Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
befand, entmutigte sie sehr.
Mechthild Kayser war gleich nach ihrer Einlieferung in das Kreiskrankenhaus in Syke auf die Intensivstation gelegt worden. Hier war sie an diversen Geräten zur Überwachung ihrer lebenswichtigen Funktionen angeschlossen worden. Sie kam schnell wieder zu sich und verspürte sofort den Drang, möglichst bald zu ihren Kollegen an den Tatort zurückzukehren.
„Ich halte es für eine absolute Leichtsinnigkeit, das Krankenhaus jetzt schon zu verlassen!“ hatte sie der Oberarzt ermahnt. „Ein solcher Stromschlag hätte andere getötet.“
„Ja, andere“, antwortete Mechthild lakonisch und bestand darauf, das Formular zu bekommen, auf dem sie bestätigen konnte, dass sie auf eigenen Wunsch und in Kenntnis aller Risiken das Krankenhaus verlassen wollte. Sie wollte jetzt unbedingt bei ihren Mitarbeitern sein. Außerdem war sie sich sicher, dass es noch einiges zu regeln gab. Schließlich musste sie ihr eigenmächtiges und nicht legales Handeln in eine geordnete Form bringen, die keinem ihrer zu Hilfe gekommenen Kollegen in Schwierigkeiten bringen würde. Dafür trug sie schließlich auch die Verantwortung.
Noch sehr wackelig auf den Beinen stand sie nun vor dem Kreiskrankenhaus. Sie kramte umständlich ihr Handy hervor und wählte aus dem Verzeichnis die Nummer von KK Heller.
Heller meldete sich sofort.
„Hier ist Ihre Chefin, lieber Kollege Heller“, begrüßte sie ihn mit geschwächter Stimme und räusperte sich. Gerade in diesem Moment, als sie mit Heller sprach, wurde ihr klar, dass es ein paar gute und aufmerksame Kollegen waren, die ihr ganz sicher das Leben gerettet hatten.
Plötzlich wurde Mechthild die ganze Gefahr ihres Handelns bewußt. Ohne Frage hätte sie ums Leben kommen können. Beinahe wäre sie in Tränen ausgebrochen. Sie musste ihren zu Hilfe geeilten Kollegen ewig dankbar sein. Sie hatte auf eigene Faust gehandelt. Und es gab Menschen um sie herum, denen sie nicht gleichgültig war. Die bereit waren, für sie durchs Feuer zu gehen. Mechthild brauchte einen Moment, um sich zu fassen.
Heiner Heller dachte, sie wäre noch zu schwach, um spontan sprechen zu können. Aber dann wurde er eines Besseren belehrt.
„Herr Heller, das Krankenhaus hat mich schon wieder entlassen“, log sie mit dem Versuch, eine feste Stimme zu erzeugen. „Es muss jetzt mal einer vorbeikommen und mich abholen. Wie sieht es am Tatort aus? Haben Sie den Täter geschnappt?“
KK Heller war völlig überrascht. Er wusste gar nicht, was Mechthild noch mitbekommen hatte und was nicht. Um sich Zeit für die nötige Besinnung zu verschaffen, antwortete er befehlsgemäß: „Ich komme sofort und hole Sie ab. Dann besprechen wir alles.“ Heller drückte die rote Taste seines Handys. „Die Chefin ist schon wieder fit. Ich hole sie jetzt ab.“
Als Heller am Krankenhaus ankam, sah er Mechthild Kayser auf einer Bank vor dem Haupteingang sitzen. Sie trug ihren zerrissenen Hosenanzug unter dem übergeworfenen Mantel, den sie mit verschränkten Armen zusammenhielt und sah aus, als wenn sie gerade das Opfer einer Schlägerei auf dem Schützenfest geworden wäre. Ihre Gesichtsfarbe changierte zwischen Grau und Blass, und sie wirkte sehr matt. Als sie Heller herannahen sah, drückte sie sich mühsam von der Bank hoch und ging mit kleinen, schwachen Schritten auf seinen Wagen zu. Sie ließ sich neben ihm auf den Beifahrersitz sinken, erntete einen mitleidigen Blick und wies mit einem Kopfnicken an, loszufahren.
„So schlimm ist es nun auch wieder nicht, Heller. Das Fleisch ist noch schwach, aber der Kopf funktioniert schon wieder.“
Dann wollte sie von Heller alles wissen, was bisher gelaufen war. Mit großer Freude erkannte sie die Umsicht und die Loyalität ihrer Kollegen. Was hätte geschehen können, wenn sie nicht sofort gehandelt hätten? Mechthild wollte es sich lieber nicht ausmalen. Besonders erfreute sie der Hinweis, dass der Leiter des ED, ihr geschätzter Fritz Behrmann, genau erkannt hatte, um was es dabei auch juristisch ging, und das Richtige mit den Syker Kollegen abgesprochen hatte. Nach außen hatte sie somit mit ihren Kollegen eine keinen Aufschub zulassende Ermittlung durchgeführt, die zur Festnahme des Täters geführt hatte. Sie hatte kein Problem damit, diesen Erfolg mit den Kollegen aus Syke zu teilen. Bedauerlich empfand sie den Umstand, den sie erst von KK Heller erfuhr, dass sich der Täter durch Selbstmord aus der Affäre gezogen hatte. Es wäre ihr lieber gewesen, ihn
Weitere Kostenlose Bücher