Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
Krasnitz ihre Befragung der Nachbarn von Lautermann abgeschlossen. Viel war nicht dabei herausgekommen. Lautermann galt als zurückhaltend, hatte keine engeren Kontakte zu den anderen Bewohnern. Wenn ihn jemand im Treppenhaus traf, grüßte er immer freundlich, ließ sich aber nicht in Gespräche verwickeln. Er zahlte seine Miete immer pünktlich, war nie an Streitereien beteiligt. Und ob er jemals Besuche empfangen hatte, konnte niemand sagen. Ein völlig unauffälliger Typ.
Das war enttäuschend. Heller und Krasnitz hofften, dass wenigstens Fritz Behrmann ein paar Erkenntnisse aus der Untersuchung der Wohnung mitbrachte, die das Leben von Lautermann erhellen würden und so neue Ermittlungsansätze boten. Damit war auf jeden Fall zu rechnen. Wenn Behrmann sich eine Wohnung vornahm, entging ihm nichts. Zeitungen, Zeitschriften, Kontoauszüge, Verträge, Briefe – alles durchforschte er peinlichst genau und stellte daraus ein ganzes Leben zusammen. Danach würde die Arbeit für Heller und Krasnitz weitergehen.
Mechthild Kayser rechnete bei der Besprechung mit einem Wust neuer Ermittlungsansätze, in den sie Ordnung bringen musste. Vor ihr lag die Pressemitteilung des Polizeipräsidenten zum SEK-Einsatz und zum Auffinden des Toten Heinz Lautermann. Sie war so geschickt formuliert, dass ein Zusammenhang mit den Frauenmorden nicht erkennbar, aber später jederzeit wieder herzustellen war. Sie zielte darauf ab, dass das SEK aufgrund eines Hinweises einen Schwerverbrecher festnehmen wollte, aber zu spät kam. Dabei wurde der Wohnungseigentümer tot aufgefunden. Näheres konnte die Polizei derzeit nicht mitteilen, da sonst die laufende Fahndung gefährdet sein würde.
Mit der Pressemitteilung wurde der Eindruck erweckt, dass es neben der zurzeit alle Gemüter erregenden Suche nach dem Frauenmörder auch noch so etwas wie alltägliche Polizeiarbeit zu erledigen gab. Auch wenn zugegebenermaßen dieser Einsatz nicht gerade unspektakulär war.
„Liebe Kollegen, vor Ihnen finden Sie die Pressemitteilung zum Einsatz in Lautermanns Wohnung. Wie Sie sehen, verzichten wir ausdrücklich darauf, einen Zusammenhang mit der Suche nach dem Frauenmörder herzustellen. Und ich bitte Sie eindringlich, sich daran zu orientieren und keine anders lautenden Mitteilungen nach außen abzugeben. Dann wollen wir mit dem Austausch der neuestens Erkenntnisse beginnen. Ich hoffe, wir kommen ein erkennbares Stück weiter. Ich will Ihnen an dieser Stelle sagen, dass ich große Sorge habe, dass sich die beiden verschwundenen Frauen auch in der Hand des Täters befinden. Das heißt, dass wir alle Anstrengungen zu unternehmen haben, um sie rechtzeitig zu finden.“ Sie erteilte als Erstes Ayse Günher das Wort.
„Tja, erstaunlicherweise hat der Standortälteste des Luftwaffenregiments, in dem Lautermann zuletzt gedient hat, seine Zurückhaltung aufgegeben. Jetzt, nachdem Lautermann tot ist, war er erheblich gesprächiger. Hintergrund der Pensionierung von Lautermann war nicht das Erreichen der Altersgrenze, sondern seine homosexuelle Neigung. Es gab zwar keine Vorfälle oder Übergriffe, aber seine Kameraden haben nach Bekanntwerden seiner sexuellen Ausrichtung bei der Kommandantur darauf hingewirkt, dass er gehen musste.“
Bernhard Schultze ergriff sofort die Initiative. „Ich habe mir schon die ganze Zeit Gedanken darüber gemacht, ob unser Täter sexuell motiviert ist.“
„Ist doch Quatsch!“ fuhr Kurt Roder Schultze über den Mund und brachte einmal mehr seine Haltung ihm gegenüber zum Ausdruck. „An keiner der Frauen wurden sexuelle Handlungen vorgenommen!“
Bernd Schultze atmete einmal tief durch und legte die Hände vor sich flach auf den Tisch. Roder wollte gerade nachsetzen, als ihn ein böser Blick seiner Chefin traf. Kopfschüttelnd ließ er sich in seinen Stuhl zurückfallen und blickte demonstrativ aus dem Fenster.
Schultze fuhr fort: „Lediglich die Tatsache, dass die Opfer körperlich sexuell nicht angegangen wurden, schließt nicht aus, dass der Täter von sexuellen Motiven angetrieben wurde. Er könnte zum Beispiel vor ihnen onaniert haben. Die Auswahl der Opfer gibt ebenfalls Anhaltspunkte für seine Motive. Beide Frauen waren sehr fraulich, üppig gebaut. Dahinter könnte die unerfüllte Sehnsucht nach Geborgenheit stecken. Etwas Weiches, Warmes zu ergattern. Eine unerfüllte Mutterliebe, die sich so extrem steigerte, dass er mütterlich wirkende Frauen tötet, um sie zu behalten. Wenn Sie mir den Hinweis erlauben,
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