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Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Titel: Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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Hundertschaft befehligen. Oder eher: in die Lage einweisen. Einen solchen Einsatz zu organisieren würden sich weder der zuständige Hundertschaftsführer noch einer seiner Zugführer nehmen lassen.
    Mit dieser Aussicht würden Stein und Krasnitz die Auswertung der Karten mit Elan vorantreiben. Das war klar. Auch Mechthild. Sie befragte nun Heller nach seinen Ergebnissen. Er hatte leider nur wenig vorzubringen. Er entschuldigte sich zwar, trug aber keine Verantwortung dafür.
    „Ich habe herausgefunden, dass Lautermann sein Girokonto bei der Commerzbank hatte, und mir gleich einen richterlichen Beschluss zur Einsichtnahme besorgt. Aber die Bank will die Rechtslage erst in ihrer juristischen Abteilung prüfen lassen. Die behaupten, dass möglicherweise Interessen Dritter dagegen stehen könnten. Die haben zwar nen Vogel, aber darauf muss ich nun mal warten.“
    „Scheiß Datenschutz!“ schnauzte Roder. „Welcher Richter war das denn? Wir holen uns gleich einen Durchsuchungsbeschluss für die ganze Bank. Dann können die mal sehen, wo der Hammer hängt!“
    „Moment, Moment!“ fuhr Mechthild dazwischen, überrascht, wie erregt ihr Stellvertreter reagierte. „Das machen wir natürlich nicht. Nichts spricht dafür, dass die Auswertung der Konten absolute Dringlichkeit genießt. Und wir wollen auch zukünftig mit den Banken ein unbelastetes Verhältnis behalten. Also keine Rambo-Nummern!“
    Roder schien vor Wut fast zu platzen. „Ach, und die Erkenntnisse aus den Kontenbewegungen über den Ankauf der Kleidung, den Gebühren für die E-Mail-Adresse, die mögliche Anmietung von Lagerräumen oder Garagen? Das interessiert uns jetzt alles nicht mehr?“
    Roder griff sie direkt an. Er stellte ihre Fähigkeiten in Frage. Auch den anderen Anwesenden war nicht entgangen, das hier irgendetwas in der Luft lag zwischen der Leiterin der Mordkommission und ihrem Stellvertreter. Alle warteten gespannt darauf, wie sie reagieren würde. Sie musste unbedingt Besonnenheit ausstrahlen. „Die Daten über den Ankauf der Kleidung haben wir doch schon. Herr Heller hat sie von der Versandfirma in den USA erhalten. Und so, wie es aussieht, vermeidet unser Täter, sich öffentlich für Lautermann auszugeben. Wenn er in dessen Namen etwas angemietet hätte, hätte er sicherlich auch einen Ausweis und eine Einkommensbescheinigung vorlegen müssen. Aber er will anonym bleiben. Sonst hätten wir doch längst nach der Pressemitteilung über Lautermanns Tod entsprechende Hinweise bekommen. Und wir haben bis heute nicht mal Hinweise aus dem Kreis der Homosexuellen. Es gibt also keinen Grund, unnötig Unruhe zu stiften.“
    Mechthild beobachtete genau, wie die anderen Ermittler sich verhielten. Die meisten senkten ausweichend den Kopf. Sie wollten in ihrer Arbeit nicht von internen Machtkämpfen in der Mordkommission belastet werden. Da hielten sie sich besser raus. Einige nickten stumm. Roder wischte sich mit der Hand Speichelreste von der Unterlippe. Er lehnte sich sauer zurück und biss die Zähne zusammen.
    Mechthild wusste, dass sie ihn für diesen Moment ruhig gestellt hatte, aber ihre Sorge wuchs, dass er gegen sie arbeiten würde. Wollte er sie mit aller Gewalt beerben? Sie durfte sich jetzt dazu keine Gedanken machen und sich ablenken lassen. Aber sie musste ihn im Auge behalten. Bei allem Verständnis für seine anderen Haltungen: Er verließ langsam die Basis für eine konstruktive Zusammenarbeit und versuchte die Arbeit an diesem schwierigen Fall für seine persönlichen Ziele und gegen sie zu nutzen.
    „Wo wir gerade bei Lautermanns homosexuellen Kontakten sind. Frau Günher hat mit dem ehemaligen Kollegen Tölling gesprochen und anschließend weitere Recherchen angestellt. Bitte, Ayse!“
    Ein Aufatmen ging durch den Raum. Niemand wollte ungefragt Zeuge einer persönlichen Auseinandersetzung der Führungsebene werden.
    Ayse nutzte die eingetretene Stille und berichtete betont unbeschwert und ausführlich von ihrem Gespräch mit der Bedienung in dem Schwulenkino. Es gelang ihr auch, die Hinweise des Kollegen Tölling zu abstrahieren und semantisch in eine akzeptable Form umzuwandeln.
    Bernd Schultze lächelte Ayse an. Er wusste, wie Wolfgang Tölling sich auszudrücken pflegte, und freute sich über die gekonnte und seriöse Ausdrucksform, die Ayse gewählt hatte. Er kannte Tölling, auch wenn er nach dessen Pensionierung keinen Kontakt mehr zu ihm hatte. Tölling hatte sich über die Jahre den Jargon einer bestimmten Schwulenszene

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