Fuer immer nicht hier
sie vielleicht zu Dr. Antonio geführt hatte, damit sie in ihrem Leben etwas Großes bewirken konnte?
Seit sie in Guarinhia angekommen war, hatte sie das Gefühl, dass ihr in jenem Ort eine wichtige Rolle zugedacht war. Dieses Gefühl machte sich während und nach der Meditation ganz besonders bemerkbar. Sie konnte nicht herausfinden, was der Adler ihr sagen wollte, der sowohl in Romeos Gemälde, als auch in ihrem Türkisanhänger aufgetaucht war. Hilflos und ohne ihre Gedanken und Gefühle einzubeziehen, entschied sie sich in Windeseile für Folgendes:
„Wenn Gott mich liebt, wovon ich überzeugt bin, darf ich meinem Herz folgen, das von Romeo bereits in den Bann gezogen wurde. Gott wird mir verzeihen. Bei ihm gibt es kein richtig oder falsch - kein schwarz oder weiß.
Wenn meine Berufung darin besteht, mit Dr. Antonio zusammenzuarbeiten und Menschen zu heilen, so werde ich hierher zurückgeführt werden, ohne Gefahr, ohne Kampf. Sie werden mir dort oben verzeihen, wenn dies mein Weg ist.“
So entschied sie sich also dafür, den Mann zu begleiten, der sie in einer Sekunde in große Zweifel stürzen und sie in der nächsten zu Höhenflügen animieren konnte. Bei ihrer Entscheidungsfindung schien sie einen Aspekt völlig auszublenden: Ihr Herz hatte ihr ganz am Anfang von diesem Mann abgeraten, doch sie hatte dies ignoriert und sich eingebildet, ihn zu lieben. Es war tatsächlich so, wie es der Heiler beschrieben hatte: Wir verlieren zu Weilen den Weg unseres Herzens, wenn die Wellen weltlicher Leidenschaft über uns hereinbrechen.
Sie hatte die Integrität des Heilers angezweifelt, als er ihr erklären wollte, dass es manchmal wichtigeres gibt, als unser Herz. Sie hatte ihn in Frage gestellt, da „Liebe“ normalerweise seine Botschaft war. Aber sie hatte bis zu diesem Moment nicht verstanden, wovon er gesprochen hatte. Er hätte es klarer ausdrücken können, aber er wollte, dass sie es selbst versteht, um es zu verinnerlichen und nie wieder zu vergessen:
Er hatte von ihrer eingebildeten Liebe zu Romeo gesprochen. Sie liebte ihn nicht wirklich vom Grunde ihres Herzens. Sie hatte es sich eingeredet, da sie seinem Zauber der körperlichen Magie bereits erlegen war.
„Ja, ich komme mit dir mit“, antwortete sie auf Romeos Bitte, ihn zu begleiten.
„Gut! Gott sei Dank! Dann pack‘ deine Sachen und ich hole dich in zwei Stunden ab.“ Seine zuvor niedergeschlagene Stimme hatte sich nun wieder in die eines Machos verwandelt. Er war froh, zu bekommen was er wollte. Er ging davon aus, dass sie sehr vermögend war und sah die Dollarnoten bereits auf sein Konto fließen.
„Dieses Mal schaffe ich es. Endlich wird diese brasilianische Armut ein Ende haben“ , dachte er.
„O.K., bis gleich“, antwortete Nadia, immer noch ungewiss darüber, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Er küsste sie zum Abschied so leidenschaftlich, dass sie wieder nur so dahin schmolz.
„Ich nehme dich mit zur Familie meiner Schwester. Sie heißt Anna, ist verheiratet und hat zwei Töchter. Die ersten paar Tage können wir bei ihnen wohnen“, verkündete Romeo, der sich sicher war, nun endlich auf die Zielgerade eingebogen zu sein.
„Meinst du wirklich, dass ich mit dir dahin mitkommen soll?“, fragte sie ihn zweifelnd, „sie kennen mich doch gar nicht und vielleicht haben sie etwas dagegen, dass ich bei ihnen wohne.“
„Na klar! Selbstverständlich kannst du mit mir mitkommen. Ich habe Anna schon erzählt, dass ich einen Schatz habe, und sie alle wissen, wie sehr ich dich liebe.“ Er schien für jede Situation die richtigen Worte parat zu haben.
Nadia war es ganz beklemmend ums Herz. Sie wusste einfach nicht, was richtig war. Doch sie würde das jetzt durchziehen.
Auf dem Weg in ihr Hotel traf sie ihre Freundin Josie. Sie berichtete ihr von den neuen Wendungen in ihrem Leben. Josie war sehr lieb zu ihr, wie die Schwester, die sie nie gehabt hatte.
„Süße, ich glaube zwar nicht, dass es die beste Idee ist, mit ihm mitzugehen, aber ich verstehe, dass du diese Erfahrung machen musst“, erklärte sie ihr verständnisvoll.
„Danke Josie, ich möchte ja eigentlich gar nicht abreisen, aber es fühlt sich alles so an, als hätte ich gar keine andere Wahl. Ich verstehe einfach nicht, warum Dr. Antonio das mit mir macht. Ich weiß nicht, warum er mich unter Druck setzt, Romeo zu verlassen.“ Sie versuchte Josie klarzumachen, was in ihr vorging, völlig ahnungslos darüber, dass der Heiler nur ihr Bestes
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