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Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Titel: Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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Sülzen hatte das Gesicht der Toten noch nicht abgezogen. Trotz des Todes sah sie immer noch hübsch aus. Sie hatte ein volles, rundes Gesicht mit wenig Falten und war auffällig geschminkt. Auf ihrer Wange klebte ein hautfarbenes Pflaster.
    „Was ist das?“ wollte Mechthild wissen und wies mit ihrem Finger darauf, bedacht, die Leiche nicht zu berühren.
    „Ein Schönheitspflaster!“ ulkte von Sülzen. „Sie war im Gesicht unversehrt, aber der Gärtner hat mit seiner Hacke ihre Wange eingerissen. Für die Photos haben wir ihr dieses Pflaster aufgeklebt. Das lässt sich am Computer besser wegretuschieren als eine klaffende Wunde.“
    Mechthild nickte. Arme Frau. „Und sonst?“ fragte sie und musste schwer schlucken. Wie immer trocknete auch ihr in diesem Raum der Mund aus.
    „Wasser gibt’s dahinten“, antwortete von Sülzen, der dieses Problem zu kennen schien, und wies auf einen Mineralwasserspender. Dann knackte er die ersten Rippen durch. Mechthild schloss kurz die Augen. Sie ekelte sich bei dem Gedanken, einen dieser Plastikbecher auch nur zu berühren und daraus leichenvergastes Wasser zu trinken. Sie blieb lieber einfach an ihrem Platz stehen. Was sie wissen wollte, war, ob die Tote den gleichen Eingriffen ausgesetzt gewesen war wie Mathilde Burkhardt. Da Brustkorb und Unterkörper geöffnet waren, konnte Mechthild sich nicht selbst vergewissern. Und sie wollte ganz bestimmt nicht einen der großen, heruntergeklappten Fleischlappen anheben, um nachzusehen.
    Von Sülzen schien damit keine Schwierigkeiten zu haben. Er legte eines der dicken Fleischstücke um, als wenn er eine Seite in einem Buch umschlagen würde, und deutete mit seinem blutverschmierten Zeigefinger auf die jetzt erkennbare rechte Brust der Toten.
    „Ganz klar!“ sagte er dabei. „Unser Täter hat seine medizinischen Kenntnisse nicht weiter entwickelt und wendet auch hier nicht die schonendere Lejour-Technik an, sondern bleibt bei seinem T-Schnitt. Auch diesmal hat er auf ein proportionales und aus ästhetischen Gründen angezeigtes Versetzen von Brustwarze und Warzenhof verzichtet.“ Dann glitt seine Hand weiter auf der Haut der Toten nach unten. „Hier!“ Er deutete auf zwei schwarzbraune Verkrustungen. „Da wurde der Stromschlag aufgesetzt. Und hier!“ Er quetschte mit den Fingern einen Wulst aus Fleisch nach oben, auf dessen Kamm sich eine runde Wunde abzeichnete. „Das ist der Einstichkanal für die Fettabsaugung.“
    Mechthild verzichtete auf die Inaugenscheinnahme der anderen Körperhälfte. Sie glaubte von Sülzen, dass sie die gleichen Merkmale aufwies.
    „Dann ist es derselbe Täter?“ fragte sie.
    Von Sülzen nickte. „Sieht so aus. Es ist zumindest die gleiche Handschrift. Mehr haben Sie morgen auf dem Schreibtisch. Ich lege Ihnen zuliebe mal eine Nachtschicht ein!“
    „Danke“, sagte Mechthild und wandte sich um, um nach ihrem Kollegen Bernd Schultze zu schauen. Doch der war nicht mehr da. Niemand hatte bemerkt, wie er den Raum verlassen hatte.
    „Komischer Kauz“, bemerkte von Sülzen. Mechthild stimmte ihm zu und verabschiedete sich.
    Sie war froh, endlich wieder an der frischen Luft angekommen zu sein. Draußen stellte sie fest, dass sie ganz vergessen hatte, sich ins Obduktionsprotokoll einzutragen, und hoffte, dass von Sülzen sie auf seiner mündlichen Aufzeichnung erwähnen würde. Noch mal hinein wollte sie deswegen nicht. Es beschäftigten sie spontan andere Gedanken: Warum hatte sich Bernd Schultze so klammheimlich davongemacht? Was war mit diesem Typen? Auf der einen Seite konnte sie bisher keinen Nutzen aus seiner Mitarbeit entdecken. Aber auf der anderen Seite interessierte sie dieser Mann sehr. Er hatte etwas Geheimnisvolles, das sie anzog. Sie schüttelte die Gedanken ab. Die störten jetzt nur. Sie musste zurück ins Büro.

Benjamin hatte sich etwas verspätet. Schon auf dem Parkplatz des Gasthofes war die Musik aus dem Ballsaal zu hören. Freddy Quinns „Junge, komm bald wieder“ drang durch die geöffneten Fenster. Nicht weit entfernt stand ein leerer Reisebus. Er schob sich die beiden goldenen Eheringe hintereinander über seinen Ringfinger. Sie sollten ein unübersehbares Zeichen sein, das ihn als Witwer auswies. Er glaubte, damit interessanter für bestimmte Frauen zu werden. Zum Beispiel für alleinstehende Witwen, denen er damit vermitteln wollte, dass er wusste, was es hieß, einen geliebten Menschen zu verlieren.
    Oh, ja. Er hatte sich wieder gut vorbereitet. Die erfundene

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