Präsidentin nicht irgendeine beliebige Nachfolgerin George Washingtons, sondern »the woman who saved America« ( TIME Magazine) war, hatten sich der Stab des Weißen Hauses und die Security überhaupt überreden lassen, das kleine Fest unter den Sternen zu genehmigen.
    »Wir sind die letzten. Wir müssen es zu Ende bringen, hm?« seufzte Philip. Jenny machte ein unbestimmtes Geräusch, das wohl Zustimmung ausdrücken sollte, sah aber dabei interessiert zu Andy rüber, der per Handy mit Valeries Sohn in Deutschland telefonierte: »Soweit alles okay, ja … was? Nein, eine Party. Genau. Party.«
    »Ich wünschte nur, der dritte im Bunde wäre hier«, sagte Philip nostalgisch, und meinte mich. Ich aber saß, als Valerie, in deren Rollstuhl; daran erinnerte Jenny: »Er ist doch da. Verwirrt, aber da. Auch auf dem Papier ja, wie du weißt – so wird es übrigens enden, wenn ich’s richtig überschaue: auf dem Papier, das ihn festhält, in Form der Zeichen, die er jetzt ist«, fügte sie kryptisch hinzu.
    Später am Abend gab Philip besagtes Papier, das er seit dem Sumpf von Florida mit sich getragen hatte, an Andy weiter: »Nach allem, was ich über Cordula weiß, über äh ihre … Empfindungen für mich und für dich, ist es bei dir eher vor ihr sicher – an dir vergreift sie sich eher nicht, und die Präsidentin mag dich ja auch.«
    »Was für ›Empfindungen‹ meinst du? Cordula denkt, ich wäre ein Witz«, sagte Andy, nahm die Zettel aber trotzdem an sich, und als Philip dazu ansetzte, ihm zu widersprechen: »Na ich weiß nicht, sie wird doch zumindest eine gewisse Anhänglichkeit an einem ihrer beiden einzigen …«, trat ihm Jenny, eine Margarita in der Hand, auffällig-unauffällig ans Schienbein: »Laß, Philip. Nicht alle müssen immer alles wissen, was wir wissen.«
    Man aß, man lachte, sah hinauf zu den Sternen, von denen es trotz Stadtlichtverschmutzung des Himmels eine Menge zu sehen gab. Lena Dieringshofen wußte viel über sie, konnte mit einigen netten Fakten unterhalten und merkte dabei nicht einmal, wie sie sich dadurch schließlich doch an die Gruppe anschloß, die hier zusammengekommen war, ein recht abstraktes Schicksal zu erfüllen. Wer konnte, betrank sich sehr, die Gesprächsthemen wechselten fließend.
    Philip mit Dr. Rock über Zeichentrickserien:
    »… ausgerechnet Futurama, anstatt daß erst mal die Simpsons wiederkommen.«
    »Ich weiß nicht, ist das nicht genau die Art Erinnerung, die jetzt gefährlich wäre? Simpsons, das würde doch daran erinnern, wie man hier wirklich mal gelebt hat, die Vorstadt und so fort, vor den Zombies, aber Futurama, da war die Zukunft einfach drollig und weit weg, das paßt doch.«
    »Schon aber ja …«
    Jenny mit Lena Dieringshofen über Urlaub in Norwegen:
    »Auf einem Boot, die ganze Zeit. Wir sind den Felsen hochgeklettert, um in die Stadt zu kommen, haben uns da im Supermarkt Zeug gekauft.«
    »Und das Schaukeln die ganze Zeit, das hat dich gar nicht gestört?«
    »Nö, wieso? Ich

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