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Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Titel: Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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Gegenteil war den Zuschauern nur schwer zu beweisen. Aber ihr Kick war, zu wissen, dass alles echt war.
    Ayse schüttelte sich. Wie beizeiten jedem Polizisten drängte sich auch ihr der Eindruck auf, dass die Welt schlecht war. Nur schlecht. Der Blick für das Schöne konnte einem in diesem Beruf entgleiten. Darum bauten so viele Polizisten ein Eigenheim und wurden schon früh von den Bausparkassen umworben. Sie brauchten ihre Insel, in der alles in Ordnung war, wo der Rest der Welt nicht eindringen konnte. Auch wenn sie sich oft etwas vormachten. Ayse überlegte, wann sie wohl soweit wäre. Einen Bausparvertrag hatte sie jedenfalls nicht abgeschlossen. Ihre türkische Herkunft konnte mit einem Darlehen für einen Hausbau nichts anfangen. In der Türkei sparte man Geld, bis man so viel zusammenhatte, dass man die Steine für ein Untergeschoss kaufen konnte. Und dann begann man eben. Wenn man dann wieder Geld hatte, kam die nächste Etage dran.
    Am besten am Rand von Istanbul. Es war zwar auch in der Türkei illegal, einfach irgendwo ein Haus zu bauen. Aber vor den Wahlen kündigten die Parteien regelmäßig eine Amnestie für illegale Häuslebauer an, um sie für sich zu gewinnen. Jede Regierung hatte das bisher versprochen und anschließend auch gehalten. Wenn man Glück hatte, wurden dann sogar Wasser-, Stromleitungen und eine Kanalisation gelegt. Selbst die großen türkischen Baufirmen schickten vor anstehenden Wahlen ihre Betonmischer und Steintransporter los, um reihenweise Häuser aufzustellen. Anschließend fielen ihnen dann hektarweise Land in den Schoß. Ganz legal.
    Auf diese Weise wuchs Istanbul mit einer rasenden Geschwindigkeit. Niemand konnte genau sagen, wie viele Menschen dort wirklich lebten. Da die Stadtverwaltung aber mit der erforderlichen Infrastruktur nicht hinterherkam, waren viele Bewohner in den neu entstehenden Vororten darauf angewiesen, Strom und Wasser irgendwo illegal anzuzapfen. Die öffentlichen Energieversorger versuchten durch Kontrolleure ihren Schaden zu begrenzen, aber nachdem einige Kontrolleure von der Bevölkerung regelrecht gelyncht worden waren, gaben sie diese Strategie auf. Sie fanden auch kaum noch Leute, die bereit waren, sich diesem Konflikt zu stellen. Angeblich aus diesem Grund hatte der Staat die Benzinsteuer drastisch angehoben, um wenigstens so einen Teil des entgangenen Geldes zurückzuerhalten. Das Auto war schließlich der Türken liebstes Kind. Darin ähnelten sie den Deutschen sehr.
    Mechthild Kayser legte sich ihre Unterlagen für die kommende Besprechung zurecht. Es war noch etwas Zeit, und so ging sie mit einer Personenanfrage nach Lamin Diopi ins Polizeinetz.
    Es stimmte: Herr Diopi war zu fünf Jahren Haft wegen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz verurteilt worden. In einem schweren Fall. Nach Verbüßen von Zweidritteln der Strafe wurde er in sein Heimatland abgeschoben. Eine Wiedereinreise war nicht erwünscht. Das bedeutete, dass er kein Visum mehr erhalten würde. Fünf Jahre, das war nicht wenig. Der so vergnügte Geschäftsführer von smart-web konnte kein kleiner Fisch gewesen sein. Seine Geschichte von dem unbekannten Landsmann, für den er unschuldig den Kopf hingehalten haben wollte, erschien Mechthild sehr unwahrscheinlich. Eine solch harte Strafe hätte ein deutsches Gericht bei Zweifeln an der Verantwortlichkeit des Täters bestimmt nicht verhängt. Sie sah ihre Möglichkeiten schwinden, Herrn Diopi bei der Einreise nach Deutschland helfen zu können. Hoffentlich würde er sein Wort halten und die Unterlagen schicken.
    Mechthild machte sich auf in den Besprechungsraum. Heute war sie die Erste. Sie ging zum Fenster und starrte gedankenverloren in die Wallanlagen. Ein neues Spruchband war zwischen zwei riesige Kastanien gespannt worden und wies auf eine weitere Skulpturenausstellung im Gerhard-Marcks-Haus hin. Am unteren Ende der Ankündigung hatte die Bremer Tourismuszentrale ihren aktuellen Slogan aufgebracht: „Bremen neu erleben!“
    Was war hier schon neu? dachte Mechthild bitter. Bislang hatte sie nur den Eindruck gewonnen, dass die Stadt das kopierte, was in anderen Großstädten schon erfolgreich lief oder schon am Ende war. Wie zum Beispiel das Musical-Theater, das nach Scheitern verschiedener anderer Ideen nun auch noch an einem verbrauchten Standort installiert werden musste und ebenfalls in die Pleite ging. Natürlich zu Lasten des Steuerzahlers. An diesem Beispiel wurde für Mechthild mal wieder deutlich, dass Bremens

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