Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
Am Ende eines Gewerbehofes, auf dem mehrere Typen von Bussen standen, befand sich ein eingeschossiger, rechteckiger Bau mit Flachdach, über dessen einziger Tür ein großes Schild mit der Aufschrift „Büro“ hing.
Sie hatten Glück. Der Chef des Unternehmens, ein ziemlich übergewichtiger Mann mit braunem Vollbart, der sein fettes Gesicht noch voluminöser aussehen ließ, aber mit Sicherheit das vorhandene Doppelkinn kaschierte, saß hinter seinem Schreibtisch, von dem er sich wahrscheinlich nie wegbewegte, und erklärte ihnen, dass der betreffende Busfahrer sogar auf dem Hof sei. Er bereite gerade einen Bus für einen Ausflug vor.
„Kriminalpolizei! Mein Name ist Stein, das ist Herr Ludovic“, stellte Stein sich und seinen Kollegen vor und hielt dem Busfahrer seinen Dienstausweis unter die Nase. „Sind Sie Herr Sackmann?“
„Ja“, antwortete Herr Sackmann langgezogen und misstrauisch – wie alle Berufskraftfahrer, wenn die Polizei auftaucht. „Was gibt’s denn?“
Stein und Ludoviuc erklärten ihm ihr Anliegen. Das entspannte Sackmann sofort. Es ging also nicht um überschrittene Lenkzeiten oder Geschwindigkeitsübertretungen.
Sackmann konnte sich gut an die Fahrt zum Tanztee erinnern. Er hatte die Tour schon mehrmals gemacht. Es ging immer los am Roland-Center in Huchting und dann zum Gasthof Zur Linde in Dötlingen. „Gleich hinterm Ortausgang, wenn man Richtung Goldbach, Ölmühle fährt. Ein nettes Lokal. Und immer nette Fahrgäste. Die machen keinen Dreck und geben einem noch ein Trinkgeld, wenn man sie zurückgefahren hat“, erläutete er bereitwillig.
„Und können Sie sich an diese beiden Frauen erinnern?“ Stein zog zwei Photographien hervor.
„Na, klar. Die beiden waren ganz schön gut drauf. Nicht so, wie sonst die Kaffeetanten sind. Die haben schon im Bus jeder nen Piccolo getrunken. Aber sie sind nicht mit zurückgefahren. Das weiß ich genau.“
„Wie haben Sie ihr Fehlen festgestellt?“
„Ich zähle vor der Abfahrt immer durch. Da gehe ich auf Nummer sicher. Damit es nachher keine Beschwerden gibt. Wissen Sie, die alten Leute, die müssen plötzlich noch mal aufs Klo, und das kann dann dauern. Läuft ja bei manchen alles nicht mehr so schnell. Jedenfalls waren die beiden nicht da. Und dann fiel mir ein, dass die mit so nem schicken Typen rumgeschäkert haben. Und der Herr vom Nebentisch sagte dann noch, dass sie mit dem Typen weggefahren sind.“
Stein sah zuerst Ludovic und dann Sackmann an. „Wissen Sie noch, wie der Mann aussah?“
„Der, mit dem die weg sind?“ Sackmann zuckte mit den Schultern. „Nee, ganz normal eben. Aber elegant angezogen. Passte gar nicht zu seinem alten Transporter.“
„Transporter?“ entfuhr es Ludovic. Er fühlte endlich wieder eine heiße Spur.
„Ja, ja! So ein alter, grüner VW-Transporter mit Pritsche oder Kastenaufbau. Der Typ hätte eher in einen Jaguar gepasst.“
„Das Kennzeichen haben Sie nicht zufällig notiert, oder?“
Sackmann lachte. „Nee, natürlich nicht. Wer denkt denn gleich an was Schlimmes? Nee, nee. Das kommt schon häufiger vor, dass bei solchen Gelegenheiten mal einer verschwindet. Sie wissen schon, was ich meine: Je oller, je doller, nicht wahr?“
„Okay“, sprach Stein nachdenklich und rieb sich das Kinn. „Dann brauchen wir noch die Liste aller Fahrgäste.“
„So was haben wir nicht! Die Fahrten werden angekündigt, und dann kommt, wer kommt. Wird auch gleich im Bus bezahlt. Und das war’s.“
„Das ist schade!“ Stein hatte es plötzlich eilig. „Dann müssen wir jetzt mal zum Gasthof fahren. Wenn Ihnen noch irgendeine Kleinigkeit einfällt, die uns weiterhelfen könnte, rufen Sie uns an!“ Damit übergab er Sackmann seine Visitenkarte, und die beiden verabschiedeten sich.
„Ach so! Eins noch!“ Ludovic drehte sich noch einmal um. „Machen Sie eigentlich auch Touren von Flensburg nach Bremen?“
„Flensburg? Nee, das ist ja viel zu weit.“
Ludovic bedankte sich und holte seinen Kollegen am Wagen wieder ein. „Versuch war’s wert, oder? Das wäre doch ein toller Treffer gewesen!“
„So gefällst du mir schon wieder viel besser, alter Freund!“ freute sich Stein.
Im Auto kramte Ludovic im Handschuhfach nach einer Umgebungskarte von Bremen. Aber nichts war zu finden. Genervt griff er zum Hörer der Funkanlage und rief die Einsatzleitstelle. „Roland, ich brauche mal ne Auskunft. Wie komme ich von Kattenturm nach Dötlingen?“
„Einen Augenblick!“ bat sich der
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