Fuer immer nicht hier
Beweggründe. Sie wollte Nadia warnen, um sie davor zu beschützen, eines seiner Opfer zu werden. Anna spürte, dass Nadia anders war, als ihre Vorgängerinnen. Sie mochte sie wirklich sehr.
Seine eigene Schwester warnte sie also vor Romeo, als er nicht im selben Raum war. Und wieder einmal machte Nadia alle Schotten dicht. Sie wollte es nicht hören. Sie hatte ihre Beziehung zu ihm in einem Glaskasten tief in ihrem Herzen verpackt – jedoch kein normales Glas: Panzerglas. Alle Warnungen prallten nur so an ihr ab…
Nadia und Anna hatten in etwa dieselbe Statur. Beide waren eher dünn und nicht allzu groß. Annas Haare waren lang und schwarz. Ihr Mann David war wesentlich größer als sie und sehr übergewichtig. Er hatte keinerlei Manieren am Leib. Nadia konnte sich nicht zusammenreimen, wieso Anna sich diesen Mann ausgesucht hatte. Obwohl er stets freundlich zu ihr war, fühlte sie sich in seiner Anwesenheit unwohl.
Die beiden hatten zwei Töchter. Sofia war eine Woche zuvor neunzehn geworden und Julina war dreiundzwanzig. Zur zierlichen Sofia fühlte sich Nadia auch gleich hingezogen. Doch Julina mochte sie auf Anhieb nicht. Sie schien nach ihrem Vater zu schlagen. Sie war nicht dick, hatte aber ausladende Kurven und war das, was man sich normalerweise unter einer rassigen Brasilianerin vorstellt. Bei jeder Gelegenheit setzte sie ihre Rundungen in Szene.
Nadia bemerkte, wie Romeo Julinas üppigen Hintern begutachtete. Ihr fiel recht schnell auf, dass er Julina nicht als seine Nichte, sondern als eine Frau betrachtete. Immer wieder musste Nadia mit ansehen, wie sich die zwei begehrende Blicke zuwarfen.
Sie ging vom Schlimmsten aus und lag damit goldrichtig: Seit ein paar Jahren hatte Romeo nun schon eine heimliche Affäre mit seiner Nichte.
Jedes Mal, wenn er seine Schwester besuchte, drehte er eine Runde mit Julina auf seinem Motorrad. Sie liebten sich an verborgenen Orten, draußen in der Natur. Ihre Mutter, Anna, hatte davon keinen Schimmer, da die beiden stets mehr als vorsichtig waren.
Es hatte vor vier Jahren angefangen, als Julina neunzehn geworden war. Romeo hatte auf einmal eine unnatürliche Anziehung für seine bis dato kleine Nichte empfunden. Kurz nach ihrem neunzehnten Geburtstag hatte Luzifer ihm zu verstehen gegeben, dass er sich an sie heranmachen sollte und ihm zugeflüstert, dies sei nichts Schlechtes. Vom Teufel besessen, befolgte er dessen Rat natürlich.
Romeo war immer sehr vorsichtig, damit niemand etwas davon mitbekommen konnte. Zudem gab er seiner Nichte stets das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein und sie über alles zu lieben: „Mein Schatz, mein Herz gehört dir, ganz allein. Ich bin traurig, dass wir unsere Liebe geheim halten müssen und nicht heiraten können, weil du ja die Tochter meiner Schwester bist. Wenn es möglich wäre, würde ich dich schon morgen vor den Traualtar führen.“
Blind vor missverstandener Liebe glaubte seine Nichte jedes seiner Worte. Sie konnte es jedoch nicht ausstehen, wenn er bei ihnen zu Hause mit anderen Frauen aufschlug und diese noch dazu vor ihren Augen liebkoste.
„Wie kannst du mir erzählen, dass du mich liebst, und dich im nächsten Moment umdrehen und mit diesen Fremden intim werden?“, hatte sie ihm schon oft vorgehalten.
„Julina, so versteh‘ doch – das ist unsere Chance! Eine von diesen Schnepfen wird mich mitnehmen in ein anderes Land. Da kann ich dann schnell Geld machen und dich einfliegen lassen. Dort wird niemand wissen, dass du meine Nichte bist. Glaub‘ mir, Kleines, jedes Mal, wenn ich diese Frauen küsse, könnte ich mich übergeben“, beteuerte er.
Sie glaubte ihm und wünschte sich sehnlichst, dass dieser Traum wahr werden würde.
Romeo wusste ganz genau, wovon ein durchschnittliches brasilianisches Mädchen träumte. Viele von ihnen warten auf den Prinzen, der sie in ein anderes Land mitnimmt, in welchem sie ein Leben in Saus und Braus führen können.
Unglücklicherweise werden viele dieser Mädchen anschließend im Ausland an den Meistbietenden verkauft. Der erhoffte Prinz entpuppt sich nicht selten als eine zwielichtige Gestalt.
Auch Romeo wusste sehr wohl, wie er Menschen für seine Zwecke instrumentalisieren konnte. Es war ein leichtes für ihn, seiner Nichte vorzuspielen, ihr Prinz zu sein, um mit ihr seinen teuflischen Trieb zu befriedigen.
Die Eingebungen, die Nadia bezüglich Romeo und Julina heimsuchten, machten ihr schwer zu schaffen. Sie fragte sich, was er bloß von ihr selbst, Nadia,
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