Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
Schatz?“
Das hatte gesessen. Mechthild merkte sofort an seinem Gesichtsausdruck, dass sie ihn voll erwischt hatte. Der Restaurantbesitzer ließ sich mit der Antwort Zeit und trommelte, während er nachdachte, mit den Fingern auf dem Tisch herum. „Schatz? Schatz? Nein, kenne ich nicht!“ brachte er ganz ruhig hervor.
Aber Mechthild konnte ihm ansehen, dass er log. „Fleischlieferungen!“ fuhr sie mit erhobener Stimme fort. „Wohlgemerkt: steuerfreie Fleischlieferungen!“
Jetzt begann der italienische Anzug auf seinem Stuhl herumzurutschen. Da, wo eben noch seine Hände auf der Tischplatte lagen, hatte der Restaurantchef zwei feuchte Abdrücke hinterlassen. Volltreffer! dachte Mechthild und hakte gleich energisch nach. „Also, was ist? Hier oder gleich auf dem Präsidium?“
Der Restaurantbesitzer beugte sich verschwörerisch zu ihr herüber. „Nicht so laut, bitte. Ich dachte, Sie sagten was von Mordkommission und nicht von Finanzamt.“
„Stimmt!“ erwiderte Mechthild jetzt sichtlich erfreut über die Wendung des Gesprächs. „Ihre Steuerhinterziehung interessiert mich nur peripher. Aber das heißt nicht, dass sie mich gar nicht interessiert. Das liegt jetzt an Ihnen. Ich will wissen, wie das mit Schatz gelaufen ist. Aber wenn ich den Eindruck habe, Sie lügen mich an, dann haben Sie morgen die Steuerfahndung im Haus. Und zwar, wenn’s richtig voll ist!“
Der Restaurantbesitzer biss die Zähne zusammen und schluckte deutlich hörbar. Er rutschte noch ein Stück näher an Mechthild heran, sah sich im Lokal um, um sicherzugehen, dass ihn niemand hören konnte. „Es ist gar nicht so wild wie Sie denken. Der Benni kam ein paarmal her und hat mir Fleisch angeboten. Sehr günstig. Und alles gut. Kein Gammel oder so was. Alles frisch und mit allen Stempeln versehen.“
Und dann musste Mechthild Kayser ein breites Geschwafel über sich ergehen lassen, wie schwierig es sei, in der Gastronomie zu überleben. Und wie viel ihm das Personal ständig klauen würde usw.
„Sie wissen ja gar nicht, wie das ist, wenn man hier in dieser Branche überleben will. Die hohen Mieten, das Personal, das immer mehr will. Wissen Sie überhaupt, was ein guter Koch kostet? Wenn man nicht ein bisschen was nebenbei macht, kommt man gar nicht mehr klar. Und alle machen das, glauben Sie mir!“
„Wer denn noch?“
„Das ... das weiß ich auch nicht so genau!“ wand sich jetzt ihr Gesprächspartner. „Aber die anderen müssen doch die gleichen Probleme haben wie ich, oder?“
„Also gut!“ lenkte Mechthild ein. Eigentlich ging es ihr ja um etwas Anderes. „Wann war Schatz das letzte Mal mit einer Lieferung hier?“
Der Restaurantbesitzer merkte, dass Mechthild sehr genau Bescheid wusste. Ihm war klar, dass es besser war, weiter nachzugeben. Vielleicht würde sie ihr Wissen dann nicht weitergeben. Einen Versuch war es wert. Und eine andere Wahl hatte er sowieso nicht mehr. „Das war vor etwa zwei Wochen. Schatz hatte ein halbes Schwein dabei. Erstklassige Ware. Und zu einem Sonderpreis eben. Da konnte ich nicht nein sagen!“
Mechthild nickte. Sie hatte, was sie wollte. Damit schien Schatz als Verdächtiger endgültig auszuscheiden. Jetzt überlegte sie, ob sie der Steuerfahndung einen Hinweis geben sollte oder nicht. Vom angespannten Gesicht ihres Gegenüber ging ihr Blick sinnierend nach oben. Über dem Fenster war eine Videokamera angebracht. Da kam ihr eine Idee. „Wofür ist denn die Kamera da oben?“
„Ach die! Die ist nur zur Überprüfung der Kasse, wenn draußen die Terrasse betrieben wird. Die steht dann draußen vor der Tür, damit’s schneller geht. Und Sie wissen ja: Hier im Viertel kommt irgendsoein Junkie vorbei, und weg ist das Ding. Da will ich lieber wissen, wer es war. Und dann schreckt sie natürlich nachts auch die Einbrecher ab.“
„Und Sie können vom Büro aus Ihre Angestellten überwachen, damit nichts wegkommt? Oder?“
„Nein, so ist das nicht! Ich glaube, das darf man ja gar nicht!“
„Und dann lassen Sie über Nacht ein Videoband laufen, oder wie ist das?“
„Nee, nee, kein Video! Ich nehme alles auf DVD auf! Da geht alles drauf, und ich brauche nichts wechseln. Aber warum wollen Sie das wissen?“
„Ihre Steuerhinterziehung ist mir nicht egal. Damit Sie das gleich wissen. Aber ich könnte darüber hinwegsehen, wenn Sie mir mal eine Ihrer DVDs zeigen würden.“
„Ich weiß zwar nicht, was daran so interessant sein könnte, aber das kann ich machen, wenn Sie mir
Weitere Kostenlose Bücher