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Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Titel: Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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Schultzes galt. Sie wollte wissen, was es für Schultze hieß, sich „in eine Tote hineinzufühlen“.
    Die Pathologie lag in der Straße Am Schwarzen Meer, auf der Rückseite der Zentralkliniken St.-Jürgen-Straße. Vom Polizeihaus aus konnte man bei flotter Fahrt mit dem Fahrrad in einer Viertelstunde dort sein. Zur Hauptverkehrszeit war man mit dem Fahrrad auf jeden Fall schneller als mit dem Auto.
    Mechthild Kayser fuhr den Ostertorsteinweg entlang, den Weg, der bis zur Sielwallkreuzung auch immer ihr Heimweg war. Sie überquerte die Kreuzung und gelangte in die Straße Vor dem Steintor, passierte den Ziegenmarkt und erreichte das Gleisdreieck der Straßenbahn vor der St.-Jürgen-Straße. Als ein die Verkehrsregeln beachtender Radfahrer musste man hier sehr umständlich mehrer Ampelphasen über sich ergehen lassen, bis man endlich in das Schwarze Meer abbiegen konnte. Sie fuhr am rechts von ihr gelegenen Gymnasium vorbei, wo sie einst zur Schule ging. Wie jedes Mal, wenn sie hier vorbeifuhr, fiel ihr ein, dass sie das letzte Ehemaligentreffen mal wieder verpasst hatte und sich auch diesmal fest vornahm, das kommende wahrzunehmen.
    Die Pathologie war ein hundert Jahre alter villenartiger, zweigeschossiger Bau, in dessen ausgebautem Dach eine Wohnung war, die von einem der Pathologiehelfer bewohnt wurde. Wie man das aushalten konnte, hier auch noch zu wohnen, entzog sich Mechthilds Verständnis. Unten lagen die Leichen, das ganze Haus roch nach Formaldehyd, und oben saß abends der Mitarbeiter und sah im Fernsehen den Lustigen Musikantenstadl an. Sicherlich völlig unberechtigt wurden diesem Mann hinter vorgehaltener Hand nekrophile Neigungen unterstellt. Bestätigende Hinweise gab es nie. Vielleicht war er nur eine einfache Seele, die sich nichts weiter dabei dachte. Mechthild öffnete die schwere Holztür, und sofort drang der diesem Gebäude innewohnende Geruch ihr entgegen. Eine Mischung aus Desinfektionsmitteln, Gestank, Formaldehyd und süßem Verwesungsgeruch.
    Als von Sülzen vor ein paar Jahren das Amt des Leitenden Gerichtsmediziners übernahm, wurde ihm in Aussicht gestellt, dass die Pathologie von Grund auf modernisiert würde. Aber bislang war nichts geschehen. Noch immer gab es nur die drei Kühlkammern mit ihren alten, dicken Kühlhaustüren im Vorraum. Viel zu wenig für eine Großstadt. An manchen Tagen, besonders nach aufgrund von Feiertagen verlängerten Wochenenden, waren die Kammern schnell belegt, und die anderen Toten aus Verkehrsunfällen, Familienstreitigkeiten oder mit noch ungeklärten Todesursachen standen auf den Fluren herum und begannen zu stinken. Am schlimmsten sahen für Mechthild die Leichen aus schweren Verkehrsunfällen aus. Sie waren oft zerrissen und zerquetscht, Teile fehlten, und Gesichter waren als solche nicht mehr zu erkennen.
    Zu ihrer Erleichterung waren die Flure heute leer. Am Ende des Vorraums stand eine Tür offen, hinter der sie schon von Sülzens Stimme vernahm. Hier lag einer der beiden Untersuchungsräume. Mechthild amtete tief durch und betrat den Raum. Von Sülzen war über die Tote vom Wallgraben gebeugt, neben ihm ein pathologischer Helfer, und hatte gerade einen Rippenbrecher angesetzt. Als er Mechthild sah, hielt er inne und reichte ihr spontan eine Hand zum Gruß, zog sie aber schnell wieder zurück, als er seinen blutverschmierten Schutzhandschuh bemerkte.
    „Frau Kayser! Schön, Sie hier zu sehen!“ begrüßte er sie freundlich. „Machen Sie es sich bequem! Ihr außergewöhnlicher Kollege hat es sich auch schon gemütlich gemacht.“ Dabei wies er mit dem Kinn in eine Ecke des Raumes. Dort saß vor einer Wand aus Glasbausteinen, die aufgrund ihres Alters nicht mehr viel Licht in den Raum dringen ließen, Bernd Schultze im Halbdunkel. Er hatte die Augen geschlossen und führte mit seinen Händen irgendwelche Bewegungen in der Luft aus. Dabei neigte er seinen Kopf hin und her, als wenn er im Gespräch mit einem unsichtbaren Dritten wäre, dem er manchmal zustimmte und manchmal nicht.
    Mechthild war erschüttert. Für sie sah Schultze wie ein Totalausfall aus. Völlig abwesend, gestört.
    Von Sülzen sah Mechthilds skeptischen Blick. „Interessante Vorgehensweise!“ bemerkte er süffisant. „Habe ich in Bremen noch nicht erlebt.“ Dann beugte er sich wieder über die Tote.
    Mechthild verstand nicht ganz. Meinte von Sülzen das ernst, oder machte er sich über sie lustig? Doch sie wollte das Thema nicht vertiefen. Sie trat näher an den Tisch. Von

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