Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
zugelegt. Der Szene, die auch nach der Reform und der Abschaffung des Paragraphen 175 für die Polizei relevant war: männliche Prostituierte, Pädophile, Schwule, die an Bahnhöfen rumhingen und auf der Suche nach jungen Ausreißern waren und die sie mit zu sich nehmen wollten – für ihre sexuellen Zwecke.
Zum Abschluss bat Ayse die Runde mit dem Hinweis weiterer Ermittlungen noch um einige Adressen von Gaststätten oder Treffpunkten von Schwulen, die sie mit Lautermanns Bild aufsuchen wollte.
Interessanterweise kam hierzu einiges von den männlichen Kollegen. Nicht weil sie an diesen Örtlichkeiten aus- und eingingen, sondern eher, weil sie sie mit Sicherheit meiden wollten. Heller wurde sogar kurz rot. Er dachte an sein Malheur bei der Eröffnungsparty an der Schlachte. Dazu wollte er lieber doch nichts sagen. Zum einen war die Kneipe bestimmt nicht einer der wirklichen Treffpunkte der Schwulenszene, zum anderen hatte Heller Angst, sich zu verhaspeln.
„Jemand muss sie begleiten“, ergriff Mechthild das Wort und blickte fragend in die Runde.
„Ich mache das, wenn’s recht ist“, erklärte Bernd Schultze. „Ich komme ja schließlich aus dem Sittenkommissariat. Und ich habe Lautermann natürlich schon gecheckt. Als sexuell kriminell ist er uns bisher nicht aufgefallen.“
„Gut, dann ist das geklärt. Wir haben noch mehr. Eine kleine Spur zwar, aber wir dürfen nichts unversucht lassen.“
Dann fasste sie noch einmal kurz das Ergebnis der Spurensuche auf dem PC von Heinz Lautermann zusammen und berichtete von ihrem Gespräch mit Lamin Diopi. „Wenn Herr Diopi sich beeilt, dann haben wir morgen Nachmittag die Schreiben auf dem Tisch. Und dann muss Herr Behrmann noch mal intensiv ran: Fingerabdrücke, Speichelreste und so weiter.“
„Wird mir ein Vergnügen sein!“ konstatierte Fritz Behrmann. „Aber ist keine leichte Angelegenheit. Wer weiß, durch wie viele Hände das Papier mittlerweile gegangen ist. Es ist nicht so einfach, übereinanderliegende Abdrücke wieder zu trennen. Gerade auf Papier. Aber wir geben wie immer unser Bestes!“
„Ich weiß, Herr Behrmann. Das macht Sie für uns auch so wertvoll!“
Mechthild schien heute besonders gern Lob auszusprechen. Es war wahrscheinlich auch mal an der Zeit, dachte sie. Und nachdem sie vorhin ihren Tränen freien Lauf gelassen hatte, fühlte sie sich viel entspannter. Sie war froh und glücklich, mit diesen Ermittlern zusammenzuarbeiten. Auch wenn sie nur langsam vorankamen, sie machten professionelle Polizeiarbeit. Sie ließen keine auch noch so kleine Spur aus.
Nur ihr Stellvertreter machte ihr Sorgen. War er heute nur mit dem falschen Fuß aus dem Bett gekommen, oder brach jetzt etwas aus ihm heraus, was schon lange in ihm gärte? Mechthild hoffte auf das Erste, aber ihr Verstand wies sie in Richtung der zweiten Annahme.
„Ich bitte dann Herrn Schultze um seine weiteren Einschätzungen. Sofern es welche gibt.“
Bernd Schultze atmete tief ein. Für einen Moment überkam ihn das Gefühl, jetzt gerne den Rauch einer Zigarette tief zu inhalieren, um seinen Geist auf Vordermann zu bringen und demonstrativ den Raum zu vernebeln. Aber das Rauchen hatte er vor vielen Jahren schon aufgegeben. „Unser Mann lebt zurückgezogen. Er will keine Spuren hinterlassen. Und er geht dabei sehr besonnen vor. Siehe Lautermanns Wohnung. Auch wenn ihm dort eventuell ein kleiner Fehler unterlaufen ist. Aber der Teil des gefundenen Fingerabdrucks könnte auch von einem Verkäufer stammen. Oder von einem anderen Kunden, der das Scharnier vorher in der Hand hatte. Doch es macht deutlich, dass er kleine Fehler macht. Und zwar in einer stressfreien Situation. Jetzt, da wir Druck aufbauen, macht er möglicherweise gravierende Fehler. Leider muss ich einräumen, dass wir auf weitere Fehler von ihm wahrscheinlich erst stoßen, wenn wir eine weitere Leiche finden werden.“
„Mensch, Schultze!“ raunte Krasnitz.
„Ich sitze nicht hier, um Hoffnung und Optimismus zu verbreiten!“ verteidigte sich Bernd Schultze. „Ich halte es für wahrscheinlich, dass gerade der Druck, dem wir ihn aussetzen, seit wir die Leichen gefunden haben, ihn dazu bringt, sein Werk schneller zu vollenden. Seine Morde sind Teil eines Projektes, das ihm Entlastung bringen soll. So wie ein Vergewaltiger seinen Druck durch die Ejakulation verliert, muss er seine Mordserie zu Ende bringen. Fünf bestellte Kleider, zwei tote Frauen und zwei Vermisste. Und wir sind ihm auf der Spur. Er weiß
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