Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
sie einschlafen, auch wenn es eine unruhige Nacht wurde.
Ernst Logemann machte ein sehr ernstes Gesicht, als Mechthild sich ihm gegenüber auf einen der kleinen Ledersessel in der Besprechungsecke niederließ.
„Keine schöne Situation.“, begann der Polizeipräsident und schob nachdenklich seine Unterlippe nach vorn. „Wie sehen Sie das Verhalten Ihres Stellvertreters, Frau Kayser?“
„Ich bin mir noch nicht sicher, welche Konsequenzen sein Handeln haben muss“, begann Mechthild. „Aber vielleicht können Sie mir helfen und mir erklären, welche Auswirkungen es auf die Führung der Mitarbeiter meiner Mordkommission haben kann, wenn ich Roders Verhalten durchgehen lasse.“
Logemann verstand natürlich sofort, dass ihm hier der Ball einer Entscheidung zugespielt werden sollte und Mechthild sich vielleicht vor einer drücken wollte. Das konnte er selbstverständlich nicht zulassen. Wer in seiner Behörde Leitungsaufgaben hatte, musste diese Funktion und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten auch auf sich nehmen. Trotzdem wollte er ihr einen Ratschlag nicht verweigern. Er überlegte. Logemann hatte eine Beamtenlaufbahn hinter sich, die stark geprägt war von Respekt vor und unerschütterlichem Vertrauen in die Vorgesetzten. Ein Befehl war immer zuerst ein Befehl, den es zu befolgen galt. Einen Vorgesetzten zu hintergehen, war für Logemann so etwas wie Meuterei. Dagegen musste vorgegangen werden, sonst drohte die Moral der Truppe den Bach hinunterzugehen.
„Es ist sehr schwierig, nach einem so schweren Vorfall seine Autorität zu behalten, wenn man ihn ignorieren würde. Sie müssen dann damit rechnen, dass Ihnen bei zukünftigen Ermahnungen Ihrer Mitarbeiter vorgehalten wird, mit zweierlei Maß zu messen, also ungerecht zu werden. Menschliche Führung muss aber immer gerecht sein. Sonst verliert sie an Kraft. Ich traue Ihnen zu, dass Sie das mit Roder hinbekommen könnten. Aber das wirft nur ein Bild auf Ihr Verhältnis zu Ihrem Stellvertreter. Wie schätzen Sie denn die Basis für die weitere Zusammenarbeit mit Ihrem Roder ein?“ Logemann war es gelungen, Mechthild wieder in die Entscheidungsnot zu bringen. Er wollte sie also nicht aus ihrer Verantwortung entlassen.
Auch Mechthild wurde das klar. Und ebenso wurde ihr damit klar, dass der Polizeipräsident jede Entscheidung von ihr unterstützen würde. Nur die Verantwortung dafür sollte ganz allein bei ihr liegen. Ihr fielen Ayses Worte wieder ein. Sicher würde sich Roder nicht mehr ändern. Aber ob er sie nach seinem Scheitern noch mal hintergehen würde? Sie schwankte noch. Doch sie hatte ihr Leben aufs Spiel setzen müssen, weil Roder versucht hatte, sie auszubooten. Mechthild setzte sich aufrecht hin, um ihre Entschlossenheit zu demonstrieren. „Mein Stellvertreter muss nicht nur mein Vertrauen, sondern auch uneingeschränkt das seiner nachgeordneten Mitarbeiter haben. Ich bin der Ansicht, dass Herr Roder dieses Vertrauen nicht mehr genießt. Insbesondere von meiner Seite nicht. Und das ist ja wohl entscheidend!“
Logemann schürzte die Lippen. Er wollte, dass Mechthild sich genau festlegte. „Sie wollen also, dass Herr Roder die Mordkommission verlässt und in ein anderes Tätigkeitsfeld wechselt? Ist das richtig?“
Jetzt musste sich Mechthild klar äußern. „Ja! Ich sehe keine Grundlage mehr für eine fruchtbare Zusammenarbeit.“
Der Polizeipräsident zeigte sich zufrieden. „Gut. Ich werde Herrn Roder noch heute von seinen Aufgaben in der Mordkommission entbinden und morgen ein Gespräch mit den anderen Kommissariatsleitern führen, um ihn woanders unterzubringen. Das war’s dann, Frau Kayser.“
Mechthild war etwas verunsichert. Dass diese Angelegenheit so schnell über die Bühne gehen würde, hatte sie nicht erwartet. „Und Sie sprechen mit Herrn Roder? Gibt es irgendwelche Untersuchungen?“
Ernst Logemann lächelte. „Natürlich spreche ich mit ihm.“ Mechthild war erleichtert. Es wäre ihr unangenehm gewesen, Roder selbst aus der Mordkommission zu schmeißen. „Und für die Untersuchung bin ich ja selbst als Leiter der Kriminalpolizei zuständig. Wenn ich etwas wissen will, melde ich mich schon bei Ihnen. Alles klar?“
Mechthild nickte zwar, aber ganz klar war ihr die Situation nicht geworden. Doch sie kannte ihren PP schon lange. Logemann schien genau gewusst zu haben, welchen Ausgang dieses Gespräch haben würde. Er hatte sicherlich schon eine Lösung im Kopf.
Mechthild ließ endlich die Hand des PP los und
Weitere Kostenlose Bücher