Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
vor Gericht stellen zu können. Insbesondere auch deshalb, um die Gründe für sein Handeln zu erforschen und Lehren und Schlüsse daraus ziehen zu können. Wenigstens hatte das Morden jetzt ein Ende gefunden. Auch das war sehr beruhigend. Aber ganz schlimm empfand Mechthild die zunehmende Gewissheit, dass sie die beiden vermissten Frauen nicht aufgefunden hatten und bisher nicht retten konnten.
Mechthild stand in der Schuld ihrer Kollegen. Sie hatten ihr nicht nur das Leben gerettet, sondern sie ebenso vor unangenehmen Nachfragen geschützt. In diesem Zusammenhang fiel ihr ihr Stellvertreter ein. Nach Hellers Bericht war er nicht an der Aktion beteiligt gewesen. Sie hakte nach. „Wo war Roder?“
Heller druckste herum. Was sollte er dazu sagen? Er war das jüngste und rangniedrigste Mitglied der Mordkommission. Was sollte er schon über den stellvertretenden Chef sagen. Er versuchte die Wahrheit zu umschiffen.
„Herr Roder war bei der morgendlichen Besprechung nicht da. Nachdem wir uns so unsere Gedanken gemacht hatten, konnten wir nicht auf ihn warten. Und dann musste ja alles ganz schnell laufen. Fragen Sie am besten Herrn Behrmann oder Ihre Freundin. Ich meine Frau Günher.“
Trotz ihres angeschlagenen Zustandes verstand Mechthild, was Heller vermeiden wollte. Er wollte sich nicht zwischen zwei Stühle und in die Nesseln begeben. Der Zwist zwischen Roder und ihr war nicht seine Baustelle. Sein Verhalten war sehr verständlich. Woher sollte er wissen, wie die Zukunft für ihn aussah? Aber sie war ihm trotzdem dankbar. Heller hatte nicht gekniffen und war dabei gewesen, als es darum ging, sie zu unterstützen. In ihren Augen war er damit ein guter Mitarbeiter geworden. Es hatte Mechthild schon immer imponiert, wenn Polizisten aus rein menschlichen Beweggründen Dienstvorschriften Dienstvorschriften sein ließen und anders handelten, weil es erforderlich war. Natürlich konnte sie für sich die Frage nicht abschließend klären, ob es ihren Kollegen nur um sie gegangen war, oder ob sie nach monatelanger Arbeit jetzt endlich den Täter zur Strecke bringen wollten. Aber was spielte das schon für eine Rolle? Sie lebte noch, der Täter war ermittelt, und jetzt saß sie neben ihrem Kollegen und fuhr zurück zum Tatort. Sie hatte ihn noch nicht wirklich gesehen.
Als Mechthild den Wagen verließ, rannte Ayse sofort auf sie zu. Vor Erleichterung weinend drückte sie ihre Freundin fest an sich. Sie schluchzte laut in den Armen Mechthilds. Es war ihr gleichgültig, ob sie ihre Kollegen dabei sahen oder nicht. Sie musste dem Druck der Angst ein Ventil geben. Ayse drohte zusammenzusacken, so dass Mechthild sie festhalten musste, obwohl sie selber noch sehr schwach war. Sie küsste ihre Freundin aufs Haar und versuchte sie zu beruhigen.
„Es ist alles gut gegangen, Ayse. Ich lebe, und wir haben unseren Täter. Danke, dass du für mich da warst.“ Sie streichelte Ayse noch einmal über den Kopf, machte dann aber Anstalten, sich aus der Umklammerung zu befreien. Ayse trat beiseite und lehnte sich haltsuchend gegen den Dienstwagen.
Alle am Ort eingesetzten Beamten hatten ihre Arbeit unterbrochen und starrten auf Mechthild. Sie räusperte sich leise und ergriff das Wort. „Ich bitte Sie alle, für einen Moment zu mir zu kommen.“ Als alle um sie herumstanden, senkte sie ihren Kopf, und mit leiser Stimme dankte sie ihnen. „Ich bin mir sehr bewusst, dass ich ohne Sie wahrscheinlich nicht mehr am Leben wäre. Ich werde das nie vergessen, und ich bedaure, dass Sie dafür nicht förmlich belobigt werden können. Wie Herr Heller mir auf der Fahrt hierher geschildert hat, bin ich offiziell beim Betreten des Anbaus auf ein Stromkabel getreten. Bei dieser Version sollten wir bleiben. Ich danke auch ganz besonders Herrn Behrmann und den Kollegen aus Syke, dass Sie eine nachvollziehbare Erklärung für mein eigenmächtiges Handeln gefunden haben, die uns allen keine Probleme bereitet. Und ich möchte es noch mal ganz deutlich sagen: Ich bin froh, dass wir diesen Mörder zur Strecke gebracht haben. Wie auch immer!“
Behrmann machte einen Schritt auf Mechthild zu und ergriff ihre Hände. „Ich bin froh, dass wir noch rechtzeitig hier waren. Ich hatte große Angst um Sie!“ Zur Verwunderung aller nahm Fritz Behrmann spontan Mechthild in die Arme und drückte sie kurz. Selbst überrascht über sein Handeln, ließ er sie aber schnell wieder los und trat etwas verstört wieder zwei Schritte zurück und entschuldigte sich für
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