Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
der Fahrbahn stand und offensichtlich mit einer Straßenbahn frontal zusammengestoßen war. Zwei Bahnen standen schon wartend hinter der blockierten Fahrbahn auf den Gleisen. Der Lkw stand quer und hatte mit seinem Heck eine der Portalsäulen des Gerhard-Marks-Hauses abgeknickt. Das sah nach vielen Verletzten aus. Aber es war nicht Mechthilds Baustelle. Sie umging den Unfallort auf dem neu angelegten Weg hinunter zu den Wallanlagen, am Café Kuckuck vorbei und lief dann auf der anderen Seite den Wall wieder hinauf zum Polizeihaus. Noch im Mantel eilte sie in Ayse Günhers Büro und fand sie sitzend hinter ihrem PC. Ayse sah auf. „Weißt du, wie viele Hersteller es in Europa gibt, die Fettabsauger produzieren? Das scheint wohl ein Riesengeschäft zu sein! Ich verzweifele hier noch!“
„Lass die Fettabsauger mal in Ruhe und schau dir an, was ich habe!“ Sie zog eine der silbernen Scheiben aus dem Beutel und reichte sie Ayse herüber. „Hier, leg mal ein! Wollen doch mal sehen, was darauf ist.“
Auf dem Bildschirm erschien ein Stück Gehweg und dahinterliegend eine Straße. „Das ist der Ostertorsteinweg schräg gegenüber der Fundstelle der zweiten Frauenleiche! Und hier! Das ist die Einmündung zur Contrescarpe!“
„Wo hast du das denn her?“
„Das Restaurant auf der anderen Straßenseite hat eine Überwachungskamera installiert. Und hier“, Mechthild wies mit dem Zeigefinder auf den rechten unteren Rand des Bildschirms, „hier ist jeweils der Tag und die Uhrzeit der Aufnahme verzeichnet.“
„Das sind aber eine ganze Menge. Und ziemlich unsortiert, oder?“
„Ich weiß. Aber erstens kannst du dir alles im Schnelldurchlauf ansehen, bis die für uns relevanten Tage kommen. Insbesondere die Nächte und die Morgengrauen sind wohl wichtig. Vielleicht entdeckst du sogar, wie der Gärtner niedergeschlagen worden ist. Also: Mach dich gleich an die Arbeit. Vielleicht kannst du heute Nachmittag in unserer Runde schon etwas berichten.“
„Alles klar! Ich leg gleich los.“
Mechthild verließ das Büro und ging ins Besprechungszimmer. Krasnitz, Stein und Ludovic telephonierten und machten sich dabei Notizen. Roder stand am Fenster und schien in Gedanken zu sein. Als er die Tür aufgehen hörte, drehte er sich um. „Hallo Frau Kayser! Ich glaube, wir sind einen großen Schritt weiter bei der Identifizierung der zweiten Toten. Wir haben mehrere Hinweise, dass sie in einer Diskothek am Rembertiring als Putzfrau gearbeitet hat. Ich habe mit dem Büro der Disko gesprochen, aber die wissen natürlich von nichts. Der Betreiber schläft noch. Aber ich bin um zwölf mit ihm verabredet.“
„Na also. Hört sich doch gut an. Wir kommen endlich wieder weiter.“ Dann informierte Mechthild alle Anwesenden über die sichergestellten Aufnahmen der Überwachungskamera.
„Mein Gott, da hätten wir auch früher drauf kommen können!“ ärgerte sich Roder. Diesen vielleicht unschätzbaren Beitrag zu den Ermittlungen hätte er gerne selber beigesteuert.
„Frau Günher hat sich der Sache angenommen. Vielleicht gibt’s nachher schon neue Erkenntnisse von ihr. Wenn es sonst noch etwas gibt: Ich bin in meinem Büro.“
Roder griff zum Telephon und reservierte sich einen Einsatzwagen. Er hatte zwar noch viel Zeit bis zu seinem Treffen mit dem Diskothekenbesitzer, aber er wollte die Gelegenheit nutzen, sich vorher noch nach einem neuen Anzug umzusehen. Er ging zum Kriminaldauerdienst und holte sich Schlüssel und Papiere für den Wagen ab. Es handelte sich um einen in die Jahre gekommen, silbernen Ford Sierra. Als Roder sich auf dem Fahrersitz niederließ, konnte er die Federn spüren, die durch das Polster drückten. Er schaute auf die Kilometeranzeige: 209.000. „Scheiß Sparhaushalt!“ schimpfte er und ließ das Fahrzeug an.
Er fuhr in Richtung Hauptbahnhof und bog nach rechts ab, um etwa einen Kilometer weiter nach links in die Straße Außer der Schleifmühle einzubiegen. Hier gab es einen Secondhandshop, in dem er schon häufig gebrauchte Markenkleidung für relativ wenig Geld erworben hatte. Wie immer war es hier schwierig, einen Parkplatz zu finden. Irgendwann gab Roder die Suche auf und stellte sich einfach an den Rand unter ein Haltverbotsschild. Mit der rechten Hand kramte er unter dem Beifahrersitz, bis er die Anhaltekelle mit der Aufschrift „Halt! Polizei“ gefunden hatte. Er legte sie gut sichtbar hinter die Windschutzscheibe. Das würde ihn vor einem Strafmandat eines der unzähligen in der Stadt
Weitere Kostenlose Bücher