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Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Titel: Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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und eilte zur toten Elena.
    Da lag sie. Schön und anmutig auf dem steinernen Tisch.
    Sie konnte ihm nichts tun. Und auch nicht weglaufen.
    Er konnte alles von ihr verlangen, und sie würde alles für ihn tun. Wie eine Mutter für ihr Kind.
    Sie war ihm gefügig.
    Vorsichtig nahm er ihre kalte Hand und prüfte, ob der frisch aufgetragene Nagellack schon trocken war.
    Dann schloss er die Augen und ließ ihre Hand an den Innenseiten seiner nackten Schenkel entlang streichen. Er atmete kürzer und schwerer. Schweiß brach ihm am ganzen Körper aus. Ganz langsam steckte er ihren toten Zeigefinger in sein kurzes Hosenbein. Als ihr Fingernagel seinen steifen Penis berührte, kam sein Orgasmus.
    Für diesen Moment war er der befriedigste Mensch der Welt. Und er war glücklich. Selbst, wenn es nur ein kleines Glück war. Aber es war mehr, als er je vorher hatte.
    Die Nacht brach herein. Benjamin hatte sich geduscht und umgezogen und sah jetzt wieder so aus, wie er sich einen enttäuschten Stadtmenschen vorstellte, der die Ruhe und Abgeschiedenheit, die er dringend brauchte, endlich im einfachen Leben auf dem Land gefunden zu haben schien. Seine Kleidung wirkte praktisch und nie ganz sauber. Die braune Breitcordhose über den ungeputzten Schnürstiefeln sah nicht gerade elegant aus. Und in Verbindung mit der grünen Arbeitsjacke aus dicker Baumwolle machte sie jedem klar, dass er nicht darauf aus war, erfolgreich Damenbekanntschaften zu machen.
    Einige Male war er mit seinem Moped ins etwas entfernte Dorf gefahren. Er wollte sich zeigen und ein wenig vorführen, um zu verhindern, dass die Neugier der Dorfbewohner so groß werden könnte, dass sie ihn in seinem neuen Zuhause überraschend besuchen würden. Man konnte ihm einen Hang zur Ungepflegtheit ansehen, weshalb sich auch keiner der Männer im Dorf Sorgen machte, dass sich die eine oder andere ihrer Frauen zu sehr für den zugezogenen Fremden interessieren könnte. Wie beiläufig erwähnte Benjamin bei passender Gelegenheit unter dem Siegel der Verschwiegenheit gegenüber der Dorfwirtin in einer gespielt vom Alkohol enthemmten Stimmung, dass er Frau und Kind bei einem Verkehrsunfall verloren hätte und jetzt nur noch die Einsamkeit suchte. Durch eine unerwartete Erbschaft konnte er sich den alten Hof kaufen, und jetzt sah er seine Lebensaufgabe darin, diesen wieder herzustellen. Die körperliche Arbeit täte ihm gut, und er hätte für die nächsten zehn Jahre genügend Zeit zum Grübeln. Wie erwartet verbreitete sich das Gerücht im Dorf sehr schnell, dass er ein gebrochener Mann sei und man ihn am besten in Ruhe ließ.
    Manchmal kam er mit dem Moped beim Landhandel vorgefahren und kaufte unter den mitleidigen Blicken der anwesenden Bauersfrauen ein paar Lebensmittel ein, die er in einem großen Rucksack verstaute und auf dem Rücken zurücktransportierte. Dass er einen kleinen Lkw hatte, hielt er vor allen geheim. Peinlich genau achtete er darauf, mit dem Wagen nicht gesehen oder wenigstens in ihm nicht erkannt zu werden. Zur Täuschung hatte er ein paarmal bei einem Bauern einen Unimog mit Anhänger geliehen, um Baumaterialien zu transportieren.
    Seit fast einem Jahr war er nun hier, und noch nie hatte ihn jemand besucht oder ihm gegenüber eine Einladung ausgesprochen, weder zum Schützenfest noch zum Ball der Freiwilligen Feuerwehr. Man ließ ihn in Ruhe. Seinen Briefkasten hatte er an der Straße angebracht. Er hatte keine Tageszeitung oder irgendeine Zeitschrift abonniert. Post bekam er so gut wie nie. Sowieso galt Benjamins Hof im Dorf nicht als guter Ort. Bis in die siebziger Jahre hinein waren die damaligen Besitzer auch die Leichenwäscher für die ganze Umgebung. Und das war bis heute allen ausreichend unheimlich, diesen Ort möglichst zu meiden. Ihm kam die einstige Aufgabe der Vorbesitzer sehr zugute. Hatten sie ihm doch diesen praktischen Steintrogtisch hinterlassen.
    Benjamin wuchtete sein überdimensioniertes Vakuumeinschweißgerät an das eine Ende der steinernen Tischplatte, auf der die tote Elena lag. Er hatte über zwei Wochen daran getüftelt, aus mehreren kleinen Haushaltsgeräten ein größeres, das seinen Zwecken dienen konnte, zusammenzubauen. Nach einigen Rückschlägen hatte er es geschafft. An das andere Ende des Tisches schob er das Gestell mit der Rolle, auf der ein Endlosschlauch aus dicker Klarsichtfolie war. Normalerweise war sie dafür gedacht, junge und empfindliche Bäume aus Baumschulen darin einzuziehen, um sie vor Transportschäden

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