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Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Titel: Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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innovatives Potential nicht im Großen, sondern im Kleinen verborgen war. Im Schatten der großen Institutionen hatte Bremen vieles zu bieten. Aber es wurde nicht genügend wahrgenommen von der Politik. Diese ließ sich lieber von externen Beratern etwas vorgaukeln und verschleuderte dabei Millionen, immer in der Hoffnung, dass irgendetwas endlich mal funktionieren müsste. Aber die Erfolge blieben oft aus.
    Hinter ihr quietschte ein Stuhl auf dem Boden und riss Mechthild aus ihren Gedanken. Ayse war leise hereingekommen.
    „Ach, Ayse! Ich hatte vorhin noch gedacht, ich sollte dich anrufen. Du hättest schon mal anfangen können, die Pornokinos mit dem Photo von Lautermann abzuklappern. Sicher wird ihn jemand gekannt haben.“
    „Alles schon geschehen!“ Ayse berichtete kurz, was sie in Erfahrung gebracht hatte.
    Mechthild liebte ihren Fleiß. Herumzusitzen war nicht ihre Sache. Wahrscheinlich konnte sie Untätigkeit gar nicht aushalten.
    „Versuch heute Abend noch ein paar Kneipen aufzusuchen, in denen Lautermann verkehrt haben könnte. Wir können jeden Hinweis gebrauchen.“
    Dann erzählte sie ihr von ihrem Gespräch mit Lamin Diopi.
    „Wenn da was läuft, Mechthild“, bestätigte Ayse enthusiastisch ihre Chefin, „und das Schwein ist in unserem Computer, dann haben wir ihn!“
    „Die Chance ist doch wirklich nur sehr klein“, beschwichtigte Mechthild, „aber wir dürfen nichts unversucht lassen. Wir wollen diese beiden Frauen lebend wiederfinden. Das ist das Ziel. Wenn wir das nicht schaffen, haben wir versagt.“
    Mechthild war selbst erschrocken über ihre Aussage, die den Kern der Sache traf. Zwei Morde und zwei vermisste Frauen. Wenn sie auch sterben mussten, waren sie zu langsam gewesen. Dann würde ihr Job eigentlich zur Disposition zu stellen sein. Ihr graute vor diesem Gedanken. Wenn sie der Öffentlichkeit noch zwei weitere tote Frauen zu präsentieren hätte, wäre es aus mit ihr. Niemand würde auf die Idee kommen, den Kreis der Ermittler auszutauschen. Die würden ja noch gebraucht werden. Aber ein Kopf musste dann rollen. Und das war ihrer.
    Doch der Gedanke, dass sie möglicherweise in der Konsequenz ihren Posten als Leiterin der Mordkommission abgeben müsste, bedrückte sie nicht wirklich. So sehr hing sie nicht an ihm. Vielmehr war es die Trauer um zwei tote Frauen, die sie belastete. Und die Sorge um zwei weitere Frauen, deren Leben es noch zu retten galt. Mechthild war nicht so abgeklärt und kalt, wie viele ihrer Kollegen. Sie konnte gar nicht anders als ganz dabei zu sein, und sie hielt es persönlich für einen Vorteil, sich beteiligt zu fühlen, mitzuempfinden. Das schloss nicht aus, den Blick für Fakten zu behalten. Sie wusste, dass Roder ganz anders war. Seine nüchterne, kalte Art – mochte sie auch nur angestrengt aufrechterhaltene Fassade sein oder wirkliche Charaktereigenschaft – so wollte sie nie sein. Sie wollte lieber ein wenig ungeschützter sein. Sie wollte die für ihren Job erforderlichen Erfahrungen empfinden, nicht nachlesen.
    Was die bessere Einstellung für die Mordkommission war, konnte sie abschließend nicht beantworten. Wahrscheinlich war gerade das Zusammenspiel beider Haltungen erfolgversprechend. So gesehen war Roder der richtige Stellvertreter für sie. Aber wenn sie beide als gelungenes Team begriff, waren ihre Positionen im Grunde austauschbar. Auch sie könnte die Stellvertreterin von Roder sein. Der Gedanke, dass Roder jede Gelegenheit nutzen könnte, gegen sie zu agieren, ergriff sie plötzlich und ließ ihr Herz rasen.
    Ayse bemerkte das sorgenvolle Gesicht ihrer Chefin und Freundin. „Was hast du, Mechthild?“
    „Ich habe Angst zu versagen. Den Kerl nicht rechtzeitig zu kriegen und die beiden vermissten Frauen nur noch tot aufzufinden!“ Mechthild liefen Tränen über die Wangen.
    Ayse nahm Mechthilds Gesicht fest zwischen ihre Hände. „Wir tun doch alles, was wir können. Mehr kann keiner schaffen. Du bist die Beste, und du hast ein gutes Team. Wir kriegen ihn schon. Denk wieder an die Fakten: Die beiden toten Frauen konnten wir nicht retten! Wir haben sie schon tot gefunden und damit zum ersten Mal von ihrer Existenz erfahren. Wir können doch gar nicht ausschließen, dass der Täter seine Opfer erst einmal eine Zeit gefangenhält. Wir sind doch an ihm dran. Vielleicht verändert er jetzt sein Verhalten!“
    Mechthild schniefte. Sie zog ein Taschentuch heraus und wischte sich die Tränen ab.
    „Irgendwas verlaufen?“ fragte sie

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