Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
Lautermann ist ja auch nicht mehr der Jüngste gewesen. Vielleicht kann uns Tölling einen Tipp geben.“
Roder verdrehte die Augen. Na klar, die beiden Exoten kannten sich natürlich. Schultze und Tölling. Der eine auf Esoterik-Trip und der andere ein verkappter Schwuler, halb untergegangen im Milieu. Roder hatte Wolfgang Tölling noch persönlich kennengelernt. Ihm war der Typ zuwider gewesen, mit seiner weichen Ausstrahlung und den blonden, gelockten Haaren. Roder hatte nie einen Hehl aus seiner Abneigung gegen Tölling gemacht und beteiligte sich gern an der Verbreitung von Gerüchten über angebliche homosexuelle Beziehungen Töllings zu seinen Verdächtigen. Bewiesen wurden diese Verleumdungen nie, aber sie reichten aus, um Tölling ein Stück weit auszugrenzen. Allerdings nicht bei seinen Kollegen im damaligen 2. Kommissariat. Sie schätzten Töllings umfangreiches Wissen und waren sicher auch ein bisschen froh, dass es einen gab, der sich in einer von Männern geprägten Polizei dieses Arbeitsgebietes annahm und bereit war, sich im Homosexuellenmilieu zu bewegen. Die wenigsten männlichen Polizisten wollten nämlich mit Schwulen in Verbindung gebracht werden.
„Eine gute Idee!“ versicherte Mechthild und machte sich schnell eine Notiz.
Dann war Behrmann dran. „Die Wohnung Lautermanns ist fachmännisch gereinigt worden. Nicht mal Lautermanns Fingerabdrücke sind noch vorhanden.“ Er verwies noch einmal auf das Fragment des Fingerabdrucks, aber wiegelte sofort wieder ab. „Zu wenig für eine Zuordnung. Glücklicherweise haben wir aber den Computer wieder auf Vordermann bringen können. Jedenfalls zum Teil. War nicht einfach nach dem PC-Massaker durch das SEK. Ehrlich gesagt ist das auch das Einzige, was wir haben. Der Täter hat die Wohnung nicht nur gesäubert, sondern alles Persönliche von Lautermann entfernt. Keine Bücher, keine Briefe, keine Kontoauszüge, keine Unterlagen. Sogar die Kleidung hat er weggeschafft.“
„Und der PC?“ wollte Heller endlich wissen. Er dachte an seine mühsamen Recherchen im Internet, bis er endlich auf Lautermann gestoßen war.
Fritz Behrmann kratzte sich am Hinterkopf. „Lautermann hatte sich eine E-Mail-Adresse eingerichtet. Wahrscheinlich war es aber der Täter, der Lautermanns Namen dazu nutzte. Das war vor mindestens zwei Monaten. Kann aber auch länger her sein. Sein Provider ist eine Firma im Senegal, sie heißt smart-web. Und jetzt kommt das Interessante: smart-web bietet auch eine Call-by-call-Einwahlmöglichkeit an. Das ist das, womit sie ihr Geld verdient. Der Täter war wahrscheinlich immer online. Die Kosten dafür wurden wahrscheinlich von Lautermanns Girokonto abgebucht. Das wissen wir aber erst definitiv, wenn wir seine Bankverbindung herausgefunden haben und sein Konto überprüfen können. Trotzdem spricht einiges dafür: Die Webcam war immer eingeschaltet, und das bedeutet, dass der Täter mit einem anderen Computer die Bilder abrufen konnte, um so festzustellen, ob wir die Wohnung gefunden haben oder nicht, ihm also auf der Spur sind.“
Für einige Zeit war es still im Konferenzraum. Alle dachten darüber nach, was diese Erkenntnisse für sie bedeuten könnten.
„Jeder PC hat doch eine Identifizierungsnummer. Mit welcher ID wurde der Computer von Lautermann denn angewählt?“ unterbrach Heller die Stille.
„Tja, Herr Heller. Das hätten wir auch gern gewusst“, erwiderte Behrmann. „Das wäre genau das gewesen, was uns weitergebracht hätte. Wir sitzen noch dran, aber haben ehrlich gesagt nicht viel Hoffnung. In der Festplatte stecken zwei Geschosse des SEK. Und das Motherboard können Sie vergessen.“
„Bleiben Sie trotzdem dran!“ wies Mechthild Kayser an, und Behrmann nickte. „Haben wir die Adresse des Providers?“ Wortlos ließ Behrmann ein Blatt Papier an sie weiterreichen. „Die sprechen doch Französisch im Senegal, oder? Kann jemand von Ihnen Französisch?“ Alle schüttelten den Kopf. „Okay, ich nehme das selbst in die Hand!“ Mechthild schob ihre Notizen zurecht und begann ein neues Blatt Papier zu beschreiben. „Herr Roder. Sie besorgen sich Generalstabskarten im Umkreis von fünfzig Kilometern um Dötlingen und markieren alle alleinstehenden Wohngebäude, die nicht landwirtschaftlich genutzt werden.“
Roder konnte seine Empörung kaum zurückhalten. Das war eine Aufgabe für einen Praktikanten und nicht für einen gestandenen Kriminalbeamten.
Mechthild war sein aufkommender Zorn nicht verborgen geblieben
Weitere Kostenlose Bücher