Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
seinen Gefühlsausbruch.
„Das ist schon okay, Fritz“, entfuhr es Mechthild und stellte fest, dass sie den Leiter des ED soeben geduzt hatte. „Ich bin auch glücklich, solche tollen Menschen an meiner Seite zu haben!“ Mechthild atmete tief durch. „Aber jetzt müssen wir unseren Job weitermachen. Ich will jetzt den Täter sehen!“
Mechthild hakte sich bei Fritz Behrmann unter und ließ sich von ihm den Tatort erklären. Ihre Knie gaben kurz nach, als sie den toten Benjamin Korthausen auf seinem Stuhl sitzen sah.
Professor von Sülzen ergänzte die Ausführungen Behrmanns und griff dabei immer wieder Mechthilds Handgelenk, um ihren Puls zu prüfen. So gab er jedenfalls vor. In Wirklichkeit wollte er sie nur berühren und auf seine Weise ihr mitteilen, wie froh er darüber war, dass sie noch lebte. Und dass er sie mochte. Mechthild verstand, dass diese Berührung mehr war als eine bloße medizinische Betreuung. Es war ein Ausdruck menschlicher Wärme.
Für den Vormittag des darauffolgenden Tages hatte der Polizeipräsident in seiner Funktion als kommissarischer Leiter der Kripo eine Pressekonferenz einberufen. Obwohl noch nicht alle Spuren ausgewertet waren, ließ sich hinlänglich belegen, dass Benjamin Korthausen der gesuchte Frauenmörder war. Leider musste er auch bekanntgeben, dass genetische Spuren der beiden vermissten Frauen auf dem Bauernhof des Täters gefunden worden waren, so dass die Hoffnung, sie noch lebend zu finden, ausgesprochen gering war.
Die Presse ging sehr sachlich mit den abgeschlossenen Ermittlungen der Mordkommission um. Überall war Erleichterung zu spüren, aber auch Erschrecken über die Details der Taten. Lediglich die Boulevard-Presse titelte mit „Krankes Killermonster endlich gefasst!“ in ihrer gewohnt reißerischen Art.
Am Nachmittag desselben Tages hatte der PP Mechthild zu sich ins Büro geladen, zu einem Personalgespräch betreffend des Verhältnisses zwischen ihr und ihrem Stellvertreter. Vorher hatte er sich bei Mechthild vergewissert, dass sie trotz ihres angeschlagenen Zustandes in der Lage war, ein solches Gespräch zu führen.
Mechthild konnte die Nacht vorher kaum schlafen. Sie grübelte sehr lange darüber nach, wie sie sich Roder gegenüber verhalten sollte. Ihr war klar, dass Roder versucht hatte, sie durch eine Intrige auszuschalten und negativ vorzuführen. Das war unbestreitbar eine Schweinerei und im höchsten Maße illoyal. Trotzdem kam ihr der Gedanke, ihm zu verzeihen und im Gespräch mit ihm einen Weg zu finden, wieder vertrauensvoll zusammenarbeiten zu können. Aber ging das wirklich? Würde Roder sich ändern?
Mitten in der Nacht klingelte sie Ayse aus dem Schlaf. Als Ayse die Stimme ihrer Freundin hörte, dachte sie zuerst, es würde ihr schlecht gehen und dringend Hilfe brauchen. Vielleicht eine Nachwirkung des Stromschlags. Aber Mechthild beruhigte sie. Sie wollte nur Ayses Meinung zu Roder hören.
„Mechthild, du weißt, dass ich ihn eigentlich nicht leiden kann. Aber er ist mit Sicherheit ein guter Ermittler“, begann Ayse. „Er hat viel Erfahrung. Trotzdem hat er dich eigennützig hintergangen. Und er hat die Festnahme eines Mörders verhindert, für seine persönliche Karriere. Ich kann mit ihm nicht mehr vertrauensvoll zusammenarbeiten. Auch wenn er mein Vorgesetzter ist. Und du auch nicht!“
Mechthild atmete tief durch. Der Ausbruch ihrer Freundin kam doch sehr überraschend für sie. „Du meinst, ich muss mich von ihm trennen?“
„Ich kann es dir nicht genau sagen. Ich bin nicht die Leiterin der Mordkommission. Aber als deine Freundin sage ich dir: Er wird es bei der nächsten Gelegenheit wieder machen.“
„Wahrscheinlich hast du recht. Danke für deine Hilfe. Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe. Wir sehen uns morgen!“ Damit beendete sie das Gespräch.
Mechthild lag noch einige Zeit wach. Musste sie Roder nicht schon allein wegen der Disziplin in der Mordkommission abservieren? Grundsätzlich hatte sie Verständnis für das menschliche Versagen eines Kollegen. Aber war Roder nicht eindeutig zu weit gegangen? Waren die beiden Frauen vielleicht noch einen Tag vorher am Leben gewesen, und hätte ihr Zugriff sie gerettet? Das war zwar nach den nun vorliegenden Ergebnissen sehr unwahrscheinlich, aber sie durfte das nicht außer Acht lassen. Denn als Roder seine Pläne schmiedete, war das immer noch offen gewesen. Er war sehr weit gegangen. Viel zu weit. Am Ende fasste Mechthild einen Entschluss. Und endlich konnte
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