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Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Titel: Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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Präsident?“
    Mechthild Kayser holte Logemann aus seinen Gedanken zurück, und sie kamen gleich wieder zur Sache. Das Anrufen der Presse lag bei ihm. Zurzeit war er schließlich der Leiter der Kripo. Er entschied sich für die frühen Abendstunden. Redaktionsschluss wäre dann zwar schon gewesen, aber wenn die Zeitungen die Suchmeldung einen Tag später bringen würden, hätte seine Mordkommission noch mehr Zeit gewonnen. Und wenn sie es doch noch unterbringen würden, wäre das auch kein Beinbruch.
    Die Nachricht über das Auffinden einer unbekannten Toten hatte gleich den Hinweis enthalten, dass derzeit nicht von einem Kapitalverbrechen ausgegangen werden konnte. Dementsprechend gering war die Resonanz aus den Blättern, die in Bremen erschienen. Die taz war auf der Pressekonferenz gar nicht vertreten, und Bremer Nachrichten und Weser-Kurier schickten seit ihrer Fusion sowieso nur immer einen ihrer Mitarbeiter. Der konservative Weser Report, ein anzeigenfinanziertes Blättchen, das zweimal die Woche erschien und kostenlos an die Bremer Haushalte verteilt wurde, hatte einen auf Honorarbasis arbeitenden Reporter nebst Photograph entsendet. Von der Bild-Zeitung kam wie immer der für das Lokale zuständige Redakteur, der von Haus aus eigentlich Photograph war, sich in den zurückliegenden Jahren aber auch journalistisch bei der Zeitung einen Stammplatz erarbeitet hatte. So sparte das Blatt die zusätzlichen Kosten für einen Photographen ein.
    Bei der Bild wusste man vorher nie genau, was sie aus den Hinweisen von der Pressekonferenz machen würde. Zu sehr war sie darauf aus, aus einer Fliege einen Elefanten zu machen. Eben so, wie die Boulevard-Presse geneigt war, zu arbeiten.
    Nachdem Ernst Logemann die anwesenden Presseleute begrüßt und eine kurze Einleitung gegeben hatte, übergab er Mechthild Kayser das Wort. Sie schilderte kurz und knapp den Fund der Leiche, ließ die näheren Umstände genauso weg wie die Tatsache, dass eine Partyveranstaltung der Auslöser des Auffindens war, und bat dann um Fragen.
    Das Interesse der Journalisten war wie erwartet gering. Nur der Reporter der Bild stellte die Fragen, die klären sollten, ob es sich um eine natürliche Todesursache handeln würde oder Fremdverschulden vorlag. Seine Kollegen der anderen Zeitungen konnten sich auf ihn verlassen. Mit dem Tonfall eines investigativ arbeitenden Reporters stellte er die Fragen, deren Beantwortung auch für die anderen von Bedeutung waren.
    Mechthild Kayser hielt den Ball flach und zog sich wie geplant auf ausstehende Untersuchungsergebnisse zurück. Damit war alles gelaufen. KHK Roder verteilte Photos der Toten, die den Eindruck verstärkten, dass es sich lediglich um eine Öffentlichkeitsbeteiligung zu ihrer Identifizierung handeln würde. So friedlich und unversehrt blickte die tote Frau in die Welt. Mit dem abschließenden Hinweis von Roder, dass das Photo auf Wunsch auch elektronisch übermittelt werden könnte, schloss der Polizeipräsident die späte Runde.
    Die Reporter schnappten sich ihre Photos und machten sich eilig davon, um in ihren Redaktionen die Suchmeldung noch unterbringen zu können.
    Auch Logemann schien es eilig zu haben. Er verabschiedete sich schnell und ohne Umstände von den Mitarbeitern der Mordkommission, nahm seine kleine, schicke Ledertasche, die nur dazu diente, sein Frühstücksbrot und eine Thermoskanne zu transportieren, und verschwand. Als Polizeipräsident wurden zwar von ihm Überstunden erwartet, ohne dass er dafür einen Freizeitausgleich beanspruchen konnte. Aber genau aus diesem Grund vertrat er die Ansicht, möglichst jegliche Arbeit in die reguläre Dienstzeit zu legen.
    Für Mechthild Kayser und ihre Kollegen war aber noch lange nicht Schluss. „Um 21 Uhr erneuter Erkenntnisaustausch im Besprechungszimmer!“ ordnete sie gegenüber Roder an. „Und Sie informieren die anderen!“
    Dann verschwand auch sie und eilte über den dunklen Flur mit seinem alten Terrazzoboden zurück in ihr Büro. Bis neun wollte sie unbedingt eine abschließende Sichtung der Vermisstendatei schaffen. Vielleicht ergab sich ja noch etwas.
    KHK Roder schaute auf dem Rückweg bei Ayse Günher rein und benachrichtigte sie über die späte Sitzung. Sie saß in ihrem abgedunkelten Büro vor ihrem PC, und das Licht des Bildschirms ließ ihr Gesicht bläulich blass und krank aussehen.
    Heiner Heller war nicht an seinem Schreibtisch. Roder schickte ihm eine Nachricht auf das Handy. Er verspürte keine Lust, mit dem

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