Fuer immer nicht hier
angucken, so wütend und verängstigt wie sie war.
Monika war bereits ausgestiegen, um die sanitären Anlagen des Rasthofes aufzusuchen. Nadia öffnete wutentbrannt und schon fast mit dem Temperament einer waschechten Brasilianerin die Autotür und stieg, ohne auch nur ein Wort zu erwidern, aus. Sie öffnete den Kofferraum und als sie ihre schwere Tasche schon fast herausgenommen hatte, stand Romeo bereits neben ihr, um sie davon abzuhalten.
„Was ist los mit dir? Was machst du da?“, fragte er sie entgeistert.
„Ich habe jedes einzelne Wort eures Gesprächs mit angehört, als ihr gedacht habt, ich würde schlafen. Für mich ist hier Endstation. Es war ein großer Fehler, zu dir zurückzukommen“, sagte sie mit Tränen in den Augen.
Sie war enttäuscht darüber, dass er sie nicht vor den harschen Worten dieser Frau in Schutz genommen hatte. Sie war verwirrt, denn sie wusste nicht, was er ihr womöglich antun würde.
„Mein Schatz, bitte hör‘ auf. Vergiss‘ bitte das blöde Gerede. Ich liebe dich.“ Er versuchte, sie mit seinem gut ausgebildeten, reumütigen Dackelblick zu beschwichtigen.
„Ich hab‘ echt genug Romeo. Ich bin mir darüber im Klaren, einen Fehler begangen zu haben und ich bereue ihn sehr. Aber du kannst mir anscheinend nicht verzeihen. Und ich halte es nicht länger mit dieser Frau zusammen im Auto aus. Mir fehlt da drin die Luft zum Atmen“, sagte Nadia.
Sie wollte sich gerade umdrehen und gehen, als er ihre Hand ergriff und sie beschwichtigte: „Süße, bitte hör‘ auf. Ich habe dir doch schon verziehen, bevor ich mich mit dir im Hotel getroffen habe. Ich bin froh, dass du wieder bei mir bist. Vergiss doch Monika. In zwei Stunden sind wir zusammen in unserem Hotelzimmer, nur du und ich, ohne Monika und sonst irgendwen. Bitte halte es noch etwas aus.“ Seine Worte waren wieder so süß wie Honig; seine wahren Absichten waren kaum durchschaubar.
Mehr als ein Grund hatte Romeo dazu veranlasst, Nadia auf diese Tour mitzunehmen. Sie konnte seine Beweggründe jedoch nicht erahnen und versuchte, ihm zu glauben. Daher unterdrückte sie ihr schlechtes Bauchgefühl. Sie blieb aber auch auf Grund der großen Gefahr, die damit einherging, alleine durch das brasilianische Hinterland zu reisen, bei ihm. Für eine junge Europäerin konnte es hier extrem ungemütlich werden.
Monika war bei der Auseinandersetzung zwischen Nadia und Romeo nicht dabei gewesen. Als sie zum Auto zurückgekehrt war, fielen drei Autotüren ins Schloss.
Romeo und Nadia hielten vorne Händchen. Er war erleichtert darüber, dass er sie zum Bleiben hatte überreden können. Sie waren bereits etwa zehn Minuten gefahren, als Romeo bemerkte, dass die zuvor so kommunikative Monika auf dem Rücksitz ungewöhnlich still geworden war.
„Alles in Ordnung mit dir, Monika?“, fragte er.
Keine Antwort.
„Monika?“, fragte er noch einmal, etwas lauter, da er annahm, sie sei eingeschlafen.
Erneut keine Antwort.
Nadia drehte sich um, um nachzusehen, warum keine Silbe mehr über ihre Lippen kam. Zu ihrer Überraschung war von Monika da hinten keine Spur; der Rücksitz war leer. Gleichzeitig versuchte Romeo Monika im Rückspiegel zu erhaschen. Als den beiden klar wurde, dass Monika nicht mit ihnen im Auto saß, schauten sie sich an und lachten lauthals los. Die Situation war so lustig, dass vor lauter Lachen dicke Kullertränen aus ihren Augen rollten. In Momenten wie diesen schienen sie das perfekte Paar zu sein, mit demselben Humor im Blut. All ihre Differenzen waren für diesen einen Moment in Vergessenheit geraten.
Dann wurde Romeo aber wieder ernst:
„Mist, wir müssen den ganzen Weg zurück, um sie wieder aufzugabeln.“
Nadia sagte nichts dazu. Gerade eben hatte sie erst dieses wunderbar entspannende Gefühl gehabt und jetzt musste sie der bitteren Realität schon wieder ins Auge blicken – diese bezaubernde Frau würde gleich wieder mit ihnen im Auto sitzen.
Als sie an ihrem letzten Halt angekommen waren, sahen sie Monika vor dem Rasthof stehen. Auf Entfernung war es bereits offensichtlich: Sie war stinksauer. Romeo und Nadia mussten sich zusammenreißen, um nicht wieder loszulachen. Es fiel ihnen schwer.
„Monika, ich habe mit dir gesprochen, aber du hast mir nicht geantwortet. Daraufhin haben wir erst bemerkt, dass du gar nicht mit im Auto warst.“ Während er versuchte, die richtigen Worte zu finden, passierte es auf einmal. Er konnte seine Emotionen einfach nicht im Zaume halten, platzte fast vor Lachen
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