Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
das alles so eingefädelt!“
Mechthild lachte. „Das wollen wir nicht hoffen, Herr Heller. Aber wenn es so wäre, wissen wir wenigstens, dass es immer noch einige sehr kluge und geschickte Polizisten in diesem Haus gibt!“ Jetzt lachten alle. Es lag eine kleine Befreiung in diesem Stimmungsumschwung, den Mechthild gleich nutzen wollte. „Aber wir müssen weitermachen! Wir haben offensichtlich unseren Mann noch nicht, und deswegen fangen wir wieder dort an, wo wir vor Schatz aufgehört haben. Wir haben schließlich alles andere liegengelassen, als wir uns auf ihn konzentrierten.“
Zustimmendes Gemurmel setze ein, und Mechthild spulte im Geist die letzten Tage der Ermittlungen zurück, um wieder einen geordneten Anfang zu finden. Dabei blickte sie in die Runde und stellte fest, dass Bernd Schultze nicht erschienen war. Obwohl er mit seiner Einschätzung über Schatz recht behalten und damit einen Pluspunkt bei Mechthild erworben hatte, war es ihrer Meinung nach an der Zeit, ihm eindeutig klarzumachen, dass er an allen Besprechungen teilzunehmen hatte. „Herr Roder, wir müssen jetzt noch mal an die Flensburger Kollegen ran. Setzen Sie einen Ihrer Leute dran. Wir wissen immer noch nicht, wie Frau Burkhardt nach Bremen gekommen ist, und welchen Umgang sie an ihrem Wohnort pflegte. Und dann fangen Sie noch einmal an, allen eingegangenen Hinweisen nachzugehen. Das heißt: alle Anrufe erneut sichten, alle E-Mails auswerten. Mittlerweile dürften wir auch eine ganze Menge Anhaltspunkte für die Identifizierung der zweiten Toten haben. Und dort setzen unsere nächsten Ermittlungen an.“
Mechthild macht eine Pause. Sie wollte sich und alle anderen wieder in Schwung bringen, aber plötzlich wurde ihr die Luft zum Sprechen knapp. Sie wurde schon wieder zu hektisch und ungeduldig. Aber in dieser Unterbrechung ordnete sie ihre Gedanken weiter. „Von Herrn Heller erwarte ich, dass wir langsam mal wissen, woher die Kleidungsstücke der Toten stammen. Das muss doch rauszukriegen sein!“ forderte sie gereizt.
Heller sackte ein Stück im Stuhl zusammen. Immer auf die Kleinen, dachte er. Er konnte doch nichts dafür, dass der ED immer erst andere Sachen machte, anstatt die Kleidung der Toten zu analysieren. Und bei seinen Internetanfragen war auch noch nichts herausgekommen.
Mechthild fuhr fort: „Ayse geht mir noch mal an die Gerätehersteller und Arztpraxen ran. Und ich werde mich dann um Schatz kümmern. Wir müssen ihn wohl laufen lassen. Aber ich will vorher wissen, ob seine Geschichte wirklich stimmt.“
Mit einem „Noch Fragen?“ beendete Mechthild ihren Katalog von Anweisungen. Sie wartete noch einen Moment, und als sich niemand zu Wort meldete, schob sie ihre vor sich ausgebreiteten Papiere zusammen und erhob sich. „Um 15 Uhr machen wir eine neue Zwischenbilanz. Hier!“ Dann verließ sie den Raum und ließ ihre Leute an ihre Arbeit gehen.
In ihrem Büro angekommen, suchte Mechthild nach der Telephonnummer des Restaurants, das Schatz ihr als Empfänger der Schweinehälfte genannt hatte. Sie hatte den Hörer schon in der Hand, als sie den Drang spürte, unbedingt an die frische Luft zu wollen. Sie legte den Hörer zurück auf die Gabel und entschloss sich, zu Fuß vom Polizeihaus zum besagten Restaurant zu gehen. Die frische Luft würde ihr gut tun. Als sie auf die Straße trat, nieselte es. Der Frühling hatte sich wohl entschlossen, das bevorstehende Ergrünen der Natur mit zärtlich und vorsichtig herabfallenden kleinen Tropfen zu unterstützen. Sie schlug sich die Kapuze ihres Mantels über und wartete an der Ampel vor dem Polizeihaus, bis diese auf Grün umsprang. Dann lief sie das kurze Stück der restlichen Straße Am Wall entlang, das in Höhe des Bremer Designzentrums in den Ostertorsteinweg überging.
Das Designzentrum war vor einigen Jahren in das im klassizistischen Stil ehemals als Wach- und Gefängnisbau erstellten Gebäude eingezogen. Als damals, Anfang des 19. Jahrhunderts, die alten Stadttore niedergelegt und die Wallanlagen mit ihren Befestigungen zurückgebaut wurden, mussten neue Stationen zur Kontrolle des Personen- und Warenverkehrs geschaffen werden. Zuletzt war hier hinter dem von fünf massiven Säulen getragenen Portal das Abschiebegefängnis der Bremer Polizei untergebracht. Es galt schon bald aufgrund seiner Baulichkeit und der darin herrschenden Verhältnisse nicht mehr als zeitgemäß, und einige Skandale in diesem Gefängnis belasteten alsbald die Bremer Polizei. Während der
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