Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
Sonderrolle im Team? Warum sprach er von „Ihrer“ Arbeit, war es nicht ihre gemeinsame? Bernd Schultze ließ sich für sie nicht eindeutig einschätzen. Aber ein Nein hieß vielleicht auch gleich das Aus für ihn. Mechthild spürte die hohe Empfindsamkeit dieses merkwürdigen Ermittlers. Das wird nicht einfach mit ihm, dachte sie. Aber sie entschied sich dennoch dafür, ihn gehen zu lassen. Doch war es besser für das Team, nicht den Eindruck entstehen zu lassen, dass er eine Extrawurst bekam. „Gut, Herr Schultze. So habe ich mir das auch gedacht. Am liebsten wäre es mir gewesen, Sie wären schon gleich mit in die Pathologie gefahren. Aber es war natürlich wichtig, dass Sie vorher auf den neuesten Stand unserer Ermittlungen gebracht wurden.“
Bernd Schultze lächelte. Natürlich hatte er verstanden, weshalb sie ihre Erlaubnis in dieser Art formulierte. Er hatte gar kein Interesse daran, ihren Führungsanspruch anzuzweifeln. Das dachten anfangs viele, die mit ihm zu tun hatten, aber daran lag ihm nichts. Er wusste, dass er als Exot galt, aber er war gleichfalls überzeugt davon, dass auch seine Fähigkeiten ihre Berechtigung in der Polizeiarbeit hatten. Das hatte er schon häufig beweisen können.
„Ich versuche noch vor der Pressekonferenz wieder bei Ihnen zu sein!“ rief Schultze Mechthild Kayser beim Hinausgehen zu.
Auch Fritz Behrmann wandte sich an sie und machte Anstalten zu gehen. Mechthild Kayser nickte ihm ihr Einverständnis wortlos zu. Ihre Gedanken waren schon wieder viel weiter.
Als Schultze und Behrmann das Besprechungszimmer verlassen hatten, begann Mechthild gemeinsam mit Kurt Roder aus den anstehenden Arbeiten Aufträge zu formulieren. Es wurde verabredet, dass Roder bis auf weiteres das Besprechungszimmer für sein Team nutzen sollte, da er die meisten Ermittler hatte. Die strategische Gruppe um Mechthild würde ihre Treffen in ihrem Dienstzimmer abhalten können. Gemeinsame Treffen würden zwischen der Leiterin der Mordkommission und ihrem Stellvertreter vereinbart. Auf jeden Fall wollte man sich noch vor der Pressekonferenz wieder treffen. Als die Strukturen geregelt waren, verließ Mechthild mit Ayse den Besprechungsraum.
Jetzt hatte Kurt Roder das Sagen. Diese Rolle gefiel ihm. Er hatte die meisten Ermittler zu befehligen, und glücklicherweise waren es alles nur Männer. So brauchte er bei der Wahl seiner Worte keine Rücksicht auf die Befindlichkeiten irgendwelcher Frauen zu nehmen.
Von den drei Männern aus dem Raubkommissariat kannte er nur Michael Ludovic näher. Mit ihm hatte Roder vor Jahren ein Seminar über Vernehmungstaktiken besucht. Ludovic galt als „heißer Hund“, unnachgiebig, ausdauernd, insistierend. Krasnitz und Stein waren ihm nur vom Sehen bekannt. Mal in der Kantine, mal auf einer Betriebsversammlung. Auch sie machten einen guten Eindruck auf ihn. Nur sein Kollege Heller schmeckte ihm nicht. Dem würde er aber so viel Feuer unter dem Hintern machen, dass entweder ein brauchbarer Ermittler aus ihm würde oder er sich einen anderen Job suchte.
Roder war gut vorbereitet. Er hatte alle Details im Kopf. Zuerst nahm er Heller die Kennzeichenüberprüfung aus den Händen und übertrug sie Krasnitz. Heller überlegte kurz, zu protestieren, aber hielt sich dann doch lieber zurück. Es war nicht einfach, Roder etwas entgegenzusetzen. Als Roder ihm darüber hinaus noch die Zuständigkeit für die Ermittlung bezüglich des toten Gärtners wegnahm, begehrte er dann doch auf.
„Sie haben den Fall doch so gut wie gelöst!“ überfuhr Roder KK Heller, noch bevor der einen Satz zu Ende bringen konnte. „Ich will nur, dass Ludovic den Vorgang dahingehend überprüft, ob wir nach dem heutigen Stand der Dinge Ermittlungsansätze bezüglich des zweiten Mordes finden können. Mehr nicht.“ Und mit drohendem Unterton fügte er noch hinzu: „Und dann brauchen wir dringend Ergebnisse zur Kleidung der Toten. Das scheint ja so schwierig zu sein, dass ich will, dass Sie sich ausschließlich darauf konzentrieren.“
Das war deutlich genug für Heller. Roder hatte ja recht. Er hatte die Ermittlungen nicht gerade fleißig vorangetrieben. Und Roder schien das genau zu wissen. Heiner Heller wurde klar, dass seine unzuverlässige Arbeitsweise Roder die Gelegenheit gab, ihn bei der nächstbesten Gelegenheit in die Wüste zu schicken. Wenn er bei der Mordkommission bleiben wollte, musste er sich jetzt zusammenreißen und ein guter Polizist werden. Er nickte Roder zu: „Alles klar,
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